Avanias der Große
in der Gegend umschauen.
So hatten Menko und Avanias Zeit, allein miteinander zu reden. Jeder der beiden saß auf einem Felsen von einer Elle Durchmesser. Diese Brocken hatten Oburen vor sehr langer Zeit hierher geschleppt, um sich ein Beratungslager inmitten der Wildnis zu erschaffen.
„ Das Leben ist unberechenbar, Menko! Es kommt immer anders als wir es uns vorgestellt haben.“
„ Ja, ich weiß, was du meinst. Ich hätte vor paar Tagen auch nie gedacht, dass ich in naher Zukunft an einem Kriegsfeldzug teilnehmen würde.“
„ Glaubst du an das Schicksal?“
„ Ich weiß nicht. Glaubst du an das Schicksal?“
„ Ich bin nicht so gläubig, obwohl ich streng erzogen worden bin. Aber die Vernunft sagt mir, dass unser Leben nicht von irgendwelchen Göttern gelenkt wird!“
„ Also glaubst du nicht an die Götter? Gut, ich nämlich auch nicht!“
„ So meinte ich das nicht! Zum Beispiel habe ich vor Kurzem einem älteren Mann, einem Palparen, die Kehle durchgeschnitten. Es war furchtbar, obwohl der Kerl es verdient hatte und ich es bestimmt wieder tun würde. Aber so etwas kann doch kein Gott wollen!“
„ Na ja, mag ja irgendwie stimmen. Sie sagen, man wisse nie, was die Götter für einen planen. Ich halte nichts von alledem. Wir können und müssen unser Schicksal in unsere eigene Hand nehmen!“
„ Das habe ich ja in gewisser Weise getan. Aber ich fühle mich elendig seitdem.“
„ Der Typ hatte es verdient! Es war bestimmt der erste Mann, den du erschlagen hast. Oder?“
„ Ja, er war der Erste gewesen.“
„ Das ist normal! Viele haben mir erzählt, dass die erschlagenen Männer sie immer noch in ihren Alpträumen verfolgen würden. Aber man gewöhnt sich dran, und die Zeit lässt Gras über diese Sache wachsen. Glaub mir! Ich selbst habe auch schon einmal einen Mann zu Tode erschlagen.“
„ Ehrlich? Wieso das denn?“
„ Weiß ich auch nicht. Ich war besoffen.“
Beide lächelten sich kurz gegenseitig an.
„Ich aber bin es nicht gewesen, als ich diesen Palparen erstach! Daher kann ich mich noch so gut daran erinnern und sehe diesen Barbaren immer wieder vor meinen Augen.“
„ Ach, das Leben ist zu kurz! Wir müssen zusehen, dass wir es voll auskosten! Dachtest du, ich wollte mit euch kommen, weil ich Ruhm ernten und den Respekt meines Vaters gewinnen wollte? Ganz und gar nicht! Die Beute ist es, die mich dazu veranlasste, mit euch zu ziehen und das spätere unabhängige Leben! So werde ich diesen Mann ein für alle Mal los.“
Avanias merkte sehr deutlich, dass diese beiden, Vater und Sohn, sich wirklich hassten. Solche Menschen, solch heftig zerstrittene Familien hatte er bisher noch nicht kennengelernt. Es schockierte ihn, aber es war ihm irgendwie gleichgültig, was er nicht ganz verstehen konnte. Er hatte sich die letzten Tage verändert. Er dachte mehr über sich und seine eigenen Probleme nach und ihn interessierten nicht mehr die Probleme der anderen Menschen um ihn herum. „Ich finde das nicht richtig! Wir müssen Vorbilder sein! Ich will mich da nicht in euren Streit einmischen, aber stell dir vor, alle würden sich nur noch streiten! Wo würden wir dann enden?!“
„Ich verstehe, was du meinst. Das kannst du nicht nachvollziehen! Du hast bestimmt einen sehr guten Vater, der sich um dich kümmert. Den haben nicht alle. Nicht in jeder Familie läuft alles glatt! Du wirst bestimmt noch einige andere Menschen kennenlernen, die genauso mit ihrer Familie zerstritten sind.“
„ Du wirst es später bereuen. Die Familie ist sehr wichtig. Glaub mir! In schweren Zeiten tut es gut, wenn man seine Familie und seine Freunde an seiner Seite weiß!“
Der Alvestier dachte, je öfter er mit verschiedenen Menschen über seine Probleme sprach, würde es ihm gut tun und der Kummer wäre dann leichter zu ertragen. „Weißt du, ich habe vor einigen Tagen die perfekte Frau kennengelernt. Ich kriege sie nicht mehr aus dem Kopf.“
„Wer ist sie? Und wo hast du sie kennengelernt?“
„ Du wirst mich für verrückt halten. Sie ist Sarafie, die Tochter des Böntschakis. Wir lernten uns in Bagaan kennen, nachdem wir sie von der Gefangenschaft von den Mentschaken befreit hatten.“
„ Böntschakis' Tochter? Eine palparische Prinzessin? Oh Mann, du hast wirklich Probleme! Wie hat sie dich denn herumgekriegt?“
„ Sie hat mich nicht um den Finger gewickelt! Es ist einfach so passiert. Ich habe mich sowohl in ihr Äußeres, als auch in ihr
Inneres verliebt.“
„Ja, ja, ich
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