Avanias der Große
ihn so sehr, dass er sie sogar gewinnen ließ. Während sie ihren sechsten Gegenangriff startete, lächelte Avanias. Er war ein besserer Kämpfer als sie und hätte sie ohne Mühe sofort in die Enge treiben können, aber er hatte noch nie eine Frau gesehen, die so gut mit dem Schwert umgehen konnte, er hatte überhaupt noch gar keine Frau mit einem Schwert in der Hand gesehen. So entschied er für sich, sie gewinnen zu lassen. Bei ihrem siebten Gegenangriff parierte er nicht mehr richtig. Malgarias bemerkte, dass Avanias sie extra gewinnen lassen hatte. Die Abmachung galt ja nicht für das Mädchen, dachten beide. Also war es in Ordnung, dass er sie hatte siegen lassen. Das Mädchen jubelte wie ein kleines Kind. Alle Zuschauer klatschten laut in die Hände. Nach nur wenigen Momenten hatte Avanias dieses sympathische Mädchen in sein Herz geschlossen. Zu gerne wollte er sie fragen, ob sie denn nicht mit ihnen mitziehen wollte. Aber, wie Avanias beobachten durfte, war sie bereits zum König gegangen und bat um seine Erlaubnis, sie mit den Anderen nach Osten aufbrechen zu lassen.
„ Nein! Krieg ist nichts für Frauen! Und du bist das einzige Kind, das Einzige, was mir von meinem Bruder noch geblieben ist!“, konnte Avanias aus dem Mund des Königs hören. Gerne wäre er persönlich zu den beiden hinzugetreten und hätte versucht, den König zu überreden.
Moighesia war eine Stadt, die inmitten einer gebirgigen Landschaft erbaut worden war. In den Nordosten hatten sich die Moighusen zurückgezogen. Die Berge um die Stadt herum wirkten Tag für Tag sehr beeindruckend auf jeden Bewohner dieser Stadt.
Es lebten nicht viele Menschen hier, die Stadt war dennoch groß angelegt und die Moighusen hatten es geschafft, diese sterile Gegend urbar zu machen.
Die Moighusen hatten eine gelbe Haut und Mandelaugen, genauso wie die Mentschaken. Diese beiden Völker waren aber nicht miteinander verwandt.
Sie waren ein aufstrebendes Volk. Unter ihnen waren die besten Krieger der Welt, die einst an der Seite der Palparen gekämpft hatten. Und ein jeder von ihnen legte sehr viel Wert auf die Bewahrung ihrer Traditionen und Gebräuche. So durfte kein Mann sich den Bart abschneiden, sonst wurde er ausgestoßen. Ihre Götter waren dieselben wie die der Palparen, nur mit moighusischen Namen.
Sie durften sich mehrere Frauen nehmen. Und gelegentlich kam es vor, dass sie ihre Frauen für einige Nächte lang untereinander austauschten. Dies war ein Brauch, der nirgendwo anders gepflegt wurde.
Ihr König Mogos hatte alle Macht inne. Man verweigerte ihm nie etwas. So nahm er sich ab und zu das Recht heraus, eine Braut vor ihrem Bräutigam nehmen zu dürfen. Ja, die Moighusen waren ein eigenartiges Volk. Dieser Ansicht war auch Böntschakis.
Es war aber nicht der Einfluss der Moighusen, der Böntschakis zu dem gemacht hatte, was er jetzt war.
Ihre Hochzeiten feierten sie gewöhnlich sehr aufwändig. Die Braut wurde verschleiert, so dass der Bräutigam sie bei der Trauung nicht sehen konnte. Der Bräutigam wurde wie ein Prinz eingekleidet, in voller Rüstung und mit einer Krone auf dem Kopf, fast wie die des Königs, der aber seine eigene echte Krone selten trug. Mit verschiedenen Arten von Schmuck wurde die Braut bestückt. Sie wurden von einem Priester im großen Tempel der Innenstadt getraut. Die Zeremonie dauerte nicht lange. Nach dem Ende der Trauung schlenderte das Paar hinaus und wurde währenddessen von Kindern mit Blättern beworfen, als Zeichen des Segens. Dann wurde draußen auf dem großen freien Feld neben dem Marktplatz der Stadt gefeiert. Es wurde getanzt, gesungen und sehr viel getrunken. Auch die moighusischen Frauen tranken alkoholische Getränke.
Die Hochzeit von Sarafie und Mohagos verlief so ähnlich. Eigentlich wollten sie nicht heiraten, sondern warten, bis ihr Vater eintraf. Aber Böntschakis lehnte es ab, in den Norden zu ziehen. Es sei zu gefährlich, teilte er Mogos durch einen Kurier mit. Und angeblich wollte Sarafies Mutter auch nicht die Strapazen dieser beschwerlichen Reise auf sich nehmen.
Das Glücksgefühl, das Mohagos an seinem Hochzeitstag empfunden hat, ist schwierig zu beschreiben. Sein Vater war ebenso glücklich wie sein Sohn. Nur Sarafie schien überhaupt nicht glücklich zu sein, was man aber nicht an ihrem Gesicht sehen konnte, da sie ja den ganzen Abend hindurch verschleiert blieb. Mohagos hatte sie aber bei ihrer Ankunft in der Stadt schon sehen dürfen. Eine solch schöne Frau hatte er noch nie
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