Avanias der Große
seinen Spitzeln hatte er beauftragt, die Mörder ausfindig zu machen. Nun knieten sie gefesselt vor ihm.
Der König saß mehrere Stufen weit über ihnen, trug schwarze Kleider, war von schmächtiger Gestalt und trug weder eine Krone auf dem Kopf, noch hielt er ein Zepter in der Hand.
Wie die Gruppe sofort merkte, konnte der mentschakische König wohl kein Alvestisch verstehen und hatte einen Übersetzer an seiner Seite, der von hoch oben den mit einfachen kurzen Seilen gefesselten Männern entgegen schrie. „Ihr seid also die Männer gewesen, die unsere Soldaten in Buskaan abgeschlachtet haben.“
„ Ja, das waren wir.“, antwortete Avanias ebenso laut. Malgarias starrte ihn grimmig von der Seite an. Warum hat er das nur zugegeben, fragten sich die anderen Gefährten. Damit hatte er wohl ihr Todesurteil unterschrieben. Der König aber schwieg, nachdem der Übersetzer ihm alles ins Ohr geflüstert hatte. Avanias hatte sich erhoben, sofort trat einer der Soldaten, die sie gefangengenommen hatten, näher und wollte ihm einen Tritt verpassen und wieder auf den Boden drücken. Der König hob aber seine rechte Hand und wies den Soldaten damit an, dass er zurücktreten sollte.
„ Aber wir können das erklären. Es spielte sich ein Verbrechen vor unseren Augen ab. Eine Prinzessin wurde entführt. Wir sind Männer der Ehre, wir konnten eure Soldaten nicht einfach so weiterziehen lassen! Wir bitten Euch um Nachsicht!“
„ Ihr seid doch Avanias, Prinz von Alvestia, nicht wahr?“, fragte ihn der König, der zum Erstaunen aller doch fließend Alvestisch sprechen konnte. Avanias verneigte sich.
„ Sagt mir, wenn Ihr doch meine Männer getötet habt, um diese Prinzessin zu befreien, wieso wagt Ihr es dann mein Land zu betreten? Ihr könnt doch nicht so einfältig sein!“
„ Wir haben einen Auftrag auszuführen, und den Zwischenfall hatten wir nicht erwartet. Wir bitten Euch noch einmal untertänigst um Vergebung, Eure Majestät!“
„ Und wieso habt Ihr die Prinzessin Eures Erzfeindes befreit?“
„ Sie war verborgen in der Sänfte, Majestät. Wir wussten nicht, dass die palparische Prinzessin drin saß.“
„ Und wenn Ihr es gewusst hättet, hättet Ihr sie dennoch befreit?“
„ Kann ich Euch nicht mit Bestimmtheit sagen, Majestät.“
„ Seid ehrlich!“
„ Ich denke ja, wir hätten sie dann auch befreit.“
Plötzlich stand der König auf und hastete rasch die Stufen vom Thron herunter auf Avanias zu und blieb genau vor ihm stehen und begutachtete ihn. Dann gab er seinen Soldaten das Zeichen, alle freizulassen. „Ihr seid wirklich Avanias, der Sohn von Sassanias. Ein Mann von Ehre. Und Ihr seid der beste Schwertkämpfer der Welt, wie man überall über Euch erzählt.“
„Tun sie das wirklich? Ich weiß nicht, wer Euch das erzählt haben mag, aber ich kann Euch sagen, dass das nicht hundertprozentig stimmt! Es gibt bessere Kämpfer als mich.“
„ Weswegen seid Ihr denn eigentlich unterwegs?“
Avanias wies Lamandias an, dem König das Pulver zu zeigen und erzählte ihm von dem Feldzug, den er plane.
„Wir sind Nachbarn, aber pflegen seit vielen Jahren keine guten Beziehungen zueinander. Obwohl ich Eurem Vater stets entgegenkommen wollte. Nun gut. Ihr habt meine Männer angegriffen, Avanias. Um mein Volk nicht zu erzürnen, müsste ich Euch einsperren lassen. Aber da ich Euren Mut und Eure Aufrichtigkeit bewundere, will ich Euch eine Gelegenheit geben. Ihr werdet gegen meinen Sohn mit dem Schwerte kämpfen. Gewinnt Ihr, werde ich Euren Feldzug unterstützen. Falls Ihr verlieren solltet, darf ich Euch auf welche Weise auch immer bestrafen.“
Nach einem kurzen Aufenthalt in Pegania waren Sassanias, Magria und ihre Begleitung ohne Rast weitergezogen. Sie waren nun nur noch einen Tagesritt von den Ufern der Labria entfernt. Sie wollten an einem sicheren Ort in den angrenzenden Wäldern übernachten und dann den nächsten Tag durchreiten, bis sie den palparischen Boten sichten würden. In früheren Jahren musste Sassanias nicht die Labria überqueren. In den meisten Fällen traf Sassanias sogar zu spät ein, so dass der Kurier und seine Begleitung dort an der Küste des Flusses schon auf ihn warteten.
Magria wollte unbedingt nach Östrake, um ihren Plan durchzuführen, wie sie sagte. Auf der Reise überlegte sie, wie sie würde fliehen können. Hamandias und seine Männer waren in der Tat nicht leicht zu überlisten.
Sassanias schlug seiner Tochter vor, mit ihm auf seinem Pferd zu reiten,
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