Avanias der Große
sollen. Vielleicht stellt er irgendetwas Dummes an.“
Normalerweise hätte Böntschakis kurzen Prozess mit dem Jungen gemacht. Aber gewisse Skrupel hielten ihn noch zurück. Wer sollte denn sonst außer Dümnakis sein Reich, sein Erbe, nach seinem Tod weiterführen? Und er war ihm dankbar für die erfolgreiche Niederschlagung des Aufstands der Bentschuren in der Teltschurane. Aber dennoch konnte er ihm die Schwarze nicht schenken. Sie war Sein. „Ich habe die Hochzeit abgesagt. Was willst du noch? Bestimmt wollte er nur das erreichen. Er wollte ihr damit helfen. Entweder hat er Mitleid mit ihr, oder er tut dies absichtlich, um mich zu kränken.“
„Nein, das macht er nicht, um dich zu kränken. Er hat Mitleid mit ihr. Er will sie aus diesen Mauern befreien.“
„ Das wird er nicht wagen.“
Palanie saß immer noch gelassen auf ihrem Sofa. Sie wollte das Leben ihres Sohnes retten, auch wenn sie ihr eigenes dafür opfern müsste. Aber warum tötete sie diesen abscheulichen Mann nicht einfach und erlöste die Welt von ihm? Diese Frage stellte sie sich wieder. Sie konnte es auch nicht verstehen.
Böntschakis war tief in seinen Gedanken versunken. Nein, auf einen Zweikampf mit Dümnakis durfte er sich nicht wieder einlassen. Dieses Mal würde er garantiert verlieren und dieser Junge würde ihn garantiert töten. Er musste ihn besänftigen. Dies aber auf eine einen öffentlichen Skandal vermeidende Weise.
„ Er ist noch jung. Wir sind schon alt. Wir haben doch alles. Er hat noch seine Träume, er lebt noch in seiner eigenen Welt. Bitte trage ihm die Angelegenheit nicht nach!“
„ Ich werde nicht gegen ihn kämpfen. Einer von uns wird sterben. Das will ich nicht. Dieser Junge muss endlich verstehen, dass wir eine Familie sind!“
„ Ich werde jetzt zu ihm gehen und mit ihm reden.“
„ Nein! Du bleibst hier! Du machst alles nur noch schlimmer. Er wird schon kommen. Wir werden das klären.“
Die Frau stand da mitten im Raum. Sie traute sich nicht, sich seiner Anweisung zu widersetzen. Sie spürte immer noch die Schmerzen der letzten Misshandlung in ihren Knochen. Die Lebenskraft schwand von ihr.
Irgendetwas musste geschehen, um den jungen Sohn des Königs abzulenken. Ein Krieg, ja, ein neuer Krieg müsste her. Aber seine Armee war vom letzten Sklavenaufstand stark dezimiert worden.
„ Wir hatten einen Aufstand unter den Sklaven der Teltschurane. Willst du einen weiteren in deinem Harem provozieren? Ich habe mitbekommen, was du mit Ganania getan hast. Frauen sind nicht so dumm und so schwach, wie du glaubst.“
„ Ach, halt die Fresse, Weib! Misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen! Wie oft soll ich dir das noch sagen? Stell meine Geduld nicht auf eine Probe!“
Sie bemerkten nicht einmal, dass Dümnakis schon den Raum betreten hatte. In voller Rüstung stand er da. Böntschakis sah nicht zu ihm auf und er ließ sich seine Anspannung nicht anmerken.
„Wenn du ein Mann bist, dann stelle dich jetzt dem Kampf!“
Palanie trat an ihren Sohn heran. „Bitte, mein Sohn, bitte, ich flehe dich an, bitte, tu es nicht!“
Der Prinz schubste sie zur Seite. „Du bist nicht meine Mutter. Verkauft mich nicht für dumm! Jetzt los, du Feigling!“
Der Junge hielt sein Schwert gegen den Vater gerichtet, seine Zähne waren gefletscht. Das ging Böntschakis zu weit. Niemand, auch nicht sein eigenes Blut, durfte ihn einen Feigling nennen. Rasend vor Wut eilte er zur Wand, nahm eines der dort hängenden Schwerter und kreuzte mit dem Sohn die Klinge. Palanie brach in Tränen aus und schrie laut.
„ Nein, das darfst du nicht tun!“
„ Schreib du mir nicht vor, was ich tun darf und was nicht!“
Ja, sie war eine Prinzessin, die Tochter des Sassanias, und er ein einfacher Schmied, weniger angesehen als ein Bauer. Machte er sich denn nicht zu große Hoffnung darauf, es doch irgendwie zu schaffen, einen königlichen Rang zu erreichen?
Nein, es ging doch nur um die Liebe!
„ Wenn dir nur etwas noch an mir liegen sollte, bitte ich dich, erzähle ihm nichts!“
„ An die Konsequenzen hättest du vorher denken sollen. Du hast Glück, dass wir zur Zeit noch in Trauer sind und Avanias eigene Pläne schmiedet.“
„ Ja, wir dürfen ihn nicht ablenken. Das bringt doch keinem etwas. Ich gebe zu, ich habe es vermasselt. Wie könnte ich das denn wiedergutmachen? Vielleicht wirst du mir doch noch eines Tages vergeben und alles vergessen können.“
Sie kannten sich zwar noch nicht so lange,
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