Avanias der Große
in seinem Leben gesehen. Er hatte sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Sarafie lächelte ihn zwar an, aber Mohagos war nicht ihr Typ. Dabei war Mohagos kein allzu hässlicher Mann. Seine Augen waren nicht so klein wie die der anderen Moighusen. Seine Lippen waren ebenfalls nicht so dünn, wie es typisch für einen Moighusen war. Und wohl kein Moighuse hatte solch eine schöne und reine Haut wie der Prinz. Aber es lag nicht an dem Äußerlichen. Sarafie dachte Tag für Tag an den fremden Mann aus Halussien, der ihr das Leben gerettet hatte.
In jener Nacht saß die Prinzessin aus dem fernen Süden auf der Bettkante neben Mohagos. Ein äußerst großzügiges Zimmer hatte der König für sie herrichten lassen, und das Bett war besonders breit und mit den am Besten verarbeiteten Tierfellen der Welt belegt.
Mohagos legte Sarafies Schleier ab. Sie schaute müde aus, aber Mohagos sah wieder diese Traurigkeit in ihren Augen. „Wirke ich abstoßend auf Euch?“
„Nein, das ist es nicht!“, antwortete ihm Sarafie freundlich leise und legte ihre linke Hand auf seine Rechte. „Ich liebe Euch noch nicht.“
„ Ist es mein Aussehen? Stößt Euch dieser Bart ab? Ich werde ihn abschneiden. Ich tu alles, was Ihr verlangt!“
Sarafie wusste nicht, was sie ihm erwidern sollte, denn die Wahrheit konnte sie ihm ja nicht sagen, denn er wäre natürlich zornig geworden. Daher schwieg sie einfach. Mohagos deutete dieses Schweigen als Bejahung. Er erhob sich hastig. „Dann werde ich unser Schlafgemach nicht eher betreten, bevor dieser Bart ab ist.“
Mohagos hatte sich wirklich in sie verliebt und Sarafie konnte das an seiner Bereitschaft, den Bart zu opfern, deutlich sehen. Mit dieser Tat würde er sich den Sitten und Gebräuchen seines Landes widersetzen und würde auch Ärger seitens seines Vaters bekommen, wie Sarafie wusste. Wenn ein Mann eine Frau wirklich liebt, dann ist er tatsächlich bereit, alles für sie aufzugeben.
Auch als der Bart ab war und Mohagos dann wahrlich viel schöner aussah, regte sich bei Sarafie überhaupt nichts. Um aber einen Skandal zu verhindern, spielte sie ihm vor, sie empfinde nun etwas für ihn, worauf er sofort ihr Schlafgemach bezog.
Der König schenkte Sarafie eine seiner Sklavinnen als Zofe. Mirtas war in demselben Alter wie Sarafie und eine liebevolle junge Frau. Für die Moighusen war es eine Ehre, wenn der Monarch ihre Kinder als Sklaven oder Arbeiter für seinen Hof auswählte. Einige Jahre zuvor war Mirtas' Mutter während eines öffentlichen Festes zum König gegangen und hatte ihm ihre Kinder zum Dienst angeboten. Mogos entschied sich für Mirtas und Mirtas ging sogar freiwillig an den Hof des Königs, denn ihr Leben bei ihnen zuhause war für sie sowieso zu öde gewesen.
Sarafie lernte schnell, dass sie Mirtas absolut vertrauen konnte. Mohagos' Gemahlin bestand darauf, dass auch Mirtas gute Kleider bekommen und so wie sie angezogen sein sollte. Sarafie trug fast jeden Tag immer ein dunkelblaues Kleid ohne ein auffälliges Dekolleté. Sie war keine Frau, die eitel oder in irgendeiner Form eingebildet war.
Eines Tages sprachen Sarafie und Mirtas beim Weben miteinander.
„ Ihr leidet bestimmt sehr unter dieser Euch aufgezwungenen Beziehung.“, sagte Mirtas leise und konzentrierte sich dabei auf ihren Webstuhl. Sarafie hielt inne und betrachtete die Wände des Zimmers. Die einzelnen Räume des Palastes waren größer angelegt als die des palparischen. „Auf der Reise hierhin habe ich einen Mann kennengelernt. Er hat mir das Leben gerettet. Bolkrias. Sein Name geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Seit diesem Tag träume ich nur noch von ihm.“
Mirtas hielt nun auch inne und starrte die Prinzessin entsetzt an.
„Ihr müsst sehr vorsichtig sein, Majestät! Ich kenne den König sehr gut. Wenn ihm zu Ohren kommt, dass Ihr einen anderen liebt, wird er Euch etwas antun.“
„ Das glaube ich nicht. Aber danke für diese Warnung! Ich habe dir das erzählt, weil ich weiß, dass ich dir voll und ganz vertrauen kann. Außerdem habe ich nicht den König sondern seinen Sohn geheiratet. Und der ist ein gutherziger Mann.“
„ Ihr dürft ihm dennoch nicht trauen! Ihr kennt mein Volk noch nicht so gut. Glaubt mir, auch er ist nicht viel anders als sein Vater!“
„Er ist doch vollkommen übergeschnappt! Das tut er doch nur, weil er mich ärgern will.“
„ Er macht eine harte Zeit durch. Bitte, hab Verständnis für ihn! Du hättest Uljana nicht wieder im Harem einschließen lassen
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