AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
noch zu schwach ...«
Er hielt sich nicht mit Worten auf, und nur noch einmal tauchte Ninian aus ihrem goldenen Nebel auf.
»Warte, du ... wenn Tidis uns sieht ... du wolltest es doch lieber weich und bequem im Bett haben.«
Ohne sich bei dem, was er gerade tat, zu unterbrechen, murmelte er:
»Ich glaube ... nicht ... dass wir Tidis - halt still, Weib - schockieren können ... und bis zum Bett ... schaff ich es nicht mehr. Ist das gut?«
Sie zeigte ihm, wie gut es war, und so feierten sie seine Genesung.
Nachher lagen sie im Laub und sahen in die flirrenden, grüngoldenen Lichter über ihnen.
»Siehst du, mir fehlt hier nichts«, meinte Jermyn zufrieden, aber nach einer kleinen Pause seufzte er: »Außer einem ...«
Am nächsten Morgen lag er eine Weile mit geschlossenen Augen und hing dem Traum nach, aus dem er erwacht war. Draußen gackerten Tidis’ Hühner und die Ziegen rupften Heu aus der Traufe. Ihr Gestank störte ihn wie jeden Morgen, aber heute war etwas anders. Er schnüffelte - da war immer noch der Geruch aus seinem Traum
»Ninian«, unbarmherzig rüttelte er sie wach, »hast du uns in der Nacht in den Palast zurückgebracht oder bild ich mir nur ein, dass es hier nach Kahwe riecht?«
Sie bewegte sich schlaftrunken und blinzelte.
»Nein, wir sind nicht in Dea«, erwiderte sie glücklich, »aber ...«, sie schnupperte, »du hast recht, es riecht tatsächlich nach deiner schwarzen Brühe.«
Mit einem Satz sprang Jermyn von ihrem Lager auf, fuhr in seine Hosen und humpelte um das Haus herum.
Als er die Tür zur Küche aufstieß, saß Tidis auf einem Hocker, eine kleine Mühle zwischen den Knien und drehte eifrig deren Kurbel. Auf dem Herd sang das Wasser im Kessel, am Herdrand stand die wohlbekannte Messingkanne und auf dem Tisch ein winziges Tässchen. Tidis hob den Kopf, als Jermyn hereinkam, und sie lachte verschmitzt über seine verblüffte Miene.
»Gleich ist er fertig«, rief sie ihm entgegen, »hoffentlich mache ich alles richtig.«
»Bestimmt«, andächtig sah er zu, wie sie das geliebte Getränk bereitete, »wo hast du die Sachen her?«
Tidis machte sich am Tisch zu schaffen und trug Brot, eingemachte Früchte, Ziegenkäse und Grütze auf.
»Oh, man kommt herum«, erwiderte sie vage, »da sammelt sich allerhand an. Als ich hörte, dass du dem schwarzen Laster frönst wie einer aus den Südlichen Reichen, entsann ich mich des Geräts und habe es herausgekramt. Hier, er ist fertig. Wohl bekomm’s.«
»Dafür werde ich dich küssen«, sagte Jermyn ernsthaft. Er tat es mit Inbrunst, nahm Kanne und Tasse und verschwand. Tidis wechselte, milde überrascht, einen Blick mit Ninian, die jetzt eintrat.
»Wundere dich nicht. Du hast ihm das Leben gerettet, aber das ist nichts im Vergleich zu seinem schwarzen Gesöff. Damit hast du dir seine immerwährende Dankbarkeit erworben«, sie seufzte sehnsüchtig. »Wenn du jetzt noch eine Bilha herbeizaubern würdest, könnten wir für immer hierbleiben.«
Am Abend, als sie es sich nach dem Essen in der Hängematte bequem gemacht hatten, rief die alte Frau nach ihr.
»Komm, Mädchen und hilf mir tragen.«
Ninian folgte dem Ruf bereitwillig und kam bald freudestrahlend zurück, eine verbeulte Messingbilha in den Armen, mit allem, was dazugehörte.
»Schau, Tidis Kammern sind wirklich unerschöpflich!«
»Ja, ja,« knurrte Jermyn, »das war’s ja wohl mit der guten Luft in der Wildnis. Aber in meine Hängematte kommst du nicht mit dem Ding.«
Ninian ließ sich nicht beirren, füllte den Messingbehälter mit Wasser aus dem Krug, den Tidis mitgebracht hatte, entzündete den Brenner und stellte das bauchige Gefäß darauf. Sie öffnete die kleine Dose, roch ein wenig misstrauisch an den dunklen Fäden und hob anerkennend die Brauen.
»Das Kraut ist ganz frisch. Wie kommst du daran?«
Einen Moment lang schien Tidis um eine Antwort verlegen, dann erwiderte sie schmunzelnd:
»Als Kräuterweise sollte es mir wohl nicht schwerfallen, jedes Kraut herbeizuschaffen. Freust du dich, mein Kind?«
Ninian nickte begeistert. Als das Wasser siedete, sog sie zwei, drei Mal kurz an dem Mundstück und nahm endlich einen tiefen, glücklichen Zug. Mit wonnevoll geschlossenen Augen spürte sie dem würzigen Geschmack nach und blies den Rauch mit einem Seufzer in den Abendhimmel. Jermyn sah sie an, wie sie dort im Schneidersitz auf dem Boden hockte und zufrieden ihre Bilha rauchte und tiefe Zärtlichkeit erfüllte sein Herz.
Schweigend saßen sie in dem dunkler
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