AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

besten Plätze, diese beiden, wer hätte es ihnen verwehren können? Aber sie war nicht das verwirrende weiße Fräulein gewesen, sie hatte mit dem dunkelhäutigen Mädchen an ihrer Seite gelacht und geplaudert, heiter und unbeschwert, wie die Ava, die er gekannt hatte.
    Natürlich war auch er dabei gewesen, doch einmal, als er sich seinem Nachbarn, einem untersetzten jungen Mann mit mürrischem Gesicht zuwandte, hatte Donovan ihren Blick aufgefangen. Das Herz im Halse hatte er, die Hand auf der Brust, grüßend den Kopf geneigt. Er war nahe genug gewesen, um sie erröten zu sehen, aber nach kurzem Zögern hatte sie seinen Gruß erwidert.
    Am nächsten Tag hatte ein zweiter Brief hinter dem Gitter gesteckt.
    Ich habe dich gesehen. Erlaubst du, dass ich dir schreibe? Stell heute Abend eine Kerze in dein Fenster, wenn es dir nicht zuwider ist, aber versuche nicht, mich zu sehen.
    Er hatte die Kerze ins Fenster gestellt und als sie abgebrannt war, die schweren Vorhänge sorgfältig geschlossen. Seit diesem Tag hatte er die dünnen Blätter mit den wenigen Sätzen darauf gefunden und sie hatten ihn in einen wilden Taumel von neuerwachtem Hoffen und Bangen gestürzt.
    ... Ich war nicht ich selbst an jenem Abend, bin es schon lange nicht mehr ... Manchmal scheint mir alles wie ein böser Traum ... Ich sehne mich nach gebildeter Unterhaltung, nach Musik ... Erst nach einer Weile merkt man, dass man die Lebensart nicht verleugnen kann, in der man aufgewachsen ist ... Es ist bitter zu sehen, dass man Opfer für eine falsche Liebe gebracht hat ...
    Jeder neue Brief fachte den Funken Hoffnung in seiner Brust an, bis er in hellem Feuer brannte. Er verstand - sie erwachte allmählich aus dem Rausch, der sie umfangen hielt, versuchte sich, aus einem Netz zu befreien. Er kannte zur Genüge die große Macht, die der andere über seine Mitmenschen besaß, hatte sie schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Wieviel von dem, das sie an Jermyn band, entsprang wirklich ihrem eigenen Willen?
    Donovan hatte begonnen, ihr zu antworten, sehr vorsichtig zuerst, dann immer kühner und einmal hatte er ihr beherzt vorgeschlagen, sie solle den anderen verlassen und zu ihm kommen. Auf diesen Brief hatte sie so lange geschwiegen, dass er Angst bekommen hatte, er habe sie beleidigt oder der andere habe den Briefwechsel entdeckt.
    Dann war der nächste Zettel doch gekommen.
    Ich kenne nun den Wankelmut der Männer, mein Vertrauen habe ich verloren. Ein vornehmes Amt erwartet dich, soll ich glauben, dass du mich, die ich so tief gefallen bin, zu dir erhebst? Mein Stolz verbietet mir, unehrenhaft zu dir zu kommen ...
    Mit innerem Jubel hatte er ihr versichert, dass er sie heiraten, zur Fürstin machen werde. Sie dürfe diesen Brief als Beweis nehmen ...
    Donovan glättete den Zettel, der vor ihm lag, der letzte, den er von ihr erhalten hatte.
    Geschriebenes kann als Fälschung verleumdet werden. Um mir deine Treue zu beweisen, bedarf es eines deutlicheren Zeichens - noch bist du nicht Patriarch!
    Das hatte ihn ratlos zurückgelassen, er hatte nicht geantwortet und nichts mehr von ihr gehört.
    Doch immer waren seine Gedanken darum gekreist, dass ein hohes Amt, eine hohe Stellung auf ihn wartete. Während der Ratssitzungen würde er auf dem Stuhl des Patriarchen sitzen, jeder würde aufstehen und sich vor ihm verneigen, wenn er einen Raum betrat. Niemand würde wagen, ihn herablassend, spöttisch oder gar mitleidig anzusehen. Und mit dem Amt würde sicherlich die Macht kommen, die Fähigkeit, es auszufüllen. Hatte er nicht schon einmal die Stimme der Autorität gebraucht und hatte er es nicht um ihretwillen getan? Es war ein Zeichen der Götter - er brauchte Ava an seiner Seite, um zu herrschen. Mit ihrer Liebe und Unterstützung würde er ein ebenso mächtiger Herrscher werden wie sein Vater, davon war er mehr und mehr überzeugt. Selbst Duquesne konnte ihn dann nicht mehr bedrohen.
    Heute hatte der unverschämte Mensch ihn wieder beleidigt - wenn das Eingreifen des Vaters nicht noch kränkender gewesen war.
    Donovan runzelte die Stirn. Der alte Mann behandelte ihn wie einen unmündigen Jungen. Gewiss hätte er Duquesne antworten können, wäre der Alte nicht so vorschnell gewesen. Seit Donovan denken konnte, hielt der Vater ihn am Gängelband. Er war dieser liebevollen, leicht verächtlichen Bevormundung überdrüssig!
    Aber obwohl die Erschöpfung des alten Mannes unverkennbar gewesen war, als er sie entlassen hatte, klammerte er sich mit Zähigkeit ans