AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
einmal mehr, das Gähnen zu unterdrücken.
Die Hände auf dem Rücken gefaltet, stand Battiste am Rande des Feldes und betrachtete die Bemühungen des gegenwärtigen Spielers. Sein Gesicht zeigte keine Regung, doch an der Art, wie er leicht auf den Fußballen wippte, erkannten seine Männer, dass sich selbst seine Geduld erschöpfte.
Wieder landete der Spielstein mit aufreizendem Klappern im falschen Feld, Battistes Hand fuhr hoch, als wolle er sich an die Nasenwurzel greifen, eine Geste, die seinen Leuten wohlbekannt war.
Aber er unterdrückte die Bewegung und ließ die Hand sinken. Man zeigte keine Gereiztheit, wenn der Thronfolger einen Wurf nach dem anderen vergab und die Partie, die ein kurzweiliges Geburtstagsvergnügen sein sollte, sich in eine zähe, langatmige Angelegenheit verwandelte.
Battiste hatte dienstfrei, doch einige seiner Männer würden bald auf ihre Posten zurückkehren müssen, so dass keine Zeit mehr blieb, um ein wenig zu schwatzen und Wetten auf die bevorstehenden Meisterschaften abzuschließen. Die Scherze und spöttischen Bemerkungen, die ein solches Spiel begleiteten, waren schon lange verstummt. Donovans Ungeschick hatte sich dämpfend auf alle Gemüter gelegt.
Dabei war er im allgemeinen kein schlechter Spieler, nicht brillant, aber durchaus in der Lage den geschliffenen Stein zu verwenden, der nur geübten Spielern zustand. Es hatte Battiste nichts ausgemacht, als der Patriarch ihm zu verstehen gab, er möge seinen Sohn zu der Partie einladen. Aber Donovan hatte von Anfang an eine schlechte Figur gemacht. Man spielte in zwei Mannschaften und die »Helden« mussten an einem siegreichen Ausgang kaum mehr zweifeln. Ebenso wie ihren Gegenspielern, den »Dämonen«, wäre ihnen jedoch ein anregenderes Spiel lieber gewesen als dieser laue Sieg, den sie der Unfähigkeit des jungen Herrn verdankten.
Zum sechsten und letzen Mal versuchte Donovan, seinen Stein im Feld der Lüfte zu platzieren. Danach würde er es sich wie fünf der sieben vorigen Felder als Misserfolg anrechnen müssen, und die Anzahl der Elfenbeinstäbchen in der Schale der Dämonen würde weiter anwachsen.
Donovan beugte sich vor, führte die Hand mit dem Stein zum Auge, um Maß zu nehmen, und schwang sie probeweise hin und her - die vorgeschriebenen Bewegungen, aber es schien Battiste, dass der junge Mann mit seinen Gedanken nicht bei der Sache war.
Der Wurf ging wie erwartet daneben. Einige der jüngeren Männer verwandelten ihr Aufstöhnen unter den strengen Blicken ihres Hauptmannes hastig in gekünsteltes Hüsteln, aber wenn Donovan es bemerkt hatte, so schien es ihm nichts auszumachen. Er lächelte vage in die Runde und murmelte:
»Leg die Stäbe hinein, Bonventura. Ich weiß nicht mehr genau, wie viele es sind ...«
Niedergeschlagen schlich der Kammerherr zu Giles d’Aquinas, der bei diesem Spiel zum Zahlmeister erkoren worden war, und legte die Anzahl der kleinen Stäbchen hinein, die der junge Wachmann ihm gutmütig zuflüsterte. Battiste betrachtete Bonventura wohlgefällig. Das war ein anständiger Diener - er litt jedes Mal, wenn sich sein Herr zum Narren machte.
Man machte ein paar Schritte, um sich die Beine zu vertreten. Donovan nahm einen Becher Limonade aus Bonventuras Hand entgegen, Wein wurde aus Rücksicht auf die Männer, die noch Dienst hatten, nicht gereicht.
Die armen Kerle schwitzten in ihren Uniformen, während die Freigänger in leichten Wämsern und Beinlingen erschienen waren. Donovan war wie stets makellos in hellblau und lindgrün gewandet und die Wäsche, die aus den breiten Schlitzen hervorquoll, leuchtete blendend weiß.
Merkwürdig dünkte Battiste nur ein zweifingerbreites, besticktes Band, das der Patriarchensohn um den linken Oberarm geschlungen hatte. Ein Band, mit dem junge Mädchen vom Lande ihr Haar zusammenbanden, wenn sie sich zur Feldarbeit niederbeugten. Battiste hatte es oft gesehen, wenn er im Sommer auf dem Landgut der Familie weilte. Die Farben des Bandes, sonnengelb auf braunem Grund, und das fremdartige Flechtmuster stachen auffällig von den kühlen Wassertönen des Wamses ab und Battiste fragte sich, welches Mädchen dem Herzen des Thronfolgers so nahe stand, dass er sich unpassend kleidete. Andererseits schwärmte der junge Mann schnell und leicht ... Er hatte jetzt seinen Becher ausgetrunken, aber er rührte sich nicht, sondern starrte vor sich hin, das leere Gefäß müßig in der Hand drehend. Die Männer, die bald auf ihre Posten mussten, schielten
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