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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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sich und öffnete seinen Geist. Dröhnend brachen die fremden Gedanken über ihn herein und hastig wob er ein feinmaschiges Netz um sich zu schützen, wie er es von Vater Dermot gelernt hatte. Nur die Gedanken, die ihm selbst galten, ließ er hindurch. So war er rechtzeitig gewarnt, wenn es jemand auf ihn abgesehen hatte. Und er durfte keine Kraft mit nutzlosen Grübeleien vergeuden, sonst hatte das Netz keinen Bestand.
    Das schäbige Schild der Spelunke war schon in Sichtweite, als ihm Bosheit wie beißender Gestank entgegenschlug. Sie waren zu dritt – einer hinter ihm, zwei andere vor ihm und sie waren nahe, obwohl die Gasse bis zum Eingang der Schenke leer war. Doch kurz davor öffnete sich ein kaum mannsbreiter Durchgang zwischen den Häusern.
    Auf der Höhe des Durchlasses holte der Verfolger ihn ein. Jermyn spürte seinen Atem im Nacken, den tückischen, zum Stoß bereiten Willen. Er duckte sich und die Wucht des Hiebs trug seinen Angreifer über ihn hinweg. Der Mann strauchelte, Jermyn sprang vor, stieß ihn in den Durchgang und zog ihm den Bleibeutel über den Schädel. Mit gedämpfter Stimme rief er:
    »Hier is de Kerl, macht fix, ich pass uff, dass keiner kommt!«
    Mit ein paar Schritten war er im Eingang der Schenke und verbarg sich hinter der halbgeöffneten Tür. Er musste nicht lange warten – zwei Köpfe mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen schoben sich vorsichtig aus dem schmalen, dunklen Spalt. Sie spähten nach allen Seiten, zogen sich zurück und gleich darauf kamen zwei Männer mit einem Handkarren heraus, auf dem sich ein Haufen alter Lumpen türmte. Gemächlich trotteten sie davon und verschwanden in der zunehmenden Dämmerung.
    Jermyn grinste. Was würde der Patron für ein Gesicht machen, wenn ihm diese Ladung vor Augen kam! Aber er nahm sich vor, am nächsten Tag sein Quartier zu wechseln.
    Er wartete beinahe zu lange.
    Nur weil er schlaflos im Dunkeln lag und über seinem Elend brütete, überrumpelten sie ihn nicht. Er hörte sie vor seiner Tür und als sie hereinkamen, lag er nicht im Bett, sondern auf dem Boden daneben, den Bleibeutel in der Hand. Ihr Plan, ihn aus dem Schlaf zu reißen und mit dem grellen Licht der Laterne zu blenden, war fehlgeschlagen. Als sie an sein Lager stürzten, hieb er dem Laternenträger den Bleibeutel erst auf den einen, dann auf den anderen Fuß. Aufjaulend ließ der Mann die Laterne fallen und hüpfte brüllend in der Stube umher. Jermyn schlängelte sich zwischen ihren Füßen zur Tür.
    »Feurio, Feurio, herbei, es brennt!«
    Der Ruf wirkte besser als jeder Hilfeschrei. Das ganze Haus erwachte, Türen klappten, jemand nahm den Ruf auf und bald tönte die Feuerglocke wild durch die schlafende Nachbarschaft. Jermyn schrie weiter und tatsächlich war das brennende Öl aus der Lampe gelaufen und Flämmchen zuckten über den Holzboden.
    Dieser Anblick, der Rauchgestank und das panische Geschrei auf den Fluren schlug die Angreifer endgültig in die Flucht. Halsüberkopf stürzten sie die Treppe hinunter, ihren jaulenden Kumpan mit sich zerrend. Im allgemeinen Durcheinander achtete niemand darauf und sie entkamen unbehelligt.
    Jermyn schlug die Flammen mit seiner Decke aus, als der Wirt hereinstolperte.
    »Ihr wisst doch, das ihr mit de Lampen vorsichtig sein müsst. Un meine gute Decke ... Ihr müsst mir den Schaden ersetzen«, polterte er. Jermyn musterte ihn kalt.
    »Es ist kein Schaden entstanden. Ihr solltet lieber mich für den Schrecken entschädigen. Anscheinend könnt Ihr euer Haus nicht vor Räubern schützen. Die sind reingekommen, um mich auszurauben. Ihr habt gewiss vergessen, die Riegel vorzulegen.«
    Er hatte die Stimme gehoben und andere Gäste schauten neugierig herein. Dem Wirt gefiel das nicht, mürrisch schob er die Leute zur Tür hinaus und knallte sie hinter sich zu.
    Am nächsten Tag erklärte er, dass er die Stube nicht länger vergeben könne, da er sie selbst für eine Verwandte brauche. Jermyn zuckte die Schultern, er wollte ohnehin weg.
    So packte er seine wenigen Sachen zusammen, aber um den Wirt zu ärgern, setzte er sich in die Schankstube und behauptete, eine Mahlzeit stünde ihm noch zu. Der Wirt knurrte, aber unter dem Blick der schwarzen Augen gab er nach, watschelte in die Küche und brachte Brot, Käse und warmen Wein.
    Jermyn aß langsam und überlegte dabei, wo er jetzt sein Quartier suchen sollte. Wollte er dem lästigen Patron entgehen, so musste es weit genug von dessen Revier entfernt sein. Und der Einfluss dieses

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