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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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legte er den Finger auf die Karte, die ausgebreitet dort lag.
    »Postiert die Wachen in den Gewölben so, wie ich gesagt habe, und schärft ihnen ein, keinen Laut von sich zu geben und nicht loszuschlagen, bevor ich das Signal gebe. Und befehlt den Kerkermeistern, sich bereitzuhalten, sie sollen die Feuer die ganze Nacht unterhalten, wenn es nötig ist. Heute Nacht gilt es, eiserne Halskrausen anzulegen.«
    Mit einem Mal loderte Hass in den kalten Augen und Battiste wich unwillkürlich zurück. Aber Duquesne hatte sich schon wieder in der Gewalt, die dunklen Wimpern verbargen den fanatischen Glanz. Er neigte höflich das Haupt und zog seine Handschuhe an. Unter der Tür drehte er sich noch einmal um.
    »Ach, übrigens wird der Herr Donovan bei unserer kleinen Unternehmung anwesend sein«, sagte er beiläufig. »Seid so gut und habt ein Auge auf ihn!«
    Er neigte mit knapper Höflichkeit das Haupt, dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Hauptmann Battiste erwiderte den flüchtigen Gruß nicht.
    Der junge Herr! Damit hatte er beide Sprösslinge seines Herrn auf dem Hals und er konnte beim besten Willen nicht sagen, was er mehr verabscheute: Duquesnes unbestreitbar fähiges, aber anmaßendes Auftreten oder Donovans gehemmte Scheu.
    Er warf die silberbestickten Handschuhe auf den Tisch, zog die zusammengerollten Wachpläne aus ihren Fächern in der Wand und brüllte nach seinem Leutnant.
    »Neue Dienste, Ruhezeiten gestrichen, Befehl von Duquesne«, knurrte er, als sein Stellvertreter, erstaunt über die ungewohnte Lautstärke, eilig hereinkam. Leutnant Caedmon hakte die Daumen in seinen Gürtel - wenn sie allein waren, duldete der Hauptmann eine ungezwungene Haltung bei den höheren Offizieren.
    »Und seit wann führen wir Befehle des Bastards aus?«, fragte er gehässig.
    »Seit wir ihm vom Patriarchen für dieses Unternehmen unterstellt wurden. Setzt Euch, wir haben viel Arbeit vor uns. Oder wartet, holt noch die Weinflasche her, ich muss diesen schlechten Geschmack loswerden. Sein Glas? Schmeißt es in den Kamin!«
     
    Vielleicht hätte es den Hauptmann getröstet, hätte er geahnt, welche Gedanken Duquesne beschäftigten, während er von den Gardequartieren im Untergeschoss des Ratsturmes hinaufstieg und den Hof zum Haupttrakt überquerte.
    Oh, ja, der Patriarch hatte ihm freie Hand gegeben. Behäbig hatte er in dem ausladenden, eigens für seine Leibesfülle gefertigten Stuhl gesessen und wohlwollend genickt.
    »Ja, ja, nimm sie nur, mach, was du für nötig hältst, wenn du dieser Nachricht wirklich so große Bedeutung beimisst. Manchmal hörst du die Flöhe husten, aber wir wollen nicht leichtsinnig sein. Meine Schatzkammer - man bedenke die Dreistigkeit! Also, setze meine Wache nach deinem Gutdünken ein.« Der alte Mann hatte ihn mit einem Wink der feisten, ringgeschmückten Hand entlassen und sich wieder der Betrachtung seiner Kupferstiche zugewandt. Doch als Duquesne an der Tür gewesen war, hatte er noch einmal gesprochen.
    »Natürlich ist dir klar, dass ich keine Stadtwächter in meinem Palast dulde, nicht wahr, Duquesne? Keine blaurote Uniform, weder ober- noch unterirdisch!«
    Die Drohung war unmissverständlich gewesen und ausdruckslos wie stets hatte Duquesne geantwortet. Aber es war gut, dass der Patriarch sein Gesicht nicht gesehen hatte.
    Mit langen Schritten ging er durch die hohen Flügeltüren der Prunkräume, die eilfertig für ihn geöffnet wurden. Eine Gruppe von Höflingen lehnte an den hohen Fenstern. Das kühle Frühjahrslicht spielte über ihre engen, zweifarbigen Beinlinge, die wattierten Wämser mit den aufgeplusterten Ärmeln. Sie unterhielten sich lachend, aber beim Klang der schweren Stiefel sahen sie sich um.
    Das Gespräch verstummte, die Gesichter nahmen den höflich wachsamen Ausdruck an, den die meisten Vornehmen Duquesne gegenüber zeigten. Sie neigten die Köpfe gerade so weit, wie es die guten Sitten erforderten, aber er wusste, dass sie es mit steifen Nacken taten, weil sie ihn fürchteten und weil der Patriarch es von ihnen verlangte.
    Obwohl er es eilig hatte, blieb er stehen, und mit grimmiger Belustigung bemerkte er, wie sie kaum merklich ihr Gewicht auf die Fersen verlagerten, um Abstand zu halten.
    »D’Aquinas, solltet Ihr zwei Männer Eures Gefolges vermissen, so könnt Ihr beruhigt sein. Sie schlafen in den Verliesen des Stadthauses ihren Rausch aus. Das heißt, ich nehme an, dass sie betrunken waren, als sie in den Handelshallen randalierten. Ihr könnt sie

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