Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
mit Trüffeln. Und dann musste er natürlich auch einen Trüffelhund haben.« Federico tippt sich an die Stirn. »Aber wie gesagt, ich war nur ein Mal auf seinem Hof, zusammen mit Allegra. Ein wirklich hübscher Ort die Casa Margaret. Aber das ist lange her.« Er sieht traurig aus, als ob er Allegra immer noch vermisst, als ob sie seine große Liebe gewesen ist. Federico steht auf, und ich bemerke erst jetzt, dass sich die Gaststube, während wir beide uns unterhalten haben, geleert hat. Er räumt das Geschirr vom Tisch und lächelt mich an.
»Hat es Ihnen geschmeckt?«
»Ganz hervorragend!«, antworte ich. »Diese würzige Mischung aus Käse und Blüten in der pasta, köstlich. Und der Fisch!«
» Grazie. Vielen Dank. Der Fisch kommt ganz frisch aus dem See, den Unterschied schmeckt man!« Ich bin der letzte Gast, aber mein Glas ist noch halbvoll, und ich bin mir nicht sicher, ob ich sofort um die Rechnung bitten soll. Doch Federico kommt mir zuvor.
»Bleiben Sie ruhig noch sitzen, und trinken Sie Ihren Weinus. Wir setzen uns jetzt sowieso in der Küche zusammen, um eine Kleinigkeit zu essen. Erst dann machen wir die Kasse. Rufen Sie mich, wenn Sie gehen möchten.« Er streicht mir kurz über die Schulter und verschwindet dann in der Küche. Ich bin etwas enttäuscht, Mario nicht gefunden zu haben. Eben war eine Begegnung mit ihm noch zum Greifen nah, jetzt ist sie in weite Ferne gerückt. Zu gern hätte ich Federicos trattoria mit ihm zusammen erneut besucht. Stattdessen muss ich mich nun weiter auf Spurensuche begeben. Aber mit den neuen Informationen und dem Namen des Hofes auf Sizilien dürfte es nicht mehr allzu schwierig werden, zumindest Marios Mutter aufzuspüren. Ich nippe an meinem Rotwein. Warum es wohl zwischen ihr und dem Wirt nicht geklappt hat? Immerhin scheint die Beziehung zwischen den beiden ja etwas Besonderes gewesen zu sein. Es wirkt jedenfalls so, als hätten sie sich sehr gemocht. Ob Allegra aus Vernunft bei ihrer Familie geblieben und nach Sizilien gezogen ist, um Federico zu vergessen? Aber warum hat Federico dann nicht um sie gekämpft? Vermutlich scheitern die größten Lieben an der Faulheit der Männer. Mein Glas ist leer.
»Federico?«, rufe ich vorsichtig in Richtung Küche. Obwohl ich nicht damit rechne, dass er mich hört, steht er eine Minute später mit der Rechnung vor mir. Nachdem ich bezahlt habe, wünsche ihm alles Gute und laufe durch die Dunkelheit zurück in meine Pension. Ich bin hundemüde und verschiebe die Kolumne, die ich heute noch schreiben müsste, auf den morgigen Tag. Carla wird toben. Aber das ist mir egal. Ich bin so kaputt, dass ich nur eine Katzenwäsche mache und mich dann auf die rechte Seite des großen Doppelbettes fallen lasse. Es ist stockfinster, erst jetzt fällt mir auf, wie hell es in Berlin selbst bei Nacht ist. Unter meinem Fenster raschelt es, und mir wird ein wenig mulmig zumute. In solchen Momenten ist es doch ganz gut, wenn man weiß, dass man nicht alleine, sondern ein Mann in der Nähe ist.
Chhhhhrrrrrrrrrrrrr«, ertönt es in diesem Moment dicht neben meinem Ohr. Ich muss lachen. Mein Nachbar schnarcht. Die Wände zwischen den Zimmern sind offenbar so dünn, dass ich das Gefühl habe, er würde direkt neben mir im Bett liegen. Wie heißt es noch so schön? Hüte dich vor deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen!
----
Do Italians better?
Oder ... warum der Italiener in seine Heimat vernarrt ist
Eine Kolumne von Dana Phillips
Liebe Komplizinnen! Haben Sie sich schon mal gefragt, als was Sie sich im Ausland bezeichnen würden? Als Deutsche oder vielleicht doch eher als Münchnerin, Pinnebergerin oder Düsseldorferin? Während wir Nordlichter unser eigenes Land oft verdammen, liebt der Italiener seine Heimat heiß und innig. Der Großteil der Italiener ist ausgesprochen stolz auf bella Italia . Als eine Nation sieht man sich deswegen aber noch lange nicht, denn hier zählen die regionalen Unterschiede. Im reichen Norditalien fühlt sich der Bürger mehr als Venezianer oder Lombarde denn als Italiener – je nachdem, woher er kommt. Er sieht sich als Zahlmeister des Landes und hat keine Lust, für die seiner Meinung nach »faulen« Süditaliener aufzukommen. Nicht ohne Grund bekommt die Lega Nord , die die Abspaltung Norditaliens von Süditalien befürwortet, mittlerweile in manchen Regionen mehr als 20 Prozent der Stimmen. Wer im Norden die Nationalhymne anstimmt, muss daher damit rechnen, den Mittelfinger gezeigt zu bekommen.
Weitere Kostenlose Bücher