AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
Arbeit zu überladen. Stress pur, aber egal! Ich bin motiviert und entspannt – und wieder einmal verliebt. Gestern Abend besuchte ich den heißesten Kerl in Neuehrenfeld. Markus wohnt in einer Seitenstraße zwischen Schlachthof, Bahndamm und Bordell, zurzeit in der WG mit einer Frau zusammen. Sie war aber Gottseidank nicht da. Ich tat so, als wollte ich unbedingt eine Massage von ihm. Das tat er dann auch und noch viel, viel mehr. Es war die Art der Lust bei der man anfängt, ganz schnell zu atmen und einem die Finger und Zehen taub werden. Sein Körper ist mit keinem Wort zu beschreiben. Wir tranken einander und es war ein himmlischer Nektar.
Wieder schwebten die Stunden im Himmel der Erotik wie rosaroten Wolken der Lust dahin. Dieser Mann ist zum Lieben erschaffen, ein Geschenk der ganz besonderen Art. Es war nicht schwer ihn zu überreden, mich dort übernachten zu lassen. Und wärmer oder schöner habe ich kaum jemals geschlafen. In seinem Einzelbett fühlte ich mich so bequem und behütet wie nie zuvor. Von seinen starken Armen wurde ich fest gehalten und glitt sanft und zufrieden ins Land der Träume. Ob ich ihn liebe? Ich könnte nicht anders…
Wir redeten nur wenig, doch kam zu meinem Entsetzen heraus, dass Markus seit drei Jahren einen festen Freund hat. Dieser Glückspilz wohnt in Berlin und die beiden sehen sich wohl jedes Wochenende. Keine so tolle Beziehung, finde ich. Ich würde diesen Halbgott jedenfalls keine Minute sich selbst überlassen wollen. Mich dazwischen drängeln würde ich aber auch nicht, obwohl die Versuchung sehr groß ist. Scheinbar hat meine neueste Errungenschaft jedoch auch Platz in seinem Herzen für mich. Demnächst – hoffentlich – mehr.
19. März 2001
Längere Zeit ist seit meinem letzten Eintrag vergangen [Liebes Tagebuch]. Währenddessen sich auch nur wenig ereignete. Ich arbeite ständig im Frühdienst, schlage mich mit alten Mobilfunk-Schulden herum und qualme unablässig Onkel Pauls Kreteks aus Indonesien. Toll, was? Vor zehn Tagen verabschiedeten wir den Georg auf seinem Weg zur steilen Karriere – Ein Kollege, der die Ausbildung erfolgreich verkürzen konnte. Ich lud zu dieser Gelegenheit meinem Adonis, Markus, ein und es wurde ganz lustig. Er kann sich einfach mit jedem unterhalten und das übliche Hotel-Geschwafel blieb zum größten Teil aus. Danach waren wir bei ihm zu Hause, brachten in unserem betrunkenen Zustand außer einem absolut himmlischen Geknutsche nichts zustande. Früh am nächsten Morgen schlich ich zur Arbeit und er machte sich auf zu seinen Eltern in Ost-Thüringen. Ich sollte ihn elf Tage lang nicht sehen – morgen kommt er dann endlich zu mir, nachdem er die ganze Woche Besuch von seiner ex-Freundin (!) hatte.
Freitagabend erfreute ich die schwulen Kids in der „U27“-Party mit meiner Anwesenheit und tauschte aus Mitleid (?) Nummern mit Chris aus, den ich schon länger vom Sehen kannte. Wir trafen uns dann auch am darauf folgenden Freitag, rannten quer durch die Stadt und redeten über alles von der Apartheid bis hin zur BSE. Ein ganz netter Typ, doch in meiner Leistengegend rührte sich bei seinem Anblick leider nichts. Ach Markus – das ist ein richtiger Kerl… Ich werde morgen jedenfalls gut gelaunt herumlaufen! O ja – seit vergangenem Montag bin ich meine Warzen los – dank Laser – und bin also wieder so gut wie unberührt!
21. März 2001
War e s eine Fata Morgana oder war Markus gerade wirklich hier? Je ne’est ce pas. Es kommt mir vor, als hätten wir Stunden lang in liebevoller Umarmung (etc…) auf meinem Hochbett gelegen. Wer weiß? Ich darf ihn nicht meine Liebe gestehen, denn er hat ja einen FREUND und dies würde ihn wohl eher abschrecken.
Außerdem plagte mich einen Husten, den ich seit einigen Tagen herum schleppe. Hoffentlich nicht TB aus Afrika. Jedenfalls wird es höchste Zeit, mit dem Qualmen aufzuhören. Wenn nicht für den Nichtraucher Markus, dann sicherlich für mich. Dieser unheimliche Teufelskreis muss jetzt mal ein Ende finden. Ich habe ja schon mal, in Vorbereitung auf der Fata Morgana, dem ganzen Abend den Gift nicht zu mir genommen und das Zimmer ordentlich gelüftet. Was soll ich denn jetzt nur machen? Jeder andere Kerl erscheint mir im Vergleich zu Markus minderwertig (OK, Lukas könnte noch gehen…) doch kann ich ihn nicht für mich alleine haben. Scheiße, es ist wieder mal unfair. Und würde er mich wieder sehen wollen, wenn ich ihn von „der Sache“
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