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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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launischen Meer verführt.
    Plötzlich achteten Azrael und Uro nicht mehr auf die Takelage und die Anzeigen. Sie standen reglos auf den Planken, so ruhig wie das Wasser, und schienen die weißen Schwaden zu beobachten. Warteten sie auf etwas?
    Sophie runzelte die Stirn. Nun ging Azrael mit unnatürlicher Anmut zu ihr. Nur ein Erzengel konnte sich so bewegen. Fast alles, was er tat, wies auf sein überirdisches Wesen hin. Er blieb vor ihr stehen und reichte ihr seine Hand.
    »Was geschieht hier?«, wisperte sie. In dieser Stille wäre es ein Sakrileg gewesen, lauter zu sprechen.
    »Das werden Sie sehen.« Rätselhaft lächelte er, und sie ergriff seine Hand, die er, nachdem er ihr auf die Beine geholfen hatte, behutsam, aber entschlossen weiter festhielt. Ganz sanft schwankte das Boot.
    Wie immer wirkte Azraels Berührung elektrisierend und sandte ein Prickeln durch ihren Arm bis in ihre Brust. In ihren Wangen spürte sie heiß das Blut, während sie sich umsah und in dem dichten Weiß ringsum irgendetwas zu erkennen suchte.
    Unter den tief hängenden Schwaden war Sophies Haar feucht geworden. Ihre langen goldblonden Strähnen hatten sich zu Korkenzieherlocken geringelt, die ihr Gesicht einrahmten.
    Azrael umfasste ihre Hand etwas fester. Als sie zu ihm aufschaute, sah sie ein Raubtierlächeln, etwas Mutwilliges in den leuchtenden Augen. Er hob den Kopf und streckte seinen freien Arm zum Himmel hinauf.
    Verwirrt rang Sophie nach Luft, denn der Wind frischte auf, und der Nebel rings um das Boot wich zurück. Die weißen Schleier entfernten sich kreisend, als wäre eine gigantische Turbine eingeschaltet worden, und die Luft klärte sich und gab über dem Deck allmählich die Sicht frei.
    Immer höher konnte Sophie himmelwärts schauen, bis der zurückweichende Nebel die rost-orangefarbenen Stahltrossen eines weltberühmten Bauwerks enthüllte.
    Über der Calliope schwebte die Golden Gate Bridge in majestätischer Pracht. Mit ihren gewaltigen Stützpfeilern und Stahlkabeln beherrschte sie den Nachthimmel, als wäre sie seine Königin und das Sternenmeer ihr kostbarer Thron voller funkelnder Diamanten.
    »Oh, mein Gott«, flüsterte Sophie. Ihre Brust fühlte sich eng und weit zugleich an, übermächtige Emotionen schnürten ihr die Kehle zu. Sie wollte lachen … schreien und tanzen und schluchzen. Noch nie hatte sie etwas Schöneres gesehen. Und sie betrachtete es von einer Stelle aus, die wohl nur wenigen Glücklichen geboten wurde.
    Hoch oben fuhren nächtliche Reisende über eine der beiden Brücken, die San Francisco mit dem Rest von Kalifornien verbanden. Sophie beobachtete die Scheinwerfer, die das Dunkel durchschnitten, die flatternden Möwen zwischen den Kabeln, lauschte fernen Nebelhörnern. Stolz und stoisch, stark und unerschütterlich ragte die Golden Gate Bridge empor, ein Tor zum Gelobten Land, in königliches Rot gekleidet.
    Etwa fünf Minuten lang musste Sophie das Wunder angestarrt haben, bis ihr etwas bewusst wurde, was sie nur glauben konnte, weil sie es tatsächlich erlebte. Blinzelnd senkte sie den Kopf und ignorierte den Schmerz in ihrem verkrampften Nacken. Azrael schaute nicht die Brücke an, sondern sie. Plötzlich fühlte sie sich wie im Brennpunkt eines riesigen Scheinwerfers und vergaß sekundenlang, was sie herausfinden musste.
    »Az«, würgte sie schließlich hervor und warf einen Blick auf Uro, der die Brücke musterte. »Heißt das … Ich meine …« Sie kehrte dem Gitarristen den Rücken, damit er nichts hörte. »Weiß er …« Unsicher verstummte sie. Nicht nur vor ihr, auch vor dem Musiker hatte Azrael mittels einer mysteriösen Magie den Nebel geteilt und einen Weg zur Golden Gate Bridge geöffnet. Dank ihrer Freundin Juliette wusste sie, was ein Erzengel vermochte. So dumm war er nicht, dass er seine übernatürlichen Talente vor einem ahnungslosen Menschen anwandte, der das Geheimnis womöglich ausplaudern würde. Doch der Musiker zeigte keine besondere Reaktion. Also war er eingeweiht? Nicht nur sie kannte die Wahrheit über Az? Kein neuntes Rad am Wagen? In ihrer Verwirrung wagte sie nicht, danach zu fragen.
    Das war auch nicht nötig, denn Az nickte. »Schon seit langer Zeit weiß er Bescheid, Sophie.« Sein leises Lachen klang wie verlockende Musik, und er sprach ihren Namen so zärtlich aus, dass ihre Knie ganz weich wurden. »Auch die drei anderen Jungs wissen es.«
    Weil er nicht merken sollte, wie sehr er sie erregte, schaute sie wieder zur Brücke hinauf.
    »Gefällt sie

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