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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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trinken und sie vielleicht töten.
    »Kannst du ihn heilen, Michael?«, hörte Az sich fragen. In seinem Innern kochte eine ungeheure, maßlose Wut. Trotzdem gelang es ihm irgendwie, die notwendige Frage zu stellen, und er harrte an Uros Seite aus, ergriff sogar behutsam seine Hand.
    »Das weiß ich nicht«, gab der einstige Krieger zu. Noch nie hatte er versucht, einen Vampir zu heilen. In den zwanzig Jahrhunderten, seit Azraels Qual durch Michaels Blut gelindert worden war, hatte der König der Vampire die Hilfe seines Bruders nie mehr gebraucht. Normalerweise heilten Vampire sich selbst. Aber Feuer bedrohte ihr Leben.
    Selbst wenn Michael die Brandwunden schließen und die Narben entfernen würde – Uro würde frisches Blut brauchen, nicht nur menschliches.
    Das erkannte Azrael, während Michael seine Handflächen ganz sanft auf Uros verbrannte, immer noch qualmende Brust legte. Az beobachtete, wie sein Bruder die Augen schloss und den Kopf senkte. Allmählich begannen die Finger zu glühen.
    Azraels Ungeduld wuchs. Irgendwo da draußen war Sophie, Abraxos wollte ihr etwas antun. Und Az hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Er konzentrierte sich auf seine Fähigkeit, in ihre Gedanken einzudringen. Doch er konnte sie nicht orten – entweder, weil der Adarianer sie durch das Schattenreich weggebracht hatte, oder ihre Gehirnwindungen waren seit dem Erwachen ihrer Sternenengelmacht noch komplizierter geworden.
    Um alles noch schlimmer zu machen – er kannte die dunkle Dimension und wusste, dass die Spuren der Schattenwanderer verschwanden, wenn zu viel Zeit nach ihrer Reise verstrich. Von Natur aus war die Schattensubstanz magisch, haftete an den Gestalten, die sie durchquerten, und veränderte sich beständig. Also würde sie alle Spuren von Sophie und ihren Entführern rasch ausradieren – und den Aufenthaltsort des Sternenengels nicht mehr verraten.
    In den Schatten hinterließ niemand eine dauerhafte Spur.
    Verzweifelt fuhr Azrael sich durchs Haar und schloss die Augen. In diesem Moment hörte er, wie sich Uros keuchende Atemzüge verlangsamten, wie sie tiefer wurden. Michaels Macht begann zu wirken. Wenigstens das …
    »Ich muss gehen«, murmelte Az, ohne die Augen zu öffnen. Hinter seinen Lidern sah er Sophie lächeln, in der hohlen Stille seines Gehirns hörte er ihr Lachen. Die Zeit, die unaufhaltsam verging, brannte auf seiner Haut, riss an seinen Nervenenden.
    »Das weiß ich.« Michaels Stimme klang müder denn je.
    Da öffnete Azrael die Augen und sah die gebeugten Schultern seines Bruders, die Hände am Boden. Uro schaute zu Az auf, immer noch in verkohlter Kleidung. Aber er blutete nicht mehr, die Wunden waren geschlossen. Auf seiner Brust kreuzten sich rote Narben, über seine linke Wange zog sich eine runzlige Linie bis zum Hals und verschwand unter dem zerfetzten Hemdkragen.
    Azrael fragte sich, ob es seinem Bruder gelungen wäre, auch die Narben zu entfernen, hätte er in dieser Nacht nicht so viele Verletzte auf der Golden Gate Bridge retten müssen.
    »Geh nur«, sagte Michael tonlos.
    »Du musst mich begleiten«, erwiderte Az. Ohne einen Vampir an seiner Seite würde Michael die Höhle nicht verlassen, die Schatten nicht durchwandern können. Und trotz seiner Liebe zu Uro durfte Azrael seinen Bruder mit dem Freund nicht allein lassen, während beide völlig erschöpft waren. Uro gierte nach Blut, und der Hunger eines so schwer verletzten Vampirs konnte sich verheerend auswirken. Das Letzte, was Azrael jetzt brauchte, war ein Kampf zwischen dem ersten Vampir, den er erschaffen hatte, und dem entkräfteten Krieger.
    Offenbar war Michael nicht in der Stimmung zu protestieren. Auf unsicheren Beinen erhob er sich. Azrael stützte ihn und führte ihn in den nächstbesten Schatten. Dort drehte er sich zu Uro um, der konzentriert die Stirn runzelte und aufzustehen versuchte.
    »Bleib hier«, befahl Az sanft. »Bald kommen die anderen zu dir. Randall wird für dich sorgen. Tu, was er sagt.«
    Uro schaute ihn an. Sekundenlang schimmerten seine schwarzen Augen in trübem Rot, dann senkte er die Lider.
    Einen Arm um die Schultern seines Bruders gelegt, trat Azrael mit ihm ins Dunkel. Diesmal war die Reise noch schwieriger, denn Michael behinderte nicht nur Az, sondern auch sich selbst. Die letzten Kräfte verließen den blonden Erzengel.
    Im Wohnzimmer des Herrenhauses angekommen, zitterte Michael am ganzen Körper. Da er zum ersten Mal einen Vampir geheilt hatte, noch dazu so kurz nach den

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