Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
als ich die Tür aufstieß und hereinhuschte. Und da – da saß Alastair auf dem Thron Hippolytas.
Ich hielt instinktiv in der Bewegung inne. Er saß da, gerade und aufrecht, hatte die Finger pyramidenförmig an seine geschwungenen Lippen gelegt.
Wir fixierten einander. Seine Augen waren unnatürlich grün und schienen irgendetwas an mir zu suchen.
Meine Muskeln erschlafften, als wir einander ansahen. Was ging nur für eine Kraft von ihm aus?! Warum musste ich jetzt wieder diese Verbundenheit zu ihm fühlen? Warum schwebte wieder ein Hauch von Schicksal über unseren Häuptern?
»Ich wusste, dass du zu mir zurückkehren würdest«, brach Alastair die Stille. Er stützte sich auf die angedeuteten Armlehnen seines Thrones und erhob sich zur Hälfte.
»Ich bin nicht zu
Euch
zurückgekehrt.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin hier, um Euch aufzuhalten.«
»Wie willst du das schaffen?«, fragte er und verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln.
»Ich werde Euch töten, wenn ich das muss«, erwiderte ich. »Aber noch könnt Ihr aufgeben.« Zu meiner Erstaunung wurde das Lächeln auf seinen Lippen plötzlich echt und ehrlich. Er ließ sich zurücksinken und fuhr sich einmal durch das Haar. Er wandte den Blick ab und starrte in die Leere, nur für wenige Sekunden.
»Ich kann nicht mehr zurück«, antwortete er leise. »Zu viel Blut klebt an meinen Händen.«
»Es ist niemals zu spät«, beschwor ich ihn mit sanfter Stimme. »Befehlt, dass alle die Waffen nieder legen sollen!«
»Du verstehst nicht. Es geht nicht darum, dass ich getötet habe, sondern darum, dass ich damit nicht aufhören
kann.
Ich bin süchtig danach, verstehst du? Ich bin nach all den Jahren der Qual und der Erniedrigung dort angekommen, wo ich hinwollte. Und das wird mir niemand nehmen. Niemand.«
Er presste die Lippen aufeinander und schloss für einen Augenblick die Augen. Als er sie wieder öffnete, materialisierte in seinen Händen ein Speer aus Eis mit einer furchtbaren spitzen Klinge.
»Der Weg des Hasses ist der falsche«, versuchte ich es zum letzten Mal.
»Aber doch hat er mich zu dir geführt«, knurrte Alastair und entblößte dabei seine scharfen Zähne.
Ich hob die Sense an, er machte die gleiche Bewegung mit dem Speer. Gleichzeitig stießen wir uns vom Boden ab und glitten näher aufeinander zu. Sein Blick war verdunkelt; erst jetzt bemerkte ich wieder den dumpfen Kampfeslärm, der von draußen zu uns drang.
Doch noch bevor wir mit unserem Zweikampf beginnen konnten, wurden die Flügeltore aufgestoßen, und Alcatraz, Goliath und Dracion schossen hindurch, mit ihnen einige Skalven. Hastig drehte ich mich herum.
»Wir sind beinahe vernichtend geschlagen!«, rief Dracion, sich einmal um sich selbst drehend, um sich im Thronsaal neu zu orientieren.
Seine Worte erfüllten drohend meinen Geist.
»Die Wasserflüsterer sind zu stark«, fügte Goliath hinzu.
Alcatraz sagte nichts – er warf mir nur einen Blick zu, der mir ihre Worte bestätigte. Ganz gleich, was wir jetzt noch versuchen würden, wir waren verloren. Doch ich wusste, dass die Skalven aufrecht kämpfend sterben würden und niemals um Gnade flehten. Das Gleiche würde für mich gelten.
»Ich hoffe, du bereust deine hochmütigen Worte bereits«, höhnte Alastair.
Ich warf ihm einen kalten Blick zu. »Nicht eines davon.«
Im selben Moment pressten wir Gefährten wieder unsere Rücken aneinander, um uns gegenseitig zu decken.
»Wo ist Elomir?«, wollte ich wissen, doch ich bekam keine Antwort.
»Es ist Zeit, ein Exempel zu statuieren«, fauchte Alastair. »Tötet sie alle!«
Keine Sekunde verging, bis die Wasserflüsterer, die uns eingekreist hatten, angriffen. Ihre weißen Waffen waren härter als Diamant. Nun entfalteten sie ihre ganze Kampfkunst. Zwei von ihnen attackierten mich, doch bevor ich überhaupt ans Parieren oder Angreifen denken konnte, musste ich ausweichen. Immer und immer wieder. Sie trieben uns vor sich her, machten sich einen Spaß daraus, und meine Gedankenkraft war einfach nicht stark genug, um die Eiswaffen zu zerstören.
»Standhalten!«, bellte Alcatraz. »Nur nicht nachgeben! Macht keine langen Bewegungen, lasst euch nicht ermüden!«
Sein letztes Wort konnte ich nur noch erahnen, denn es ging in einem schmerzerfüllten Stöhnen unter, als die Eiswaffe seinen Oberarm durchbohrte.
Ich konnte mich noch nicht einmal zu ihm umdrehen, viel zu schnell war der Kampf. Der Tod zog immer engere Kreise.
Verbissen kämpfte ich gegen die
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