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Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Titel: Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Schaberick
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Morden entstand, erzeugten Wut, Hass und Entsetzen und brannten das Erlebte so richtig tief in die Köpfe der Traumbetrachter ein. Besonders für Sarah war es nicht zu ertragen, was ihre Mutter sie hatte erleben lassen. Das Fürchterlichste an der Darbietung war die Tatsache, dass sie es nicht erlebten, als würden sie vor einem Fernseher sitzen, sondern sie waren tatsächlich hautnah dabei und fühlten jedes Detail. Sie erlebten es, als würden sie durch die Augen des Täters blicken und seine Hände steuern. Es war eine viel schlimmere Betrachtungsart, als nur zuzusehen. Sie fühlten das Kribbeln und die Erregung, die Angst und die Freude. Lediglich beeinflussen konnten sie nichts. Die Entscheidungsfähigkeit war ihnen genommen worden.
     
    Am nächsten Morgen wachten sie schweißgebadet auf. Anfangs sagte niemand ein Wort, doch Franklyn brach das Schweigen. „Freunde, Ihr seht alle so aus, wie ich mich fühle. Habt Ihr auch diese fürchterlichen Träume erleben müssen?“
    „Bist du wirklich so skrupellos, oder täuscht uns jemand etwas vor?“, fragte Sally entsetzt. „Ich habe geträumt, dass du ein grausamer Killer bist.“
    „Das gleiche habe ich von dir geträumt, mein Schatz“, antwortete Franklyn. „Ich gehe davon aus, dass ein System dahinter steckt. Jemand hat uns manipuliert, damit wir uns gegenseitig hassen. Ich befürchte, es steckt ein verflucht guter Hypnotiseur oder Psychiater dahinter. Zudem kann ich mir gut vorstellen, dass wir missbraucht werden.“
    „Nach dem zu urteilen, was wir heute Nacht erleben mussten, kann es nur Manipulation sein“, bestätigte ihn John. „Ich habe nur von Euch geträumt. Was ich vielleicht selbst angestellt haben könnte, weiß ich leider nicht. Oder habt Ihr von Euch selbst geträumt?“
    Wie sich herausstellte, träumten sie jeweils nur die fürchterlichen Taten der Anderen. Die eigene Tat bekam niemand zu Gesicht. So stand man vor sich selbst als unschuldig da, hielt aber die Freunde für Mörder. Nach längeren Gesprächen stellte sich jedoch heraus, dass alle etwas verbrochen haben mussten. Einen Mord begangen zu haben und dies von den Freunden zu erfahren war entsetzlich. Jeder glaubte von sich selbst, niemals zu einem Mord fähig zu sein. Doch jetzt wussten alle, dass sie Mörder waren.
    „Wir dürfen uns jetzt bloß nicht gegenseitig verurteilen. Ich gehe davon aus, dass wir unsere Straftaten in einem Zustand begangen haben, in dem wir keine Kontrolle über uns selbst hatten. Wir wissen zudem nicht, ob wir die Taten tatsächlich in der dargestellten Form verübt haben, denn schließlich waren es lediglich Träume.“ Franklyn war sich sicher, dass alles Erlebte nur eine schlechte, theatralische Darbietung war. Vermutlich hatten sie gar nichts Böses getan. Da sich weder Polizei noch sonst wer bei ihnen gemeldet hatte, konnte es sich nur um Lug und Trug handeln.
    Was führte die blaue Gewalt im Schilde? Warum quälte sie die jungen Erwachsenen dermaßen, dass sie schweißüberströmt am Morgen aufwachten? Was wollte dieser fürchterliche Virus erreichen, dass er versuchte, die Leute gegeneinander auszuspielen? War es der Spaß am morden? War es reiner Sadismus? Oder gab es gar keine blaue Gewalt, und das Ganze war nur das Produkt eines Psychopathen, der die Freunde auf bestialische Weise hypnotisierte und missbrauchte?

Identifikation
     
    „So kann es definitiv nicht weiter gehen“, sagte John und schlug mit der flachen Hand auf den Gartentisch. Die Freunde hatten sich im Garten versammelt und soeben ihre Tr aumerlebnisse der vergangenen Nacht ausgetauscht. „Wir müssen etwas gegen unsere Seelenmanipulation unternehmen. Sollte uns tatsächlich ein Verrückter für seine perversen Verbrechen missbrauchen, müssen wir ihn schleunigst aufhalten.“
    „Wie willst du das an stellen?“, fragte ihn Sally. „Wir haben ihn noch nicht kennen gelernt. Wir haben ihn nie gesehen oder gehört. Wir wissen gar nicht, ob es ihn gibt.“
    „Vielleicht glauben wir das nur. Vielleicht hat er uns dermaßen im Griff, dass wir immer wieder vergessen, ihm begegnet zu sein. Er wird sich schützen und uns jedes Mal aufs Neue die Erinnerung an ihn löschen. Vielleicht können wir ihn mit Franklyns Digitalkamera aufspüren.“
    „Warum macht ein Mensch so etwas? Obwohl wir ganz genau wissen, dass wir unschuldig sind, implantiert er uns fürchterliche Erinnerungen an Morde und Folter. Was ich vor allem schlimm finde ist die Tatsache, dass er es erreichen will, dass wir

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