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Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Titel: Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Schaberick
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Wärme erfreute nicht nur die Seele der Freunde. Der Quälgeist, den sie glaubten, los zu sein, erfreute sich ebenfalls an der Wärme. In ihren Körpern hatte er seit Monaten geschlafen, und sich auf diese Weise perfekt versteckt.
    D urch die Wärme und die UV-Strahlung erwachte die azurblaue Gewalt plötzlich aus ihrem Tiefschlaf. Völlig unbemerkt begannen die fünf Instanzen, miteinander in Kontakt zu treten und ihren nächsten Coup zu koordinieren. Das warme Wasser war für sie das perfekte Medium. Sowohl die Wärme als auch die direkte Nähe zueinander bedeutete, dass sie ihre bösen Pläne schmieden konnten. Diese einmalige Gelegenheit musste genutzt werden, um sich schleunigst zu vermehren. Wie bei einer Zellteilung erzeugte jede Instanz eine Kopie von sich und schickte diese hinaus ins warme Wasser. Die Wirte merkten nichts davon, denn die blaue Gewalt war in der Lage, die Kopie durch die Poren der Wirtshaut ins Wasser zu entlassen. Es fühlte sich bestenfalls an, als würde man schwitzen. Wenn sich das Schwitzen beim Toben im Wasser überhaupt irgendwie bemerkbar machte.
    Nach der Vereinigung aller Ein heiten entstand ein befruchteter Organismus. Auch dieser war unter Wasser nahezu unsichtbar. Lediglich eine leichte, blaue Verfärbung des Wassers wäre vielleicht wahrnehmbar gewesen. Doch bei der Blaufärbung der Fliesen konnte man den Organismus nicht mehr erkennen.
    Bevor jedoch der Mutterorganismus Kopien ins Wasser geschickt hatte, hatte er geprüft, ob sich ein neuer Wirt im Wasser befand, der als Träger tauglich war. Da sich genügend Menschen im Wasser befanden, fand diese Prüfung lediglich der Ordnung halber statt. Der neu entstandene Organismus machte sich nun an die Arbeit, einen passenden Menschen auszuwählen. Sobald er gefunden war – und das fiel ihm im Schwimmbad ziemlich leicht -, würde er durch die Poren der Haut eindringen und sich unbemerkt mit dem neuen Wirt vereinigen. Die azurblaue Gewalt war in der Lage, sich beliebig oft zu teilen, somit konnte der alte Wirt bedenkenlos eliminiert werden, auch wenn noch ein Teil des Parasiten in ihm steckte. Diese geringen Verluste nahm er in Kauf.
    Das brodelnde Wasser war das perfekte Versteck, um den Wirt zu wechseln. Es war nahezu unmöglich, entdeckt zu werden.
    Mit Sarahs unglaublichem Instinkt hatte der Parasit allerdings nicht gerechnet. „Raus aus dem Wasser!“, brüllte sie und sprang sofort ans Ufer, anschließend aus dem Becken heraus. „Schnell, kommt alle raus! Monsteralarm!“
    Die ihr fremden Menschen nahmen von ihrem Gebrüll keine Notiz. Schließlich brüllten hier ziemlich viele Kinder und waren ständig in vorgespielter Not, mussten gerettet werden oder riefen grundlos um Hilfe. Carla, Franklyn, Sally und John hingegen mussten lediglich die erste Schrecksekunde überwinden, bis sie verstanden, warum Sarah aus dem Wasser gesprungen war. Sie sprangen ebenfalls heraus und brüllten: „Alle raus aus dem Wasser! Darin sind Feuerquallen!“
    Alles Andere hätte vermutlich nicht gewirkt. Feuer hätten sie nicht rufen können, Wasser brennt nun mal nicht. Auch eine Schlange oder eine Tarantel hätte im Wasser sicherlich keine großartige Wirkung gezeigt. Quallen hingegen konnte man nicht sofort sehen. Doch glauben konnte man es. Und wenn erst einmal ein paar Menschen den Anfang machten, kamen sicherlich die restlichen ebenfalls heraus gesprungen.
    „Bist du dir sicher?“, fragte Sally ihre Tochter. Sie hielt sie links und rechts an den Schultern fest und b lickte ihr zitternd in die Augen.
    „Ja, ich bin mir absolut sicher. Mein innerer Alarm hat gerade heftig ausgeschlagen. Dort im Wasser ist das Böse! Du weißt, was ich meine.“
    „Ja, mein Schatz, ich weiß es. Feuerquallen war eine gute Idee, um die Menschen aus dem Wasser zu bekommen. Das hast du gut gemacht.“
    Mit Feuerquallen wollten die Menschen im Wasser auf keinen Fall in Berührung kommen. Schnell begannen die ersten, aus dem Wasser zu springen. Hätte nur ein Kind diese Worte gerufen und wäre allein aus dem Wasser gesprungen, hätte es sicher nichts genutzt. Da nun aber fünf Erwachsene wie von der Tarantel gestochen aus dem Wasser gesprungen waren, klang es glaubwürdig er.
    Glaubwürdig? Warum glaubten die Menschen so einen Unsinn? Sie hätte vermutlich auch Piranhas rufen können. Auch das hätten sie ihr geglaubt. Niemand dachte über Sinn oder Unsinn ihrer Aussage nach. Sie folgten wie die Schafe dem Leithammel und sprangen nacheinander alle heraus. Wenn

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