Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
eingeschaltet, aber es passierte nichts. Ab und zu lief ein Feuerwehrmann durchs Bild, der Utensilien durch die Gegend trug oder sonstige Dinge tat. Das war nicht das, was Franklyn gesucht hatte. Also wählte er nacheinander andere Kamerasymbole für weitere Live-Streams aus. Auch die nächsten drei brachten ihn nicht zum gewünschten Erfolg. Zwei davon zeigten lediglich schwarze Bilder. Die Kameras waren vermutlich abgeschaltet oder defekt. Das nächste war schon interessanter. Es zeigte das Bild eines fahrenden Fahrzeugs. Erst jetzt entdeckte er unter dem bewegten Bild sich ständig verändernde Zahlen. Nach genauerem Betrachten stellte er fest, dass es sich um die GPS-Koordinaten der Kamera handelte. Sein Herz schlug plötzlich heftiger, seine Haut begann zu kribbeln.
„Hey, ich habe etwas entdeckt“, sagte er zu seinen Freunden und stieß sie vorsichtig an. Es sollte auf keinen Fall jemandem auffallen, der nicht zu ihnen gehörte.
Unauffällig drehten sie sich zu ihm um und staunten nicht schlecht über die sichtbaren Streams. Ein Feuerwehrfahrzeug übermittelte während der Fahrt den Stream seiner Kamera an den Computer. Es sah aus, als würde man oben auf dem Dach des Fahrzeugs sitzen.
„Ich weiß, wo das ist“, sagte Franklyn. „Ich bin g espannt, was passiert ist.“
„Ja, das möchte ich auch gern wissen. Vielleicht kö nnen wir es gleich sehen. Schade, dass kein Ton dabei ist. Dann könnten wir hören, was die Menschen sagen“, sagte Carla und bestaunte, was sie auf dem bewegten Bild erkannte. „Vielleicht kannst du bei deinen Freunden aus dem Club noch einmal nachfragen, wie man den Ton einschaltet. Das wäre bestimmt noch interessanter.“
„Es würde reichen, wenn ich an den Meldungscomp uter gelange. Dort könnten wir nachlesen, wo etwas passiert ist und müssten nicht warten, bis das Fahrzeug am Einsatzort angekommen ist.“
„Ja, Franklyn, das wäre genial. Aber was du uns hier gerade zeigst, ist auch schon hervorragend. Es dauert vie lleicht ein paar Minuten länger, aber es nützt uns bereits sehr viel“, antwortete Sally.
„Das ist ja cool“, staunte Sarah. „Das ist ja, als wären wir dabei !“
„ Psst“, ermahnte sie Franklyn. „Es darf auf keinen Fall jemand etwas davon mitbekommen. Das ist eine Seite, auf die nur die Hacker kommen. Und natürlich die Feuerwehr. Wenn du auch nur ein Sterbenswörtchen davon erzählst, haben wir richtig Ärger. Halte dich bitte absolut geschlossen.“
„Ich sage nichts, das schwöre ich. Es ist ja schon cool, dass ich es sehen darf und bei Euch dabei bin.“
„Und du wirst auch nicht damit angeben, dass du e twas Verbotenes getan hast?“, fragte Sally flüsternd.
„Nein, auf keinen Fall. Ganz sicher nicht.“
„Okay, lasst uns die Koordinaten aufschreiben. Das Fahrzeug befindet sich jetzt im Stillstand. Ich denke, der Einsatzort ist erreicht.“ Franklyn nahm sich ein Kaugummipapier und einen Kugelschreiber zur Hand und notierte die GPS-Koordinaten.
Sally stellte plötzlich fest, dass sie Stimmen von le idenden Personen hörte. Sie stöhnten, jammerten und riefen um Hilfe. Wurden die Gedanken tatsächlich über die Bordelektronik des Löschfahrzeugs an den Computer übertragen? Das war unglaublich. Auf diese Art und Weise hatten sie direkten Kontakt zu den Opfern. Ob es auch möglich war, ihnen etwas zu übermitteln?
Nachdem John die Koordinaten erfasst hatte, löschte er sofort den Browserverlauf und schloss die Seite. Dann löschte er sämtliche Temporärdateien des Browsers, um seine Spuren zu verwischen. „Ich habe keine Lust mehr auf Computer, kommt, wir fahren nach Hause, ein Eis essen“, sagte er so laut, dass andere es hören konnten.
„Ich will auch nach Hause“, antwortete John und stel lte sein leeres Glas ab. „Da ist mehr los. Hier passiert ja nichts.“
Die Getränke hatten sie bereits bezahlt. Die Kartoffelchips gab es generell gratis dazu.
Der Computer, an dem Franklyn gesessen hatte, zeigte nun wieder das Loginbild des Cafébetreibers. Guten G ewissens konnten sie nun das Internetcafé verlassen und nach Hause fahren, wie sie vorgegeben hatten.
Manipulation
Ab und zu will ein gut gepflegtes Auto zur Inspektion gebracht werden. Heute war Sallys Fahrzeug an der Reihe. Sie hatte es somit nicht zur Verfügung und war gezwungen, mit dem Zug zur Arbeit zu fahren. Weil sie keine Überraschungen erleben wollte, hielt sie es für sinnvoll, das Fahrzeug untersuchen zu lassen, obwohl es nicht die geringsten
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