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Titel: B00DJ0I366 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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du, in Deutschland ist sie nicht sehr präsent.«
    »Na gut. Danke.« Sam beendet das Gespräch. »Roman, kannst du checken, ob diese Eleni Tsiadis zurzeit irgendwo eine Ausstellung laufen hat?«
    »Klar.«
    Während Roman das Netz durchstreift, bestellt Luna drei Espressi.
    »Was war mit John los? Warum wart ihr so lange weg?«, bedrängt sie Sam.
    »Er war völlig konfus. Ich habe ihn zum Hotel begleitet, und als er sich verabschiedete, druckste er rum und machte alle möglichen Andeutungen.« Sam stützt den Kopf in die Hände.
    »Was für Andeutungen?«
    »Irgendwas … es ging um Grace. Ich weiß nicht, was er meinte.« Sie nimmt die Karte in die Hand. »Komische Handschrift, was?«
    »Stilisiert. Kunstvoll. Keine spontane Notiz!« Luna hält das Schriftstück unter die Deckenlampe. »Bei dem Licht hier … schau, die Konturlinien sind säuberlich vorgezeichnet.«
    »Da hat sich jemand Mühe gegeben.« Sam glaubt, sie ist ein Vulkan, der Gesteinsmassen spuckt und Asche. Der Eyjafjallajökull in ihrem unsportlichen, weichen, zu runden Körper. »Könnte John Carrick das Kuvert gebracht haben? Weiß er, wo ich wohne?«
    »Venedig.« Roman sieht auf. »Sam! Eleni Tsiadis hat dieser Tage eine Ausstellung in Venedig laufen. Die Finissage ist übermorgen!«

41
    Eleni Tsiadis sitzt im Café Florian am Markusplatz in Venedig und trinkt einen Espresso. Der Touristenzuschlag, der das Kaffeetrinken im berühmtesten Café der Stadt zu einem teuren Vergnügen macht, amüsiert sie wie alles Exzentrische in der Serenissima. Es ist sehr warm, sommerlich fast. Sie genießt den Süden. Sie hat lange nicht am Mittelmeer gelebt, sondern im kalten England. Wie sie die südliche Sonne, das warme Licht, das in Nordeuropa nie diese Intensität besitzt, vermisst hat! Vor nicht allzu langer Zeit kam ihr der Gedanke, London den Rücken zu kehren und sich über kurz oder lang in Italien niederzulassen. Mit ihrem Atelier. Kontakte sind hier zwar oft schwieriger herzustellen als in England. Dessen ungeachtet kommt ihr Großbritannien nicht mehr so prickelnd vor, jetzt, wo sie auf dem Zenit ihrer Schaffenskraft angekommen ist. In London kann sie sich mittlerweile vor allem dadurch interessant machen, dass sie sich zurückzieht.
    Eleni Tsiadis hat den Hut gewohnheitsmäßig tief ins Gesicht gezogen. Sie trägt heute ihr Lieblingsteil: den Panamahut, den sie in Ecuador gekauft hat, in Cuenca. Wenn schon, denn schon, denkt Eleni schmunzelnd. Sie hat sich ihr Leben lang Extravaganzen geleistet, und einen Panamahut kauft Eleni Tsiadis am Ursprungsort, dort wo er herkommt. Er ist weich wie ein Handschuh, aus den dünnstmöglichen Fasern geflochten und kostete sie gute 1000 Dollar. Ein Freundschaftspreis, den sie mit einer kleinen Aquarellskizze von sich aufstockte. Sogar vor 15 Jahren waren die von Hand geflochtenen Hüte aus echten und besonders dünnen Toquillablättern viel teurer.
    Gerade heute spendet ihr das zauberhafte Teil die nötige Menge Schatten und Kühle. Eleni liebt es, zu beobachten, ohne selbst erkannt zu werden. Auch dazu ist der Hut ausgesprochen gut geeignet. Und Venedig ohnehin; die Stadt ist ein einziger Laufsteg. Sie lächelt, freut sich auf die Finissage. Die Ausstellung ist ausnehmend gut gelaufen. Durch ihre phänomenalen Beziehungen zur Peggy-Guggenheim-Stiftung hat sie im hiesigen Museum am Canal Grande ihre Kunst zeigen können. Während die Kunstbeflissenen aus aller Welt die Bilder der von Legenden umrankten Eleni Tsiadis auf sich wirken lassen, residiert die Künstlerin selbst im Gabrielli Sandwirth, wirft am frühen Morgen einen Blick auf die gegenüberliegende Insel San Giorgio, die gemächlich aus dem Dunst steigt, und trinkt am Abend einen Sprizz in einer Bar in Dorsoduro, wo man sie seit Langem kennt. Doch der Aufenthalt, der vor allem eine entspannende Pause vom Alltag in London sein sollte, wächst sich ungeahnt zu einer ziemlich anstrengenden Angelegenheit aus. Das Laufen fällt Eleni plötzlich schwerer als üblich, was in Venedig ein Gräuel ist, weil sie kaum durch das Gedränge in den Gassen kommt. Dabei ist noch nicht einmal Hochsaison.
    Der alte Loredan, der ihr den Kontakt zur Peggy-Guggenheim-Stiftung und überhaupt eine Reihe von internationalen Verbindungen ermöglicht hat, umschwänzelt sie in den letzten Tagen aufdringlicher als sonst. Loredan ist ihr Agent in Italien, unverzichtbar, sie ist auf ihn angewiesen, wenn sie auf lange Sicht im Süden bleiben will. Er braucht sie auch, nebenbei

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