Babel 2 - Dämonenfieber
Jahrelang haben wir keine Probleme mit so etwas, und ausgerechnet jetzt sind gleich zwei davon hier?«
»Solche Zufälle passieren.«
»Nicht in meiner Welt.«
Babel sah ein, dass ihr Judith keine Hilfe sein würde. Wenn sie verliebt war, setzte ihr Verstand für eine Weile aus, was im besten Falle hieß, dass sie im Winter nur mit einem Mantel und Unterwäsche durch die Gegend lief, um ihren Freund zu überraschen – und im schlechtesten, dass sie davon überzeugt war, dass Auguste kein Wässerchen trüben konnte.
Nachdenklich musterte sie ihre Schwester. Vielleicht war es sogar ganz gut, dass sie mit Auguste hergekommen war – so konnte Babel wenigstens einen Blick auf ihn werfen. Wenn er etwas mit der Vendome-Sache zu tun hatte, würde sie es schon herausfinden. Und dann war es ihr auch gleichgültig, ob er unwiderstehlich aussah; sie würde ihn zur Strecke bringen. Wenn Judith nicht auf sich aufpassen wollte, dann würde Babel das eben für sie tun. Schließlich waren sie trotz allem eine Familie.
»Ihr könnt aber nicht hier übernachten. Tut mir leid, aber einen Ombre, egal ob Ex oder nicht, will ich nicht im Haus haben.«
Kurz sah es so aus, als wolle Judith die Sache mit ihr ausdiskutieren, aber dann ließ sie es und nickte nur. Langsam löste sie sich von Babel. »Wir nehmen ein Hotelzimmer. Du kannst mich anrufen, wenn du soweit bist, das Ritual durchzuführen.«
»Ich muss mich ein bisschen darauf einstellen, aber allzu lange sollten wir nicht damit warten«, erwiderte Babel. »Je länger die Toten mit deinem Netz verbunden sind, desto schwächer wirst du. Ich will nicht riskieren, dass du das Bewusstsein verlierst. Außerdem solltest du dir wirklich ernsthaft«, sie tippte Judith an die Stirn, »Gedanken darüber machen, wer dahinterstecken könnte. Denn wenn dich wirklich jemand tot sehen will, versucht er es vielleicht auch noch mal. Du solltest die Sache ernst nehmen.«
»Das tue ich.«
Ja, bis zur nächsten Ablenkung.
»Aber ich will eine Gegenleistung von deinem Herzblatt. Ich habe einen Fall, bei dem er mir eine Auskunft geben kann. Wenn ich davon überzeugt bin, dass hier nur der Zufall am Werk war, sehen wir weiter.« Sie spürte Judiths musternden Blick auf sich, als sie sich zur Tür wandte, um wieder nach unten zu gehen. Es war gut, dass sie Babels Gesicht nicht sah, sonst hätte sie vielleicht verstanden, dass sie -gar nicht daran dachte, diesem Nekromanten irgendeinen Gefallen zu tun, indem sie dieses Ritual ausführte, damit er es nicht tun musste.
Sie würde versuchen, ihrer Schwester zu helfen, aber wo Auguste dabei blieb, interessierte sie nicht. Er war ein Fremder für sie, und auch wenn Judith behauptete, er wäre ein Schmusekätzchen, so erkannte Babel doch einen Tiger, wenn er vor ihr stand. Niemand trat den Ombres bei, wenn er nicht ein Rückgrat aus Eisen besaß. Das verlor sich nicht einfach so über Nacht.
Als sie die Küche betraten, saßen die Männer am Tisch und tranken Bier, als wäre das alles nur ein Familienbesuch.
An Toms angespannter Haltung konnte Babel erkennen, dass er inzwischen auch verstanden hatte, welcher Art Hexer er da gegenübersaß. Keine Sekunde ließ er Auguste aus den Augen.
Inzwischen kannte sie ihn gut genug, um an seinem Energienetz zu merken, wann er seine hypnotischen Kräfte einsetzte.
Vielleicht hatte er versucht, etwas von dein ungebetenen Gast zu erfahren. Er hatte die Arme verschränkt und den Stuhl nach hinten gekippt, um auf den Hinterbeinen zu balancieren. Seine lässige Pose war jedoch nur Fassade. In Wahrheit lag er auf der Lauer. Aber es war nicht nur seine körperliche Stärke, die ihn gefährlich machte, sondern auch das Erbe der Alben, das noch immer in ihm lebendig war. Bei ihrer ersten Begegnung war es ihm gelungen, Babel zu hypnotisieren, ohne dass sie es gemerkt hatte.
Judith musste die Veränderung spüren, denn sie schnalzte ungehalten mit der Zunge. Doch Tom zuckte nicht mal mit der Wimper. Er sah aus wie ein Kampfhund kurz vorm Angriff.
Äußerlich ließ sich der Nekromant nicht anmerken, dass ihn die Anwesenheit des Plags beeindruckte, aber seine rechte Hand lag auf dem Tisch. Er trug mehrere Ringe, von denen magische Energien ausgingen, und Babel zweifelte nicht daran, dass er jede Sekunde seine Schutzwälle aktivieren konnte.
Die Küche war gerade dabei, sich in eine Szenerie aus High Noon zu verwandeln.
Babel sah Auguste einen Moment lang an und versuchte, so viele Warnungen wie möglich in diesen Blick
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