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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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hast du etwa gedacht, du wärst die Einzige? Dass seine Schwäche dir gilt?
    Über ihre eigene Nervosität verärgert, trat Babel ein Stück von dem Bild fort. Wäre die andere Hexe hier, hätte Babel ihr magisches Netz längst gespürt. »Sie wohnt nicht bei dir.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Sie ist tot.«
    Überrascht sah sie ihn an, und auch er wandte sich ihr zu. Schwer ruhte sein Blick auf ihr und forderte sie heraus, die offensichtliche Frage zu stellen.
    »Was ist passiert?«
    Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass seine Antwort mit diesem schmerzlichen Ausdruck einherging, den er nicht schnell genug verbergen konnte. Was immer zwischen ihm und dieser Frau geschehen war, war weit mehr als nur eine Affäre gewesen.
    Die Erkenntnis ließ Babel einen Schritt zurücktaumeln.
    Vielleicht war es sogar Liebe.
    Fassungslos starrte sie auf das Bild dieser toten Hexe und versuchte, das Brennen in ihren Eingeweiden zu deuten.
    »Es hat nichts mit dir zu tun, Babel«, sagte er leise, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Du hast noch immer ihr Bild in deinem Schlafzimmer hängen.«
    »Respekt. Das ist alles. Die Toten sind kalte Bettgenossen …«
    Seine Worte sollten sie abschrecken, tiefer zu bohren, und es drängte sie zu fragen, warum er sie überhaupt in sein Schlafzimmer gelassen hatte, wenn er nicht über dieses Bild und seine Bedeutung sprechen wollte. Aber vielleicht waren seine Gründe dafür ebenso verworren wie ihre, an diesem Tag zu ihm zu kommen.
    War das seine Vorstellung von Rache? Nach dem Motto: Du hast Tom und ich hatte sie? Waren sie jetzt also quitt?
    »Mutter hat mich immer vor dir gewarnt«, sagte sie nachdenklich, ohne genau zu wissen, warum, und er lachte freudlos.
    »Wie es aussieht, hast du mich sitzen lassen, Babel, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Was hast du erwartet nach den Stunts, die du abgezogen hast? Was wir damals hatten, war in keiner Hinsicht gesund.«
    »Du verbrennst dich nun mal, wenn du zu nah ans Feuer kommst, aber wie willst du sonst die Hitze spüren?«
    »Diese Phrase kannst du unmöglich ernst meinen.«
    Ungeduldig zuckte er mit den Schultern. »Außerdem vergisst du, dass ich damals selbst noch ein Kind war. Wie kommt’s, dass du das nie in Erwägung ziehst?«
    »Weil du dich nie wirklich geändert hast. Du nimmst dir immer noch, worauf du Lust hast, ganz gleich, was die Konsequenzen sind.«
    »Ich gebe zu, ich hatte nicht erwartet, dass dieses Mal die Konsequenz sein würde, dass ich wiederkomme und dich in den Armen eines Plags vorfinde.«
    Das hatte Babel allerdings auch nicht erwartet, und hätte ihr jemand noch vor ein paar Monaten vorausgesagt, dass sie sich so heftig in einen Albennachkommen verlieben würde, hätte sie nur laut und herzlich gelacht.
    Erschöpft trat sie den Rückzug an. »Ich glaube, ich habe alles gesehen, was ich sehen sollte. Lass uns wieder nach unten gehen.« Langsam ging sie aus dem Zimmer, als hätte sie Gewichte an den Beinen, die ihr jeden Schritt von ihm fort erschwerten.
    An der Wohnungstür griff er nach ihrem Arm und drehte sie zu sich um. An der Stelle, wo seine Finger ihre Haut berührten, übertrug sich Wärme auf Babel. Sein Gesicht war ihr so nah, dass sie den Kopf zur Seite drehte, aus Angst, sie könnte ihre Stirn an seine legen.
    »Wolltest du nicht etwas über den Club wissen?«, fragte er, als würde ihn ihre Begegnung nicht aufwühlen. Sanft strichen seine Finger über ihre Wange, dort, wo noch die letzte Schwellung von ihrem Zusammenstoß mit dem Dämon zu sehen war. »In was lässt du dich nun schon wieder verwickeln?«
    Sie seufzte und fragte sich, ob er ihren rasenden Herzschlag hören konnte. »Erinnerst du dich an die Hexe, die Mikhail getötet hat? Ihre Leiche ist verschwunden. Da ihr Geist nicht auf der Totenebene ist, müssen wir davon ausgehen, dass ein Nekromant sie benutzt.«
    Er runzelte die Stirn. »Wüsstest du nicht, wenn eine neue Hexe in der Stadt ist?«
    »In letzter Zeit war ich zu beschäftigt, meine Rippen zu heilen und Clarissa im Auge zu behalten. Ist ja nicht so, dass jedes Mal Alarmglocken losgehen, wenn ein magisch Aktiver hierherkommt. Kann schon sein, dass ich da was übersehen habe.« Sie lehnte den Kopf an die Tür und schloss für einen Moment die Augen. Die Erschöpfung machte sich körperlich bemerkbar, ihre Glieder kamen ihr bleischwer vor. »Außerdem ist Judith mit einem Ombre bei mir aufgetaucht, kannst du dir das vorstellen? Angeblich hat ihr neuer Freund rein gar nichts

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