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Babkin, unser Väterchen

Babkin, unser Väterchen

Titel: Babkin, unser Väterchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gewürzen – zufrieden am Tisch saßen und sich geeinigt hatten, Väterchen Wadim Igorowitsch im Schlaf mit einem dicken Kissen zu ersticken.
    Pyljow, das kluge Lehrerchen, hielt für diese Tötungsart überzeugende Argumente bereit: Erstens war es lautlos. Zweitens hinterließ es keine Spuren äußerer Gewaltanwendung. Drittens war es ästhetisch, und viertens führte es garantiert zum Tode und schloß einen zweiten Scheintod völlig aus.
    Pyljow, der gute Schwiegersohn, war auch bereit, diese Arbeit zu übernehmen. Der Anblick Bobos hatte sein Herz in Wallungen gebracht und seinen Rest von Gewissen besänftigt. Es mußte sein, ehe sie alle von Babkin vernichtet werden.
    Diese harmonische Eintracht, in der scheinbar auch Walentina mitspielte, wurde jäh zerstört durch das Aufstoßen einer Tür. Die zweite Granate landete im Trichter: Babkin kam munter und tatenfreudig aus dem Sterbezimmer in die Wohnstube zurück. Er hob die Nase schnüffelnd in die Luft und sagte dann – wie immer zu seinen Lebzeiten:
    »Habt ihr mir etwas Tschaban übriggelassen, ihr Fresser?«
    Mit einem tiefen Seufzer fiel Nina Romanowna vom Stuhl. Keiner vermag zu sagen, ob die Ohnmacht echt oder nur gespielt war. Babkins Weibchen lag jedenfalls auf den Dielen und rührte sich nicht.
    Nelli faltete wieder die Hände, Walentina senkte den Kopf, und Pyljow, der liebe Schwiegersohn, glotzte Babkin an, als käme ein Riesenkäfer ins Zimmer.
    Alles kein schöner Anblick.
    »Die Sprache verschlägt's euch, was?« sagte Wadim Igorowitsch mit sichtbarem Genuß. »Das Spritzchen von Dr. Poscharskij hat mir den noch fehlenden Rest des Lebens zurückgegeben! Munter bin ich wie ein Fischlein im frischen Wasser.«
    Er setzte sich an den Tisch, auf den Stuhl, von dem Nina gefallen war und neben dem sie nun lag, zog die Schüssel zu sich heran und begann, die noch lauwarme Tschaban-Suppe daraus zu löffeln. Dabei sah er Pyljow an, der eine gelbliche Hautfarbe bekommen hatte.
    »Was erschreckt dich so, Boris Witalowitsch? Um mich unter die Erde zu bringen, sind sechs Teufel nötig. Ihr aber seid nur drei.«
    Er rechnet mich nicht mit, dachte Walentina glücklich. O Väterchen, wie böse sind sie alle um dich herum! Wenn du wüßtest, was sie beschlossen haben und was jetzt nicht mehr auszuführen ist. Welch göttliches Geschenk ist doch die Milch …
    Nachdem Babkin in der schweren Stille eine gehörige Portion Tschaban gegessen hatte, wischte er sich über den Mund, rülpste kräftig, was von den Zwiebeln kam, blickte dann zur Seite und betrachtete ohne großes Mitgefühl die noch immer ohnmächtig neben seinem Stuhl liegende Nina Romanowna, sein Weibchen über zweiunddreißig Jahre hinweg.
    »Was hat sie bloß?« Die Frage war an alle Anwesenden gestellt.
    »Ist es so einfach, einen Toten wieder leben zu sehen?« fragte Pyljow mit heiserer Stimme zurück. »Da kann man schon umfallen.«
    »Vor allem, wenn man mit Sünden überladen ist!« Babkin knurrte wie ein erwartungsvoller Wolf, der ein Zicklein witterte, und erhob sich mit einem Ruck. Pyljow zog unwillkürlich seinen Kopf tief zwischen die Schultern.
    »Was … was hast du vor, Väterchen?« stotterte er und wurde noch gelber im Gesicht.
    »Ein wenig spazieren gehe ich.« Babkin dehnte seinen Brustkorb mit einem tiefen Atemzug. »Frische Luft, Boris Witalowitsch. Niemand weiß, wie köstlich frische Luft ist, wenn man schon einmal tot war. Bisher hat das keiner erzählen können – ich kann's jetzt. In die Medizingeschichte wird das eingehen, sagt Dr. Poscharskij. Kühlt ein Fläschchen Krimwein für nachher, wenn ich zurückkomme. Anstoßen muß man doch auf das neue Leben.«
    Er atmete noch einmal tief ein, verließ dann das Zimmer, und gleich darauf klappte die Haustür zu. Pyljow starrte vor sich hin, als wolle er die ganze Welt anbrennen.
    »So ist das nun!« schrie er plötzlich. »Er läuft wieder herum wie ein Stier. Was sollen wir jetzt tun? Unmöglich ist's, ihn weiterleben zu lassen. Morgen früh ist doch das Begräbnis!«
    »Begrabt mich für ihn!« sagte Nina, aus ihrer Ohnmacht erwachend, aber auf den Dielen liegen bleibend. »Ob morgen früh oder einen Tag später, was macht das aus? Erwürgen wird er mich sowieso. Ihr kennt ja nicht die Wahrheit, die er jetzt weiß.«
    »Mir genügt, was er von mir weiß«, sagte Pyljow dumpf. »Ich bin vernichtet. Habt ihr im Magazin einen dicken Strick?«
    »Hunderte …«, schluchzte Nelli, völlig aus der Fassung gebracht.
    »Einer genügt für

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