Babson, Marian
Un-Frau«, fügte
er grinsend hinzu, da er mit einer ganz bestimmten Reaktion rechnete.
»Die Un-Frau?«
Karla tappte geradewegs in die Falle. »Soll das heißen, sie ist gar keine ...«
»Nein, nein,
damit hat das nichts zu tun«, beteuerte er. »Du müsstest sie und ihre Un-Bücher
eigentlich kennen.«
»Un-Bücher? Du
meinst, sie ist eigentlich auch gar keine Autorin?«
»Sei nicht
unfair«, sagte Freddie zu Dorian. »Ondine begann gerade erst in den Staaten zu
veröffentlichen, als ich nach England zurückkam. Dort war die Aufregung um sie
nicht annähernd so groß wie hier. In Amerika ist sie nur eine von vielen. Kein
Wunder, dass Karla mit ihrem Namen nichts anfangen kann.«
»Ja, das
stimmt«, erwiderte Dorian. »Ondine ist in Großbritannien und im Commonwealth
sehr beliebt, aber die Amerikaner brauchen manchmal sehr lange, bis sie die
Autoren entdecken, die bei ihnen nicht heimisch sind. Davon können wir alle ein
Lied singen.«
»Aber dieses
ganze Un-Zeugs«, murmelte Karla ratlos. »Und allein schon der Name ...«
»Der lautet
Ondine, nicht Udine, auch wenn die Amerikaner ihn vermutlich anders
buchstabieren werden, um die Leser nicht in Verwirrung zu stürzen. In so was
sind sie ja groß. Alles einheitlich, alles auf Un-getrimmt.«
»Sie werden
bestimmt ein paar ihrer Bücher gesehen haben.« Freddie hatte richtiggehend
Mitleid mit Karla. » Unvergossenes Blut... Unerwünschte Gedanken ...«
»Unsterbliche
Feindseligkeit «, ergänzte Macho. » Unfreiwilliger Zeuge ...
Unwahrheiten «, wusste Lorinda beizusteuern.
»Sehr
geschickt von ihr«, fand Dorian. »Es ist viel einfacher, eine Serie am Laufen
zu halten, deren Einzeltitel alle mit der gleichen Vorsilbe beginnen, als mit
einem oder gleich mehreren Begriffen arbeiten zu müssen. Dadurch ist sie bei
der Titelwahl viel freier.« »Eine schreckliche Frau, einfach nur schrecklich!«
Plan-
tagenet hatte
seine Cocktail-Experimente unterbrochen. »Nicht mal eine richtige Krimiautorin
ist sie. Drei Viertel ihrer Bücher bestehen aus schwülen Romanzen. Sie
überraschen mich, Dorian, und um ehrlich zu sein, ich bin enttäuscht von Ihnen.
Was haben Sie sich dabei gedacht, sie in unsere Gemeinschaft zu holen?«
»Sie wird dem
Ganzen einen gewissen Glanz verleihen«, erklärte der. »Die Einheimischen und
die neu Zugezogenen werden von ihr begeistert sein. Und das gilt auch für die
Amerikaner, wenn sie dort erst einmal bekannter ist.«
»Ich bin
Plantagenets Meinung.« Rhylla hatte sich zu ihnen gestellt und verwandelte das
Ganze in eine Zusammenkunft der Entrüsteten. »Wir haben uns hier alle gut
eingelebt, und nun bringst du jemanden mit einer Persönlichkeit in unsere
Mitte, der unseren Frieden nur stören kann.«
»So schlimm
ist sie gar nicht«, beschwichtigte Dorian. »Außerdem ist sie die meiste Zeit
über gar nicht im Lande. Da sie momentan versucht, auf dem amerikanischen Markt
Fuß zu fassen, wird sie sich noch seltener hier aufhalten. Sie wird ihre
Wohnung nur als Basislager nutzen.«
»Und welche
Wohnung soll das sein?«, fragte Freddie argwöhnisch.
»Sie zieht in
die letzte freie Wohnung in Coffers Court ein.« Dorian lächelte unsicher, als
Gordie mit einem Tablett vorbeikam und ihn aufgebracht ansah. »Gegenüber von
Professor Borley. Wenigstens er wird sich freuen, dass sie einzieht.«
»Hey, wir sind
hier auf einer Party«, unterbrach Jack ihn. »Über diese Dame können wir uns
später immer noch Gedanken machen. Jetzt trinken wir erst mal was, entspannen
uns und genießen den Abend. Verteilen Sie sie, Plan.«
»Ja, ja.« Der
giftige Blick hätte Jack verraten sollen, dass der es nicht mochte, wenn jemand
seinen Namen abkürzte, doch Jack bekam davon nichts mit.
»Liebe
Freunde, wir haben zu Ehren Euer Romanfiguren Cocktails gemixt«, verkündete
Plantagenet und reichte Gläser herum, die der Farbe nach Überbleibsel von
fehlgeschlagenen Experimenten eines Alchimisten aus grauer Vorzeit hätten sein
können.
»Eine Kreation
auf Cider-Basis für unsere geliebte Miss Petunia und ihre Schwestern ...«Er
hielt Lorinda ein Glas hin.
»Danke.« Sie
nahm die giftgelbe Flüssigkeit an, die nach Zitrone roch, lächelte flüchtig und
hielt Ausschau nach der nächstbesten Topfpflanze.
»Und eine
angemessen geisterhafte Mischung ...« Das nächste Glas ging an Freddie, die
rätselte, wie er wohl diese kränkliche graue Farbe hinbekommen hatte. »Eine
Hommage an unsere liebe Wraith.«
Sie nahm das
Glas entgegen und hatte bereits
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