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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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mit Wasser und beschädigte die Markierungen, die wir angebracht und fotografiert hatten. Vieles musste erneuert werden.«
    »Warum haben Sie sich ausgerechnet diese Jahreszeit ausgesucht?«
    »Unser Budget reichte bis Ende Dezember. Wir hatten keine andere Wahl. Es war eine der spannendsten Unternehmungen meines Lebens. Mein erstes großes Projekt, und Samuel übertrug mir die Gesamtleitung.«
    »Haben Sie irgendetwas gefunden?«
    »Wir machten eine unglaubliche Entdeckung. Wir hatten ein paar trockene Tage, die ich nutzte, um einen kleinen Geröllhaufen zu untersuchen. Die oberen Schichten waren durchnässt, aber durch den konzentrierten Einsatz von Kelle und Pinsel kam ich sehr gut voran. Und dann legte ich den ersten Knochen frei. Ich wusste sofort, dass ich etwas Sensationelles gefunden hatte.«
    »Einen Friedhof?«
    »Nein. Wir riefen das gesamte Team zusammen und brauchten eine halbe Ewigkeit, um alles auszugraben. Vollständige Skelette, vom Gewicht der Erde völlig platt gedrückt. Keine Spuren von Rüstung, Schilden oder Ähnlichem. Demnach waren es keine Soldaten, und Kleidungsstücke wären nach dieser langen Zeit sowieso längst verrottet. Aber außer einer Menge Asche, Holzkohle und Knochentrümmern fanden wir Bronzeschmuck – Armreifen, Ohrringe und so weiter.
    Dadurch wussten wir, dass wir die Überreste von Bürgern gefunden hatten, die geflohen waren, als Ninive in Flammen aufging. Unglaublich. Als wären wir einige Tausend Jahre in die Vergangenheit gereist. Die Beweise für die Katastrophe lagen unübersehbar vor uns. Man konnte fast die Schreie der Menschen hören, als sie an dem schwarzen Qualm erstickten, während Aschewolken und glühende Holztrümmer auf sie herabregneten. Viele wiesen tödliche Wunden auf, die die Meder ihnen mit ihren Schwertern und Messern zugefügt hatten.«
    »Gab es noch irgendwelche anderen Artefakte?«
    »Ein paar kleinere Wächterstatuen und Rollsiegel, Dinge, die die Menschen vor dem Feuer retten wollten.«
    »Haben Sie dort diese Schrifttafel gefunden?«
    »Nicht weit davon entfernt. An einem Abend arbeiteten wir länger als üblich. Die Sonne stand schon ziemlich tief am Himmel. Ein wunderschöner, rötlicher Schimmer lag auf dem Land, hervorgerufen durch das verblassende Sonnenlicht. Über diesen alten Ausgrabungsstätten liegt immer ein ganz spezieller Erdgeruch. Ich weiß nicht, was es ist – bestimmt könnte ein Geologe dieses Phänomen als Folge chemischer Zerfallsprozesse genau erklären. Ich denke lieber, dass dieser besondere Geruch entsteht, wenn man Dinge ans Tageslicht holt, die jahrhundertelang unentdeckt in der Erde gelegen haben, wenn man sie aus ihren Gräbern befreit und der Welt wieder zugänglich macht.«
    Demnach hatte Tomas sogar eine romantische Ader und war gar nicht so sachlich und nüchtern, wie es den Anschein hatte.
    »Samuel war etwa dreißig Meter von mir entfernt«, fuhr Tomas fort. »Wir hatten einen langen Arbeitstag hinter uns. Ich hatte ständig Schwärme von Fliegen abwehren müssen, war müde und dachte nur daran, endlich mein Werkzeug zusammenzupacken und Feierabend zu machen. Ich hörte ihn rufen. Hanna Jaffrey und ich rannten zu ihm hin, da wir befürchteten, dass er sich verletzt hatte. Selbst im schwachen Licht konnte ich erkennen, dass er bleich geworden war. Er forderte uns auf, nach unten zu schauen. Er hatte in einer Art Höhle gearbeitet, die sich horizontal in die Erde bohrte. Zuerst konnte ich nichts Bedeutsames erkennen. Ich bückte mich. Der Teil der Tafel, den man erkennen konnte, sah aus wie ein Stück Fels, das zu den Schuttmassen gehörte, die wir gewöhnlich an solchen Ausgrabungsorten vorfinden. Dann begriff ich plötzlich, was ich da vor mir hatte. Es war ein bearbeiteter Steinklotz, der aus der Schuttwand ragte, und er war eindeutig mit Keilschriftzeichen versehen. Unsere Müdigkeit war wie weggeblasen. Angesichts der vielen Stunden Arbeit, die man in solche Orte hineinsteckt, sind bedeutende Entdeckungen wirklich dünn gesät. Unsere Herzen rasten.
    Hanna und ich rannten los, um unsere mit Batterien betriebenen Lampen und die Fotoapparate zu holen. Wir bauten alles auf und verbrachten zu dritt mehrere Stunden damit, den Schutt und das Geröll wegzuräumen. Wir jubelten, als wir endlich die Steinplatte aus ihrem Bett heben konnten. Es war ein sehr großes Stück, dessen Oberfläche mit Schriftzeichen bedeckt war. Das Artefakt war völlig intakt, und weil es aus solidem Stein und nicht aus Ton bestand, war

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