Babylon: Thriller
denn?«
»Sehr.«
»Worum geht es?«
»Einige Leute machen mir das Leben schwer. Sie wollen ein Artefakt in ihren Besitz bringen, das Samuel gehört hat, und sie wollen sich nicht zu erkennen geben. Die einzige Spur, die ich habe, ist eine ungewöhnlich Website mit einem Forum über Alchemie.«
»Alchemie? Du meinst schwarze Magie, Satanismus, etwas in dieser Richtung?«
»So verrückt nicht gerade. Sie sind durchaus seriös. Offensichtlich werden auf der Website Artikel über Dokumente aus der Renaissance und dem Mittelalter veröffentlicht, die gewisse esoterische Methoden zur Umwandlung von gewöhnlichen Metallen in Gold beschreiben.«
Sie lachte. »Du machst einen Scherz.«
»Ich weiß, es klingt verrückt. Aber diese Leute sind ziemlich unangenehm. Sie haben mich zweimal bedroht. Und was noch schlimmer ist, Hal hatte mit ihnen zu tun. Das habe ich gerade erst herausbekommen. Und ich muss wissen, wer diese Leute sind.«
»Zeigen sie sich auf dieser Website?«
»Nur mit Masken und ihren astrologischen Symbolen. Aber ich habe zwei Namen. Eris Haines und George Shimsky.«
»Nun, dann wollen wir mal nachsehen.«
Sie bat mich, einen Stuhl aus der Küche zu holen und in ihr Arbeitszimmer zu bringen. Im Gegensatz zu dem gemütlichen Durcheinander in ihrem restlichen Apartment sah es in ihrem Büro geradezu spartanisch aus. Keine Bücher, keine Akten, nur ein paar Kugelschreiber und Notizpapier. Die einzige Ausnahme war eine Kollektion Katzenspielzeug auf dem Fußboden. Der Kater kam hinter uns ins Zimmer, schnappte sich eine Maus mit Rissen in der Stoffhülle und begann mit den Krallen, ihre Innereien herauszuholen. Dabei verstreute er weiße Baumwollflocken über das gesamte Zimmer und fixierte Corinne herausfordernd mit seinen gelben Augen. Sie lachte. »Er ist nur wütend auf mich, weil ich ihn aus dem Sessel vertrieben habe.« Der Kater begann zu schnurren und strich an meinen Beinen entlang. Ich bückte mich und fuhr mit der Hand durch sein dichtes Fell.
Das amüsierte Corinne erst recht. »Jetzt versucht er, mich eifersüchtig zu machen.«
Drei Monitore standen auf ihrem Schreibtisch, jeder mit einem anderen Bildschirmschoner. Auf dem einen erklang eine Komposition von Bela Bartok zu Regen, der auf ein Feld voller Wildblumen herabrieselte, auf dem nächsten Bildschirm streichelte Meeresbrandung einen Korallenstrand und der letzte zeigte einen Wald in strahlenden Herbstfarben.
»Näher als auf diese Weise komme ich nicht an die Natur heran«, erklärte Corinne grinsend. Sie nahm Platz in einem Sessel, der derart technisch ausgereift erschien, dass man ihn eher als Pilotensitz in einem Kampfjet erwartet hätte. »Er ist maßgeschneidert. Stundenlang zu sitzen, hat unaussprechliche Auswirkungen auf deinen Rücken. Also, hast du nur Namen? Keine Geburtsdaten, sonstige Angaben, nichts?«
»Nur dies.« Ich reichte ihr die Visitenkarte, die Colin Reed mir gegeben hatte. »Die Telefon- und die Faxnummer sind falsch, demnach dürfte das auch auf den Geschäftsnamen zutreffen. Andererseits könnte Eris Haines am MIT studiert haben, und sie hat fürs Verteidigungsministerium gearbeitet. George Shimsky war Chemiker.«
»Damit müsste ich eigentlich etwas anfangen können.«
Ich schaute ihr zu, während sie Websites durchsuchte.
»Okay, über Haines kann ich nichts finden. Es ist gut möglich, dass es nicht ihr richtiger Name ist. Das Gleiche gilt für den Firmennamen. Shimsky machte sein Diplom mit der Bewertung ›Summa cum laude‹ im Jahr 1984 am MIT . Da war er gerade zwanzig Jahre alt. Ein Jahr später hatte er bereits fünf Patente angemeldet. Er arbeitete bei Dow Chemical und FMC . Hat es offenbar in beiden Firmen nicht lange ausgehalten. Gründete seine eigene Beratungsfirma, und dann kam es zur Katastrophe. 1998 kam er bei einer Explosion in seinem Labor beinahe ums Leben. Er wurde schwer verletzt und stieg aus.«
Sie unterbrach sich: »Himmel, hier steht, dass er versuchte, Metalle in Gold zu verwandeln. Wie verrückt kann man eigentlich werden?«, murmelte sie kopfschüttelnd. »Danach kann ich nichts mehr über ihn finden. Wie hieß diese Website, die du erwähnt hast?«
»Alchemy-Archives.com.«
Sie rief die Site auf und ließ sich einige Minuten Zeit, um sie gründlich zu inspizieren. »Da gibt es einige interessante Dinge, aber ich brauche eine Weile, um mir ein genaueres Bild zu machen. Hör mal, Johnnie, ich habe wirklich eine dringende Terminarbeit zu erledigen. Kann ich mich bei dir
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