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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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einer Reihe von fünf Kutschen auf den ölverschmierten Boden, atmete die vom Stroh staubige Luft ein und lauschte dem leisen Schnauben der Pferde. Ich konnte es nicht riskieren, mein Mobiltelefon zu benutzen. Wenn er mir in die Halle gefolgt war, würde er sofort meine Stimme hören und mein Versteck finden.
    Ein neues Geräusch drang an meine Ohren: Schritte, die sich zwischen den Kutschen bewegten. Ich hielt den Atem an und hoffte, dass er eine andere Richtung einschlug, aber er kam näher und war schließlich nur noch höchstens zwei Kutschen von mir entfernt. Ich suchte mein Heil in der Flucht und rannte los.
    Ein schwergewichtiger Mann mit großen Schweißflecken in den Achselhöhlen seines Arbeitshemdes blickte verblüfft hoch, als ich hinter der Kutsche hervorstürmte. Das war nicht der Mann im Narrenkostüm. Meine Glückssträhne schien mir treu zu bleiben.
    Sobald ich die 10. Avenue erreichte, vergewisserte ich mich, dass er nirgendwo zu sehen war, und hielt mich dann dicht an den Ladenfronten, um weniger aufzufallen. Kurz bevor ich ein Straßencafé erreichte, dessen Tische an diesem warmen Sommerabend dicht besetzt waren, spürte ich, wie mir etwas, das sich wie der Griff eines Schraubenziehers anfühlte, in Höhe meiner Taille gegen die Wirbelsäule gedrückt wurde. Ein Arm in einem schwarzen Ärmel schlang sich um meine Brust.
    »Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie so etwas Blödsinniges versuchen würden, Madison.«
    Ich versuchte, mich loszureißen. Er drängte mich gegen das Schaufenster einer Bäckerei. Keiner der Passanten nahm Notiz von uns.
    »Wollen Sie mich etwa gleich hier erschießen? Vor all den Leuten?«
    »Nein, wir überqueren jetzt die Straße und gehen zu dem Imbiss, wo mein Wagen steht.«
    »Und wenn ich nicht mitgehe?«
    »Wurden Sie schon mal angeschossen?«
    »Nein.«
    »Ich schon. Zuerst spüren Sie gar nichts. Nur einen Schlag. Als hätte ihnen jemand eine Schaufel gegen den Rücken geschmettert. Dann folgt ein brennendes Gefühl. Danach geben Ihre Beine nach.«
    »Wenn wir zum Wagen kommen, wartet sie sicherlich schon, nicht wahr?«
    »Eris? O ja. Mit offenen Armen.«
    Ehe ich mich dazu äußern konnte, hörte ich einen Knall wie von einem geplatzten Autoreifen. Die Welt bewegte sich plötzlich nur noch im Zeitlupentempo. Ich spürte, wie der Mann sich von mir fortbewegte. Meine Beine waren wie Gummi. Ich stemmte mich gegen das Schaufenster und bemühte mich, aufrecht stehen zu bleiben. Ich wartete auf den brennenden Schmerz in meinem Rücken. Ein Wehlaut stieg in meiner Kehle hoch.
    Eine Frau an einem Cafétisch, nur ein paar Schritte entfernt, sprang von ihrem Stuhl auf und stieß einen Schrei aus. Ein Taxi bremste mit quietschenden Reifen. Ein Mann auf dem Bürgersteig holte sein Mobiltelefon heraus und tippte hektisch eine Nummer ein. Die Tische vor dem Café leerten sich. Leute rannten vor mir davon. Ich streckte eine Hand aus. Niemand half mir.

Achtzehn
    Die Menschen drängten sich um etwas auf dem Bordstein. Ich tastete mit einer Hand meinen Rücken ab. Nichts Außergewöhnliches. Kein Brennen, keine Schusswunde, kein klebriger Blutstrom. Meine Beine gehorchten auch wieder. Ich stieß mich von dem Schaufenster ab und stellte fest, dass ich noch immer aus eigener Kraft gehen konnte.
    Eine erste Sirene ertönte, ein Feuerwehrwagen kam angerast und stoppte vor dem Café, gefolgt von Streifenwagen. Auf die weiteren Rettungsfahrzeuge achtete ich nicht mehr. Ich drängte mich durch die Schar der Schaulustigen und sah einen mit Graffiti übersäten Lieferwagen in einem schiefen Winkel am Bordstein stehen. Davor lag ein Mann auf dem Asphalt. Seine Shorts waren zerrissen, ein Turnschuh hatte sich von seinem Fuß gelöst und Blut strömte um seinen Oberkörper zu den Beinen hinab.
    Uniformierte Männer umringten ihn. Einer von ihnen bückte sich, faltete die Hände und begann mit einer lebensrettenden Herzmassage.
    Ich suchte in der Menge nach dem Mann im Narrenkostüm, doch er war verschwunden. Es war verständlich, dass er keine Lust hatte, seine Aktivitäten vor den Augen der New Yorker Polizei fortzusetzen. Ich blieb noch ein Weile dort und fühlte mich im Schutz der Gaffer halbwegs sicher. Was war geschehen? War der Unfall eine Laune des Schicksals gewesen? Oder war der Schuss meines Verfolgers daneben gegangen, hatte den Lieferwagen getroffen und den Unfall ausgelöst?
    Die Leute wichen auseinander, als die Polizisten herankamen und die Gaffer zurückdrängten. Ich hielt

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