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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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die jedem Verkaufspersonal eingebläute Frage, die man zu hören bekommt, ehe sie einem das Fell über die Ohren ziehen.
    »Eine Fahrkarte für den nächsten Bus nach Philadelphia, bitte.«
    »Einfach oder mit Rückfahrt?«
    »Einfach.«
    »Das macht dreiundzwanzig Dollar.«
    Ich steckte Samuels American-Express-Karte durch das Schalterfenster. Die Frau schob die Karte durch den Leseschlitz und wartete. Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie auf den Bildschirm. Dann sah sie mich an. »Tut mir leid, Sir, diese Karte ist nicht mehr in Ordnung. Es heißt hier, der Inhaber sei verstorben.« Sie betrachtete mich prüfend. »So schlecht sehen Sie aber nicht aus.«
    Ich murmelte eine Entschuldigung und fragte, wo der Bus abfahre. Sie verdrehte die Augen und deutete auf eine Ansammlung von Hinweisschildern. »Richten Sie sich nach den Wegweisern. Dafür sind sie da.«
    Ich hatte die Idee gehabt, den Minipeilsender in einem Bus zu deponieren, damit meine Verfolger glaubten, ich habe die Stadt verlassen. Doch dazu kam ich nicht. Auf dem Weg zu den Haltebuchten entdeckte ich den Mann, der Laurel im Washington Square Park beobachtet hatte – ein Typ mit scharf geschnittenem Gesicht, Haut von leichenhaftem Weiß und jettschwarzem Haar. Auf dem linken Handgelenk hatte er eine Tätowierung. Es war kein Zufall, ihn hier wiederzusehen.
    Er hatte es auf mich abgesehen. Plötzlich waren die Haltebuchten menschenleer und kein Angehöriger des Port-Authority-Wachdienstes war weit und breit zu sehen. Ich verließ eilends das Gebäude und rannte die 42. Straße hinunter. An der 10. Avenue erwischte ich die letzten Sekunden der Gelbphase der Fußgängerampel. Als mein Verfolger die Kreuzung erreichte, war die Ampel auf Rot umgesprungen und der fließende Querverkehr versperrte ihm die Straße. Ich folgte dem West Side Highway nach Norden, ehe ich in die 44. Straße einbog. Dabei schnappte ich mühsam nach Luft und wusste, dass ich dieses Tempo nicht mehr lange würde durchhalten können.
    Dort, wo die Straße die Gleise des West Side Güterbahnhofs berührte, krönte eine Mauer schwarzer Bruchsteine die Böschung und schuf so eine künstliche Senke für die Eisenbahnstrecke. Der knapp zehn Meter tiefe Steilabfall zu den Gleisen und die solide Mauer von Gebäuden auf der anderen Straßenseite schränkten meine Möglichkeiten erheblich ein. Ein Stacheldrahtzaun, der einen Lkw-Abstellplatz umschloss, bot mir ebenfalls keine Fluchtmöglichkeit. Hinter mir lag die Intrepid , ein massiges graues Gespenst von einem Schlachtschiff, auf dem Hudson. Neben ihr ankerte ein schwarzes U-Boot und dahinter war ein kleineres Schiff zu erkennen, das mit einer Rumpfhälfte einer Concorde beladen war. Diese Ansammlung von alten Schiffen und Flugzeugwracks bot eine Menge guter Verstecke, doch bei Nacht wäre dieser Ort für die Öffentlichkeit sicherlich gesperrt.
    Meine Eingeweide protestierten nach dem schnellen Lauf. Als ich sah, wie der Mann um die Ecke bog, suchte ich fieberhaft nach einer Möglichkeit, irgendwie von der Straße zu verschwinden. Es war ohnehin schon ein kleines Wunder, dass ich ihn bis jetzt hatte auf Distanz halten können. Links von mir begann ein Abschnitt, wo der Zaun Lücken aufwies oder verbogen an den Pfählen hing. Ich schlängelte mich durch eine Öffnung, um mich zwischen den Lastwagen zu verstecken. Das Ende eines Drahts bohrte sich durch mein Oberhemd und hinterließ einen tiefen Kratzer in meiner Schulter. Ich ging hinter einem Lastwagen in Deckung und versuchte, meinen Verfolger zu orten, um ihm ausweichen zu können.
    Die Geräusche, die er verursachte – eilige Schritte, ein gelegentliches heftiges Atmen –, brachen abrupt ab, als hätte er es sich anders überlegt. Schlich er noch auf dem Abstellplatz herum oder hatte ich ihn abgeschüttelt? Ich gelangte auf die 45. Straße, ein gutes Stück von einem niedrigen weißen Gebäude entfernt. Der Eingang zu dem Bau stand weit offen. Ich überlegte nicht lange und benutzte ihn. Es war ausgerechnet ein Stall und stank nach Pferdemist und altem Öl. Auf einer Seite konnte ich das Scharren von Hufen und das gelegentliche Rascheln eines Pferdeschweifs hören. Kunstvoll verzierte weiße und bunte Pferdekutschen standen in langen Reihen in der Halle. Es war wie bei einem Zigeunertreffen, nur dass die Kutscher offenbar alle in der Mittagspause waren. Das mussten die Kutschen sein, die man im Central Park für Rundfahrten mieten konnte.
    Ich kauerte mich hinter der vierten in

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