Baccara Collection 185
legte er großen Wert auf diese halbe Stunde vor dem Fernseher mit den Kindern. Diese Zeit gehörte nur ihnen vieren.
Nicht, dass er sie tagsüber kaum zu Gesicht bekommen hätte, seitdem Tante Mary fort war. Seine Brüder und die Farmarbeiter mussten die meiste Farmarbeit alleine erledigen, während Alec ein waches Auge auf seine Söhne hatte. So sehr er Mary vermisste und so dringend er eine neue Haushälterin brauchte, so dankbar war er für die zwei Wochen, in denen er seine Söhne allein betreut hatte.
Es ist verdächtig still im Wohnzimmer, dachte er, doch er widerstand der Versuchung, einmal nachzusehen. Belinda hatte die Jungen ganze sechs Monate nicht mehr gesehen. Mochte sie ihn halbwegs tolerieren, so bestand kein Zweifel darüber, wie sehr sie ihre Neffen liebte. Er wollte ihnen die paar Minuten alleine gönnen, bis der Kaffee fertig war.
Das Zischen und Brodeln der Kaffeemaschine war das einzige Geräusch in der Küche. Er hatte noch nie bemerkt, wie still das Haus bei Nacht sein konnte. Jack lebte in seinem eigenen Haus, Stoney und die anderen Farmarbeiter bewohnten eine gemeinschaftliche Hütte, und Trey hatte sich ein neues Haus im Norden der Ranch gebaut, um nahe bei den Feldern zu sein.
Seit Tante Mary gegangen war, lebte Alec alleine mit seinen Söhnen im Haupthaus. Trotz des vielen Lärms, den die drei lebhaften Jungen machen konnten, schien das Haus viel zu still zu sein. Leer.
Das Telefon an der Wand neben dem Kühlschrank klingelte. Als Alec den Hörer abnahm, freute er sich, die Stimme seiner Schwiegermutter zu hören.
„Flame! Wie geht es dir?”
„Schon viel besser.” Doch ihre Stimme war rauer als üblich. „Ist Belinda gut angekommen?”
„Ja, am frühen Nachmittag.”
„Es tut mir ja so Leid, Alec.”
„Du kannst doch nichts dafür, dass du krank wurdest”, protestierte Alec. „Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest.”
„Ich weiß, dass Belinda und du nicht immer gut miteinander auskommt.”
Das war nun wirklich untertrieben. „Wir kommen schon zurecht.” Wenn man einmal davon absah, dass ich Würstchen im Schlafrock und Dosenravioli als Abendessen vorgesetzt bekommen habe, dachte er mit einem grimmigen Lächeln. „Sie kommt prima mit den Jungen aus, Elaine, das weißt du ja. Nur das ist wichtig.”
Er hörte, wie sie einen tiefen Seufzer ausstieß. „Kann ich mit ihnen sprechen? Ich möchte ihnen für die Luftballons danken.”
„Welche Luftballons?”
„Oh, wie nennt man die gleich noch mal? Virtuelle Ballons. Sie haben mir eine E-Mail- Grußkarte mit Luftballons geschickt und mir darin gute Besserung gewünscht. Ich wollte mich dafür bedanken.”
„Also das war es, was sie zusammen gemacht haben. Bleib dran, ich hole sie schnell.” Er legte den Hörer zur Seite, ging ins Wohnzimmer und blieb abrupt stehen. Alle vier waren eingeschlafen. Belinda lag in seinem Sessel, und alle Jungen lagen auf ihr verteilt. Clays Füße lagen an Belindas Ohren, Jason streckte sich auf Clays Bauch aus, Grant schlief im Vierfüßlerstand und hatte sein Gesicht in Belindas Hüfte vergraben.
Alec fühlte eine große Dankbarkeit in seinem Herzen. Wie viel Glück er doch hatte, wie sehr er diese drei kleinen Menschen liebte. Ach, sie waren so perfekt! Und es erschreckte ihn, dass er, Haushälterin hin oder her, nie klug und geduldig genug sein würde, um seine Kinder großzuziehen, ohne eine Frau an seiner Seite, die sie lehren würde, Streit zu schlichten, Mitgefühl zu entwickeln und sie auf das Erwachsenenleben vorbereitete.
Was soll ich bloß tun, Cathy? Wie soll ich das alles ohne dich schaffen?
Es kam keine Antwort. Es kam nie eine Antwort.
Er ging zurück in die Küche und nahm den Hörer wie der auf. „Tut mir Leid, Elaine. Sie sind eingeschlafen.”
„Das Wiedersehen mit Tante Binda muss sie ganz erschöpft haben”, sagte Elaine mit warmer Stimme.
„Ja, und Belinda auch. Sie liegen auf ihr, und alle vier schlafen.”
Elaine lachte. „Nun gut, dann richte ihnen bitte aus, dass ich angerufen habe und mich für die Luftballons bedanken wollte.”
„Sie werden traurig sein, dass sie dich verpasst haben. Ich lasse sie morgen Abend bei dir anrufen.”
„Gut. Und wie geht es dir, mein Lieber?”
„Mir?” Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin okay.”
„Bist du in letzter Zeit mit jemandem ausgegangen?”
Alec wusste nicht, ob er geschockt, amüsiert oder verärgert sein sollte. Wann zum Teufel sollte er Zeit finden, mit jemandem
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