Baccara Collection 186
Hazard ihr die Hand unters Kinn und küsste sie auf den Mund. Es war nur ein flüchtiger Kuss, doch sie empfand dabei erstaunlich viel.
Seine Lippen fühlten sich warm an, und seine Haut war glatt. Sein teures Aftershave duftete dezent. Seine Hände waren tatsächlich sehr kräftig, übten jedoch nur einen sanften Druck aus. Er war sogar noch größer, als sie angenommen hatte. Sie reichte ihm kaum bis zum Kinn.
Und der Kuss war wundervoll …
„Also, das ist nun wirklich nicht die richtige Art für einen Mann, die Frau seiner Träume zu begrüßen”, bemerkte Miss Cherry Pye, die sich in diesen Dingen offenbar auskannte.
„Die Frau seiner Träume?” wiederholte Desiree und blickte abwechselnd von den höchst aufmerksamen Zuschauern, denen absolut nichts entging, zu dem Mann vor ihr. „Was hat Mathis Hazard Ihnen denn erzählt?”
„Ach, nichts weiter als die Wahrheit, mein Schatz”, versicherte er unschuldig.
Mein Schatz?
Desiree versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber ihre Miene drückte mit Sicherheit keine Begeisterung aus - nicht einmal geheuchelte.
„Schatz”, fuhr er fort. „Es gibt doch keinen Grund, unsere Beziehung vor diesen reizenden Damen geheim zu halten.”
Und ob es dafür einen Grund gab. Einen sehr guten sogar!
„Machen Sie sich nur keine Gedanken, meine Liebe”, beteuerte eine der Mays-Schwestern. „Mr. Hazard hat uns genau erklärt, wer er ist und wie alles zusammenhängt.”
Desiree wusste nicht genau, welche Miss Mays das gesagt hatte, weil sie die Zwillinge nicht auseinander halten konnte. Beide hatten weiße Haare, rosige Gesichter, waren leicht pummelig und jenseits der Achtzig, wobei niemand genau sagen konnte, wie weit jenseits. Und zu allem Überfluss kleideten sie sich auch noch identisch. Daher verwechselte Desiree die beiden Schwestern ständig.
„Mathis”, sagte der Mann an Desirees Seite. „Bitte, nennen Sie mich Mathis, Miss Molly.”
Desiree wunderte sich nur, wie er die beiden Schwestern unterscheiden konnte - und das schon bei der ersten Begegnung.
„Wie, um alles in der Welt …”
„Ja, Mathis hat es uns schon verraten”, bestätigte die andere Miss Mays, logischerweise also Miss Maggie Mays.
„Was hat Mathis Ihnen verraten?” fragte Desiree und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sich ärgerte. Welches Spiel trieb Mathis da mit ihr?
„Nun, er hat uns alles über euch verraten”, behauptete Cherry Pye.
„Dass wir in gewisser Weise miteinander verwandt sind”, sagte Desiree zögernd.
Diese Äußerung löste allgemeine Heiterkeit aus.
„So könnte man es natürlich auch ausdrücken”, bestätigte Cherry Pye lachend. „Ja, ich stimme Ihnen zu, dass Ehemann und Ehefrau in gewisser Weise miteinander verwandt sind.”
Desiree erstickte fast. Sie schoss Mathis Hazard einen bohrenden Blick zu. „Ehefrau?”
Der Mann dachte nicht einmal im Entferntesten daran, verlegen zu werden. „Exfrau”, verbesserte er sie. „Zumindest bald.”
„Bald?” fragte sie mit schriller Stimme.
„Ja. Wir haben uns wegen unüberwindbarer Schwierigkeiten getrennt”, sagte er seufzend.
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Ach, haben wir das?”
„Die Scheidung ist allerdings noch nicht durch”, flunkerte dieser Märchenerzähler.
„Ist sie das nicht?” Es fehlte nicht viel, und Desiree wäre explodiert. Er besaß die Unverschämtheit, unbekümmert zu lächeln.
„Schließlich hoffen wir beide noch auf eine Versöhnung und einen glücklichen Neuanfang.”
„Tun wir das?” Desiree geriet in Versuchung, hier und jetzt und vor allem sehr laut zu verkünden, dass es niemals zu einer Versöhnung kommen würde.
„Wir stehen alle auf Ihrer Seite und drücken Ihnen die Daumen, Miss Stratford”, beteuerte Miss Molly Mays und tätschelte ihr beschwichtigend den Arm. Dann fiel der alten Dame noch etwas ein. „Oder sollte ich Sie nicht lieber Mrs. Hazard nennen?”
4. KAPITEL
Diese Desiree Stratford gehörte zu den Frauen, die Mathis wahnsinnig machten.
Zugegeben, George Huxley hatte nicht übertrieben. Sie war tatsächlich schön und trug ein Kostüm, das ganz sicher nicht von der Stange kam. Sie hatte Klasse, und man sah ihr die vornehme Herkunft und die ausgezeichnete Erziehung an. Sie war eine Dame - vom blonden Haar, das sie zum eleganten Knoten geschlungen trug, bis zu den Spitzen der sündhaft teuren Pumps.
Das Foto auf dem Schreibtisch des Botschafters wurde ihr bei weitem nicht gerecht. Ihre Haut glänzte
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