Baccara Collection 186
Berührung des aufgerauten Hemdenstoffs ließ sie erschauern. Sie wünschte, sie müsste den Platz in seinen Armen nie wieder verlassen. Doch im selben Augenblick wurde ihr klar, dass sie nicht dorthin gehörte. Dieser Platz war für Dallas reserviert oder für die Frau, mit der Mac eines Tages sein Leben verbringen würde. Hilfssheriff Nell Phillips hatte dort wahrhaftig nichts zu suchen. Wie hatte sie nur vergessen können, dass er nur eine Rolle spielte?
„Unsere Übungsstunden zahlen sich aus, Slim. Du siehst unglaublich sexy aus.”
Demnach hatte sie Recht gehabt. Er tat nur seinen Job. Er versuchte, ihr das Gefühl zu geben, begehrenswert zu sein. Der gute alte Mac. Man konnte immer auf ihn zählen.
Widerstrebend löste Nell sich aus seinen Armen. Sie lächelte unsicher, beinahe schüchtern. „Danke für den Tanz.”
„Es war mir eine Ehre, Slim.” Er strich ihr zärtlich durchs Haar.
„Und ich habe dir auch nur einmal auf den Fuß getreten.”
„Wenn das kein Wunder ist”, entgegnete er beinahe feierlich.
„Ja, es muss ein Wunder sein.” Nell trat noch einen Schritt weiter zurück. Sie musste endlich wieder auf Normal schalten. „Siehst du Dallas und A.J. irgendwo?” wechselte sie das Thema.
Bevor Mac antworten konnte, standen plötzlich Ted und Jed Kilbourne mit ihren Frauen neben ihnen. „Hey, Sheriff, hey, Nell. Wir haben eure Begleiter vorhin heimlich durch eine Seitentür verschwinden sehen. Sollen wir sie suchen und zurückbringen?”
„Nein, nicht nötig. Wir sehen später nach ihnen. Aber wenn du mir einen Gefallen tun willst, Ted, dann frage doch bitte die Band, ob sie einen Tango spielen kann.”
„Einen Tango!” Nell war entsetzt. Doch bevor sie wusste, wie ihr geschah, erfüllten leidenschaftliche lateinamerikanische Klänge den Raum. „Mac, was zum Kuckuck treibst du da?” fragte sie atemlos, als er sie an sich zog.
„Wenn die Leute unbedingt Gesprächsstoff brauchen, tun wir ihnen doch den Gefallen.”
„Ich habe nicht den Eindruck, dass sie dazu ermutigt werden müssen.” Nell fühlte, wie die Blicke der Besucher sie geradezu durchbohrten. Ihre Knie wurden weich.
„Mac”, flüsterte sie. Plötzlich überkam sie ein ungestümes Verlangen nach diesem Mann.
„Räumt die Tanzfläche, Leute. Der Hilfssheriff und ich werden euch jetzt erst einmal zeigen, wie man Tango tanzt.”
9. KAPITEL
Die Einwohner von Knightsboro musste wirklich keiner zum Tratschen ermutigen. Nicht solange es die Gebrüder Kilbourne gab. Im Augenblick standen die beiden zusammen mit Ada Mae vor deren Restaurant und unterhielten sich angeregt.
Mac wünschte, Nell wäre genauso redselig, doch seit ihrem feurigen Tango auf dem Ernteball hatte sie kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Nicht, dass es ihm wesentlich anders gegangen wäre. Sobald sie in der Nähe war, erschien ihm seine Zunge schwer wie Blei und er hatte ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Er hatte schon überlegt, ob er zum Arzt gehen sollte. Vielleicht hatte er ja ein Magengeschwür.
„Hey, Sheriff!” Jed winkte ausgelassen zu ihm hinüber, während Ted seinen Hut zog und sich mit erstaunlicher Eleganz verbeugte. Er wirkte tatsächlich wie ein ehrenwerter Geschäftsmann. Hätte er nicht wie gewöhnlich seine abgewetzte Jeans und den verwaschenen Pullover getragen, wäre er kaum noch wiederzuerkennen gewesen.
Mac ging zu ihnen auf die andere Straßenseite. „Hi, Jungs. Madam.” Er tippte an seinen Hut.
„Möchten Sie noch ein paar Haferkekse?” schmunzelte Ada Mae.
Mac klopfte sich leicht auf den Magen. „Ich habe inzwischen so viele davon gegessen, dass ich erst einmal ein paar Kilo abnehmen muss.”
„Unsinn, MacKenzie”, sagte Ada Mae in ihrer gewohnt trockenen Art. „Die Frauen werden Ihnen auch noch nachstellen, wenn Sie ein paar Pfunde mehr auf den Rippen haben.”
Mac lächelte. „Danke, dass Sie so eine hohe Meinung von mir haben. Trotzdem muss ich mich in Acht nehmen. Wenn mir die Uniform nicht mehr passt, wird’s teuer.”
„Ihr Freund A.J. hat solche Sorgen wohl nicht. Er kommt jeden Tag, um sich den Bauch voll zu schlagen.”
„Er trägt ja auch keine Uniform.”
„Das stimmt. Und er hat seine Gründe, hierher zu kommen.”
„Könnte es sich da um eine hübsche, blonde Fotografin handeln? Jetzt wird mir auch klar, wieso ich ihn schon seit zwei Tagen nicht mehr gesehen habe.”
Ada Mae hob den Zeigefinger. „An Ihrer Stelle würde ich einmal mit ihm reden, Sheriff. Es ist kaum mit
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