Baccara Collection 186
gezögert. Doch dann dachte sie daran, dass Mac sich ja offenbar in Dallas verliebt hatte. Was sprach also dagegen, wenn sie sich mit A.J. verabredete? Sie mochte ihn. Manchmal musste man sich eben mit dem Zweitbesten zufrieden geben.
Außer dem schrillen Pfeifen eines Vogels war weit und breit nichts zu hören. Sie sah sich um, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Sie stieg die Stufen zum Eingang hoch und musste unwillkürlich lächeln. Sie war ganz Hilfssheriff - immer im Dienst.
Als sie das Haus betrat, glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen. Wie feierlich er alles hergerichtet hatte! Kerzen, eine Flasche Wein, ein Strauß Rosen, ein festlich gedeckter Tisch für zwei. Wahnsinn. Da sie A.J.s Auto nicht gesehen hatte, war sie davon ausgegangen, dass sie die Erste war.
Nell zog den Mantel aus und warf ihn aufs Sofa. Sie fröstelte ein wenig, als sie das rote Seidenkleid zurechtzupfte, das sie schon beim Ernteball getragen hatte. Mac hatte gesagt, dass sie wunderschön darin aussah, aber das war nicht der Grund gewesen, warum sie es heute trug. Sie hoffte, dass die kräftige Farbe und die Extravaganz dieses Kleides ihr das nötige Selbstvertrauen für den heutigen Abend gaben. Sie ging zum Kamin und streckte die Hände aus, um sie zu wärmen. Was macht Mac jetzt wohl? Diese Frage machte sie traurig. Sie starrte in das knisternde Feuer. Sie musste ihn vergessen. Sie war hier, um A.J. zu treffen und mit ihm einen schönen Abend zu verbringen. Sie hatte sich fest vorgenommen, hier und heute zu leben. An die Zukunft wollte sie jetzt nicht denken.
Als einer der Holzscheite Funken sprühte, trat sie einen Schritt zurück. Gleichzeitig hörte sie ein Geräusch an der Tür.
Sie fuhr herum und starrte auf den Mann, den sie am wenigsten hier erwartet hatte.
„Mac?”
„Nell!” Wie vom Donner gerührt sah er sie an. „Was tust du denn hier?”
„Was ich hier tue? Die Frage ist wohl eher, was du hier machst!”
Mac trat ein und schloss die Tür hinter sich. „Ich habe eine Nachricht erhalten, dass ich jemanden hier treffen soll.”
„Wen?”
„Dallas.”
„Ich auch.” Wenn es nicht völlig absurd gewesen wäre, hätte Nell geschworen, dass ihre Mutter hinter all dem steckte.
Mac fuhr sich irritiert mit der Hand durchs Haar. „Wieso schickt Dallas dir eine Nachricht?”
„Dallas hat mir keine Nachricht geschickt.”
„Aber das hast du doch gerade gesagt.”
„Nein, habe ich nicht.”
„Verflucht, Nell, musst du immer alles so kompliziert machen?”
„Ich? Wieso ich? Du bist unmöglich.” Wenn das nicht typisch Mann war! Immer suchten sie die Schuld bei anderen.
„Was habe ich denn getan?”
„Du hast mich in den letzten Tagen wie eine Aussätzige behandelt.” Sie stemmte die Hände in die Hüften.
„Das stimmt doch überhaupt nicht. Du warst diejenige, die kaum mehr mit mir geredet hat. Du hast dich lediglich über meinen Kaffee beklagt und dich bei mir abgemeldet, wenn du auf Patrouille gegangen bist.”
„Dein Kaffee ist ja auch abscheulich. Du kochst den schlechtesten Kaffee auf dem Revier - abgesehen von Bobby Dee vielleicht.”
Mac wollte etwas erwidern, überlegte es sich aber anders. Er zog den Mantel aus und hängte ihn an die Garderobe. Dann betrachtete er Nell schweigend. „So geht das nicht. Können wir noch einmal von vorn anfangen?”
Die Frage hing im Raum. „Ich weiß es nicht”, entgegnete Nell schließlich. Wie gern hätte sie noch einmal von neuem begonnen. Was ihr vorschwebte, war allerdings eine romantische Affäre mit Mac, und das war unter Garantie nicht das, was er gemeint hatte.
„Also.” Mac sah sie offen an. „Ich habe einen Brief von Dallas bekommen, in dem sie mich bittet, sie hier zu treffen.”
„Und ich habe eine Nachricht von A.J. erhalten, dass er mich hierher zum Dinner einlädt.”
„Aha. Und wo sind die beiden jetzt?”
„Vielleicht haben sie es nicht gefunden.” Nell zuckte die Schultern. „Sie kennen sich nicht besonders gut in Knightsboro aus.”
„A.J. schon.”
„Seltsam. Und was schlägst du jetzt vor?”
„Vielleicht haben sie die Uhrzeit vergessen.”
„Was Dümmeres hast du wohl nicht auf Lager”, bemerkte Nell.
„Du hast Recht. Das war nicht besonders geistreich. Aber wie kann ich auch vor Intelligenz sprühen, wenn du in diesem verführerischen Kleid vor mir stehst und ich an nichts anderes denken kann, als es dir vom Leib zu reißen.”
Nell sah ihn mit großen Augen an. „Du würdest … was?” fragte
Weitere Kostenlose Bücher