Baccara Collection 186
mit dem Titel ,Die Kunst des Krieges’”, antwortete Mathis und war froh, ein unverfängliches Thema gefunden zu haben, das ihn von Miss Stratfords Reizen ablenkte.
„Handelt es sich hier vielleicht um einen Krieg, Mr. Hazard?” fragte sie und verschränkte die Arme.
„In gewisser Weise ist es ein Krieg, Miss Stratford.” Er meinte zwar eindeutig die Vorgänge im Hotel, doch das Wort Krieg ließ ihn auch an den Kampf der Geschlechter denken, an Körper, die miteinander verschlungen hin und her rollten, scheinbar kämpfend, in Wirklichkeit aber in Leidenschaft…
Halt! So geht das nicht, rief er sich erneut ins Gedächtnis.
Sie betrachtete ihn so forschend, dass er schon fürchtete, sie hätte ihm seine Gedanken angesehen. „Sind Sie vielleicht so etwas wie ein Samurai-Cowboy?”
„Samurai waren japanische Kämpfer”, belehrte er sie erleichtert. „General Sun Tzu war Chinese.” Mathis spannte unauffällig die Schultern an und konzentrierte sich erneut auf die Vorfälle der letzten Nacht. Vielleicht half ihm das, nur noch an das Wesentliche zu denken. „Sie griffen also nach einem Spazierstock, schalteten das Licht im Arbeitszimmer ein und … Was taten Sie dann?”
„Ich stellte fest, dass es leer war.”
Das überraschte ihn nicht. Andernfalls hätte sie ihm schon längst verraten, wer sich hier aufgehalten hatte. „Und worin bestand nun diese Drohung, von der Sie gesprochen haben?”
„Darin”, sagte sie und zeigte auf den Schreibtisch.
Mathis drehte sich um und näherte sich den Fenstern. Und dabei entdeckte er den exotischen Dolch, der in der Schreibtischplatte steckte.
„Verdammt”, murmelte er.
5. KAPITEL
„Das gefällt mir gar nicht”, sagte Mathis Hazard, während er langsam um den Schreibtisch aus massivem Mahagoni herumging und dabei den Dolch nicht aus den Augen ließ.
„Mir auch nicht”, bestätigte Desiree. Natürlich nicht. Wem würde es schon gefallen, wenn ein scharfer Dolch in seiner Schreibtischplatte steckte, versehen mit einer Warnung? Jedenfalls niemandem aus ihrem Bekannten-und Freundeskreis.
Der Sicherheitsexperte warf ihr einen viel sagenden Blick zu. „Und Sie haben wirklich nichts angefasst?”
„Nein, das sagte ich doch schon”, erwiderte sie und hielt seinem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. Dieser Blick machte sie nervös, auch wenn sie sich es selbst nicht gern eingestand. Sie hatte nichts zu verbergen und hoffte, dass Mr. Hazard ihr helfen konnte. Aber wenn er sie so ansah, vergaß sie, dass er zu ihrem Schutz hier war. Dann spürte sie seine maskuline Ausstrahlung mehr, als ihr lieb war. Und wer schützt mich vor diesem Mann? fragte sie sich ratlos.
Mathis sah sich eingehend um. „Der Dolch wurde offenbar dort von der Wand entfernt”, stellte er fest und zeigte auf die entsprechende Stelle. „Und das Briefpapier gehört vermutlich zur Ausstattung des Hotels.”
Desiree nickte. „Der Dolch stammt aus dem Besitz meines Urgroßvaters, Colonel Jules Stratford. Soweit ich mich zurückerinnere, hing er neben dem Schwert an der Wand. Was das Briefpapier angeht - in jedem Gästezimmer liegt für die Gäste eine Mappe mit Schreibpapier, Umschlägen und einem Stift bereit.”
Mathis Hazard beugte sich über den Schreibtisch und las das einzige Wort auf dem Blatt. „Warnung.” Er richtete sich wieder auf, „Haben Sie eine Ahnung, wer das geschrieben haben könnte?”
„Nicht die geringste Ahnung, Mr. Hazard”, versicherte sie.
„Mathis”, verbesserte er sie. „Lassen wir doch die förmliche Anrede. Wir könnten uns sonst zu leicht vor den anderen Leuten verraten. Schließlich sind wir angeblich verheiratet.”
Desiree fragte sich, ob er ernsthaft glaubte, dass sie das getrennt lebende, aber noch nicht geschiedene Ehepaar spielen könnten. Doch dann fiel ihr das Zusammentreffen in der Hotelhalle mit den beiden Miss Mays und Miss Pye ein. Mathis Hazard war es mühelos gelungen, die Damen von dieser albernen erfundenen Geschichte zu überzeugen.
War das wirklich verwunderlich? Wahrscheinlich nicht. Jede Frau, ob sie nun achtzehn oder achtzig Jahre alt war, würde Mathis Hazard hinreißend finden und von ihm begeistert sein.
Und niemand würde daran zweifeln, dass dieser Mann auch eine attraktive und begehrenswerte Frau wie Desiree Stratford für sich erobert hatte. Was dagegen wohl keine Frau verstand, war die Tatsache, dass sie sich von diesem hinreißenden Mann wieder trennen wollte.
Sie holte tief Atem, um sich zu beruhigen.
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