Baccara Collection 186
willst”, erklärte Mathis.
„Du magst Miss Desiree, nicht wahr?” fragte Beano und lächelte wissend.
Mathis schob die Hände in die Hosentaschen und schwieg eine Weile, ehe er nickte. „Ja, ich mag sie”, gestand er ein. Das war nicht klug, auch nicht sonderlich praktisch und schon gar nicht vernünftig.
Es stimmte aber, dass er Desiree Stratford viel lieber mochte, als er sich selbst gegenüber zugeben wollte. Die Frau trieb ihn zum Wahnsinn, doch dieser Wahnsinn gefiel ihm wider Erwarten sehr gut.
Einige Tage nach Übernahme der Küchenarbeit im Stratford wandte William „Beano” Jones sich erneut an Mathis. Die Hotelbewohner hatten soeben ein herzhaftes Westernfrühstück hinter sich, zu dem Eier, Frikadellen, zwei Finger dicke Steaks und Pfannkuchen mit Ahornsirup gehörten. Während sich eine für halbtags eingestellte Küchenhilfe um das Geschirr kümmerte, trafen die beiden Männer auf dem Korridor zwischen der Küche und dem Speisesaal zusammen.
„Wir haben ein Problem, Boss”, sagte Beano ohne Umschweife.
Den Satz hatte Mathis in den letzten Tagen schon öfter gehört. „Was für ein Problem?” wollte er wissen.
„Lammkoteletts”, antwortete Beano knapp.
„Könntest du mir das vielleicht etwas genauer erklären?” fragte Mathis kopfschüttelnd.
„Ich vermisse zwei Lammkoteletts, die gestern Abend übrig geblieben sind”, erwiderte Beano anklagend.
Mathis kam gar nicht auf die Idee, Beanos Beobachtungen abzutun. Dafür war sein Freund viel zu aufmerksam. Ihm entging nichts.
„Vor zwei Tagen verschwand eine halb volle Schüssel mit Rindfleischeintopf. Am Tag davor war es ein Kalbskotelett”, zählte der Koch auf.
„Also entwendet jemand systematisch Essen aus der Vorratskammer des Hotels”, stellte Mathis fest.
Beano trocknete die Hände an dem Geschirrtuch, das er an der Taille befestigt hatte. „Ja, darauf läuft es hinaus.”
Mathis verschränkte die Arme. „Und du glaubst nicht, dass es ein Gast ist?”
Beano schüttelte den Kopf. „Ich versorge alle Damen so reichlich mit Essen, dass von denen keine mehr auch nur einen Bissen zusätzlich hinunterwürgen könnte.”
„Was ist mit den Küchenhilfen?” fragte Mathis, um der Reihe nach die einzelnen Personen auszuschließen, die infrage kamen.
„Auf die habe ich wie ein Adler geachtet”, behauptete Beano voll Überzeugung. Auf seinen Scharfblick war Verlass.
„Also steckt jemand anders dahinter”, folgerte Mathis.
„Ja, das denke ich auch, Boss”, bestätigte Beano. „Liegt doch auf der Hand, oder etwa nicht? Übrigens scheinst du nicht sonderlich überrascht zu sein.”
„Bin ich auch nicht”, gestand Mathis seinem Freund und Begleiter. „Ich habe einen bestimmten Verdacht. Das fehlende Essen ist eine Bestätigung.”
„Eine Bestätigung wofür?” hakte Beano nach.
„Für meine Theorie.”
„Und willst du mir deine Theorie verraten?”
Er hatte ohnehin vorgehabt, Beano einzuweihen. Der Zeitpunkt war günstig. „Alle diese Vorfälle gehen auf jemanden zurück, der direkt mit dem Hotel zu tun hat.”
George Huxley hatte schon ganz zu Beginn den Nagel auf den Kopf getroffen, als er die gleiche Meinung aussprach. Der Botschafter hätte es nicht genauer erraten können.
Beano rieb sich nachdenklich das Kinn. „Und was machen wir jetzt?”
„Wir - gar nichts. Ich kümmere mich um das Problem, weil ich der Fachmann bin”, entschied Mathis. „Der Botschafter hat schließlich mich damit beauftragt, für sein Patenkind den helfenden Ritter zu spielen.”
„Du weißt, wo du mich findest, falls du mich brauchst”, sagte Beano und schickte sich an, in sein Reich zurückzukehren.
„Was gibt es zum Abendessen?” rief Mathis ihm nach.
„Etwas, das dir so gar nicht zusagt”, erwiderte Beano vergnügt.
„Und das wäre?”
„Arme Ritter.”
9. KAPITEL
Beano hatte sich wieder einmal selbst übertroffen.
Desiree gab gern zu, dass der alte Ranchkoch ein viel besserer Küchenchef war als Andre, der ehemalige französische Koch des Stratford.
Heute Abend gab es saftiges Rindfleisch, gefüllt mit Hummer, dazu knusprig geröstete neue Kartoffeln und Spargel mit Beanos spezieller Sauce hollandaise.
Die Dauergäste des Stratford hielten sich noch im Speisesaal des Hauses auf, tranken eine Tasse Kaffee und genossen Beanos selbst gebackenen Kuchen. Dabei drückten sie ihre Begeisterung über die Verbesserung des Essens aus.
Desiree hielt es nicht länger unter Menschen aus. Sie entschuldigte sich
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