Baccara Collection 186
fallen und jammerte Mitleid erregend. „Darf ich nicht bald aufhören? Mir raucht der Kopf! Den ganzen Vormittag muss ich schon schuften.”
Linc wehrte ab. „Frag Meg, sie ist die Lehrerin.”
„Sie ist eine Sklaventreiberin.”
„Das kann ich nicht glauben. Denk immer daran, den Ausschluss vom Unterricht, hast du dir selbst zuzuschreiben.”
„Aber …”
„Kein Wort mehr darüber! Meg bestimmt, wann Schluss ist.”
„Ich wollte sowieso eine kurze Mittagspause einlegen”, meinte Meg versöhnlich.
„Na also, Meg ist gar nicht so grausam. Immerhin bekommst du etwas zu essen.”
Linc zwinkerte Meg zu und beobachtete amüsiert, wie sie schüchtern die Lider senkte. Jede andere Frau hätte die Gelegenheit zu einem Flirt genutzt. „Wenn die Damen sich noch einen Augenblick gedulden, werde ich mich zu euch gesellen. Ich muss nur noch duschen. Bin gleich wieder da”, versprach Linc und ging nach oben.
Vergnügt vor sich hin pfeifend, lief er den Gang entlang. Die Tür zu Nikkis Zimmer stand offen, und er blieb kurz stehen und betrachtete kopfschüttelnd das Chaos, in dem seine Schwester hauste.
Das durfte er ihr nicht durchgehen lassen, aber alles zu seiner Zeit. Fürs Erste war er schon mehr als zufrieden, dass sie mit Meg arbeitete. Er wollte die Tür schließen, entdeckte aber, dass die Klinke abgeschraubt war. Ganz schön clever, dachte er belustigt und schmunzelte. „Ich fürchte, du hast deinen Meister gefunden, Schwesterherz. Und wer weiß, vielleicht nicht nur du.”
Unterdessen hatte Meg herausgefunden, dass Nikki Stoner ihren Brüdern Rick und Clint an Dickköpfigkeit in nichts nachstand. Als sie jetzt dem hübschen Mädchen gegenübersaß, musste Meg wieder an das entsetzte Gesicht denken, das Nikki gemacht hatte, als Meg den Türknauf abgeschraubt hatte. Ein Schraubenzieher kann manchmal größere Wunder bewirken als ein Zauberstab, dachte Meg. Nikki hatte sie angebrüllt und wollte sie aus dem Zimmer werfen, doch Meg hatte sich geweigert. Schließlich war es ihr gelungen, das Mädchen zum Aufstehen zu bewegen.
Während Nikki duschte, sah sich Meg um. Kein Wunder, dass das Mädchen es tagelang in dem Zimmer aushielt. Hier gab es alles, was das Herz eines Teenagers begehrte: ein riesiges Polsterbett, eine Stereoanlage mit allen Schikanen, einen Fernseher und sogar ein eigenes Telefon. Die Kleider, die aus dem halb geöffneten Schrank quollen, stammten von bekannten Herstellern, die Stiefel, von denen Nikki mehr als ein Dutzend Paar besaß, waren handgefertigt.
Mit sanftem Zwang brachte Meg Nikki dazu zu frühstücken, dann machten sie sich an die Mathematikaufgaben.
Erleichtert stellte Meg fest, dass ihre Schwester nicht nur hübsch, sondern überaus intelligent war.
„Mir reicht’s jetzt. Nach dieser Aufgabe ist Schluss”, verkündete Nikki plötzlich und riss Meg damit aus ihren Gedanken.
„Wetten, dass mein Bruder mir den Nachmittag freigibt?” fragte das Mädchen und grinste höhnisch.
„Darüber haben wir doch schon gesprochen.”
„Von wegen. Befehle haben Sie mir erteilt. Weil wir gerade beim Thema sind: Ich verlange, dass Sie sofort meine Tür reparieren. Schließlich habe ich ein Recht auf Privatsphäre.”
„Normalerweise respektiere ich die auch.”
„Davon habe ich nichts gemerkt!”
„Du hast mich durch dein Verhalten praktisch zu dieser Aktion gezwungen.”
„Ich hab’s nicht nötig, zur Schule zu gehen.”
„Willst du nicht studieren?” fragte Meg. Am liebsten hätte sie die Kleine gepackt und kräftig durchgeschüttelt. Da besaß sie alle Möglichkeiten der Welt, doch sie wollte sie nicht nutzen.
„Haben Sie denn studiert?”
„Nein, ich werde das nachholen, sobald ich in Fort Worth lebe. Im Moment reicht mein Geld nicht”, antwortete Meg mit einem Seufzer.
„Mir gehört die Hälfte der Ranch.”
„Aber du kannst über dein Vermögen vermutlich nicht frei verfügen, ehe du volljährig bist.”
Nikki verschränkte die Arme und sah Meg trotzig an. „Linc erfüllt mir jeden Wunsch.”
„Interessant!” erklang eine Männerstimme von hinten. Linc stand in der Tür. Er hatte sich umgezogen und trug nun ein schwarzes T-Shirt und eine andere Jeans. Sein Haar war frisch gekämmt und noch feucht von der Dusche.
Sofort hängte sich Nikki an ihn. „Gut, dass du da bist, Linc. Mir ist so übel, ich muss mich hinlegen.” Sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen, aber er versperrte ihr den Weg.
„Du verbringst zu viel Zeit allein in deinem
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