Baccara Collection 186
Zimmer.”
„Mir ist wirklich schlecht.”
„Dann bringe ich dich zum Arzt.”
Erleichtert stellte Meg fest, dass Linc die Mätzchen seiner Schwester durchschaute. Aber Nikki war hartnäckig, sie rang sich ein paar Krokodilstränen ab und klagte: „Ich will nicht zum Arzt, ich will auf mein Zimmer. Mein Bauch, ich habe solche Bauchschmerzen!”
„Vielleicht wird’s besser, wenn du etwas gegessen hast”, schlug Meg vor.
Linc strich dem Mädchen übers Haar. „Es gibt Rindereintopf, dein Leibgericht.”
Nikki ließ den Kopf an Lincs Brust sinken und jammerte. „Ich bringe keinen Bissen hinunter, mir tut alles weh.”
Linc zögerte. „Na ja, vielleicht solltest du dich wirklich hinlegen”, lenkte er ein. „Ich sehe später nach dir.”
Hilflos musste Meg mit ansehen, wie Nikki zur Treppe ging. Wenn sie nicht so zornig gewesen wäre, hätte sie sie zu der gelungenen Vorstellung beglückwünscht.
„Essen wenigstens wir beide etwas”, schlug Linc vor, und sie gingen in die Küche, wo Dora sie erwartete. Linc fiel hungrig über seinen Teller her, doch Meg rührte keinen Bissen an.
„Fehlt Ihnen auch etwas?” fragte Linc schließlich besorgt.
„Sie haben alles kaputtgemacht, was ich mir heute mit Nikki erarbeitet habe”, warf sie ihm zornig vor.
„Ich verstehe Sie nicht. Nikki hat Bauchschmerzen.”
„Von wegen! Sie hat demonstriert, wie leicht sie Sie um den Finger wickeln kann.”
„Unsinn!”
„Den ganzen Vormittag über war sie putzmunter. Die Schmerzen kamen erst, nachdem Sie aufgetaucht sind.”
Verärgert legte Linc seine Gabel weg. „Das ist mein Haus! Soll ich Ihretwegen vielleicht ausziehen?”
Meg funkelte ihn an. „Sie sollen sich aus meiner Arbeit raushalten. Heute Morgen erst haben Sie mir ausdrücklich befohlen, zu tun, wofür Sie mich bezahlen. Ein paar Stunden später kommen Sie hereingeschneit und lassen sich von Nikki an der Nase herumführen.”
„Machen Sie doch kein solches Drama aus Nikkis Bauchgrimmen!”
„Bauchgrimmen, dass ich nicht lache! Das war eine Machtprobe, die Nikki mit Ihrer Hilfe gewonnen hat. Jetzt weiß sie, wie sie in Zukunft ihren Kopf durchsetzen kann.”
Nur mühsam bezwang Meg ihren Zorn. Ruhiger fuhr sie fort: „Wie soll ich sie unterrichten, wenn sie die Regeln, die ich aufstelle, nicht einhalten muss?”
Meg hatte natürlich Recht, er war Wachs in Nikkis Händen. „Na gut, ich werde mich nicht mehr einmischen”, versprach Linc zerknirscht, warf die Serviette auf den Tisch und ging nach oben, um mit seiner Schwester ein Hühnchen zu rupfen.
Zwei Mal klopfte er laut an ihre Tür, dann trat er ein. Kein Wunder, dass Nikki ihn nicht bemerkt hatte. Sie hatte Kopfhörer übergestülpt, aus denen ein hämmernder Rhythmus drang, und wirbelte im Takt im ganzen Zimmer herum. Als sie Lincs Anwesenheit entdeckte, erschrak sie und schaltete die Stereoanlage hastig aus.
„Freut mich, dass es dir besser geht!”
Nikki zuckte die Schultern. „Was ist schon dabei? Ich wollte nicht auch noch beim Essen mit ihr zusammen sein.”
„Mom und Dad würden sich schämen, wenn sie dich jetzt erleben würden.”
„Ist mir doch egal.”
Das war gelogen, aber Linc ging nicht darauf ein. „Bitte geh nach unten und iss etwas. Danach arbeitest du ohne Murren weiter.”
„Nein! Ich kann diese Frau nicht ausstehen!”
„Diese Frau hat einen Namen. Sag ,Miss Delaney’ oder meinetwegen ,Meg’, aber wag es nicht noch einmal, sie ,diese Frau’ zu nennen. Hab ich mich klar ausgedrückt?”
Er hatte Nikki so fest am Arm gepackt, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, aber das kümmerte ihn im Moment nicht. Er musste sie unbedingt zur Vernunft bringen.
Schluchzend entwand sie sich seinem Griff. „Ja!”
„Dann sieh zu, dass dein Essen nicht kalt wird.”
An diesem Abend schlich Meg leise auf die Terrasse. Es war fast zehn Uhr. und nichts rührte sich im Haus. Linc war ausgegangen, Dora besuchte ihre Schwester, und Nikki hatte sich auf ihr Zimmer verkrochen. Hoffentlich beherzigte sie Megs Rat und schlief sich gut aus. Meg legte ihr Badetuch über einen Stuhl und ließ sich am Rand des Pools nieder. Zum Glück war niemand in der Nähe, vor dem sie sich in ihrem verblichenen Badeanzug blamierte. Sie band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und glitt in das erfrischend kühle Wasser. Mit ruhigen Zügen schwamm sie die erste Bahn und versuchte, jeden Gedanken an ihren ziemlich verpatzten Einstand als Privatlehrerin zu verdrängen. Heute war
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