Baccara Collection 186
Hände voll zu tun. Das Letzte, was ich brauchen kann, ist eine Ablenkung dieser Art. So etwas darf nicht noch einmal vorkommen.” Sie stand auf und griff nach ihrem Hut. Am liebsten wäre sie wie der Blitz davongelaufen, aber sie beherrschte sich, ging zu ihrem Pferd, saß auf und gab Josey die Sporen. Vor lauter Tränen konnte sie nichts mehr sehen, aber sie vertraute darauf, dass das Pferd den Weg in den Stall schon finden würde. Ihr Körper brannte wie Feuer, ein Feuer, das Lincs sanfte Hände entfacht hatten.
Was hatte sie nur angestellt? Noch nie hatte ein Mann sie auf diese Weise berührt. Nicht, dass sie sich wegen des Vorfalls schämte, beileibe nicht. Viel schlimmer: Sie fühlte ein unbändiges Verlangen nach diesem Mann, obwohl sie genau wusste, dass er für sie unerreichbar war.
„Na, was hältst du von Dr. Hamilton?” wollte Meg wissen, als sie wieder im Wagen saßen.
Nikki zuckte die Achseln. „Ganz okay für eine Psychotherapeutin. Wenigstens hat sie mich nicht mit Fragen gelöchert. Ich darf sie Kathy nennen.”
„Dann gehst du nächste Woche wieder zu ihr?”
Erneutes Achselzucken. „Meinetwegen.”
Meg atmete erleichtert auf. Heute hatte Nikki deutlich dezenteres Make-up aufgelegt, und ihr Rock war einige Zentimeter länger als sonst. „Du errätst nie, wer sie mir empfohlen hat: Der Tipp kam von Mrs. Simpson!”
„Ehrlich, von dieser alten Hexe?”
„So etwas sagt man nicht, Nikki.” Beide prusteten los.
„Wie sieht’s aus? Sollen wir noch in der Stadt bleiben und eine Kleinigkeit essen?” fragte Meg.
„Prima Idee. Ich hätte auch nichts gegen einen Einkaufsbummel einzuwenden.”
Mit Sorge dachte Meg an die vierzig Dollar in ihrer Börse. „Ich fürchte, dafür reicht mein Geld nicht.”
Nikki wühlte in ihrer Handtasche, bis sie triumphierend eine Kreditkarte hochhielt. „Ich hab genug.”
Mit offenem Mund starrte Meg sie an. „Woher hast du die?”
„Von Linc”, antwortete das Mädchen. „Er hasst nichts so sehr wie Einkaufen, deshalb setzt er mich immer in der Stadt ab und drückt mir die Karte in die Hand.”
Das erklärt natürlich ihre ungewöhnliche Garderobe, dachte Meg. Darüber musste sie unbedingt ein ernstes Wort mit Linc reden. „Du solltest ihn trotzdem erst um Erlaubnis bitten”, meinte sie zögernd.
Wieder kramte Nikki in der Tasche. Diesmal zauberte sie ein Handy hervor.
„Und woher hast du dieses Ding?” fragte Meg, obwohl sie die Antwort bereits kannte: „Nein, ich weiß: von Linc.”
Nikki hatte schon die richtigen Knöpfe gedrückt und hielt sich das Gerät ans Ohr. „Hi, Linc, Meg und ich sind hier fertig und … War ganz okay, ja … Bleib mal kurz dran.” Sie reichte Meg das Handy. „Er will mit Ihnen sprechen.”
Meg wurde nervös. Sie benutzte viel lieber die guten altmodischen Telefone und hielt nichts davon, beim Autofahren zu telefonieren. Unbeholfen klemmte sie sich das Gerät zwischen Schulter und Ohr. „Ja?”
„Hallo, Meg, wie lief’s?” Linc’s tiefe Stimme dröhnte aus dem Hörer.
„Ganz gut, aber darüber sprechen wir später. Nikki hat vorgeschlagen, dass wir etwas essen und uns ein wenig in den Geschäften umsehen, wenn du einverstanden bist.”
„Hervorragende Idee - das heißt, wenn es nicht zu viel Mühe macht.”
„Natürlich nicht. Nikki hat eine deiner Kreditkarten.”
„Richtig. Sie soll kaufen, was ihr gefällt.”
Verstohlen blickte Meg zu dem Mädchen, das sich an den Knöpfen des Autoradios zu schaffen machte. „Das halte ich für unklug, Linc. Sie braucht jemanden, der sie beim Einkaufen berät.”
„Stimmt eigentlich”, gab Linc nach einer Weile zu. „Kannst du das übernehmen?”
„Natürlich. Ich passe auf, dass die Sachen nicht zu extravagant ausfallen.” Meg wollte Nikki das Handy zurückgeben, als Lincs Stimme noch einmal aus dem Hörer drang.
„Vielen Dank für alles, Meg. Kommt bitte nicht zu spät nach Hause, ich vermisse euch”, sagte er leise.
Blut schoss in Megs Wangen, und sie verhaspelte sich beim Sprechen. Sogar Nikki bemerkte ihre Verwirrung. „Alles in Ordnung?” fragte sie.
„Ja, ja”, wiegelte Meg ab. Wenn diese Klapperkiste nur eine Klimaanlage hätte, ihr war plötzlich furchtbar heiß geworden. „Du musst mich nur noch zu den richtigen Geschäften lotsen.”
„Mit Vergnügen!”
Die gute Laune der Dreizehnjährigen wirkte ansteckend, und sie verbrachten einen amüsanten Nachmittag. Doch Meg fragte sich, ob ihre Hochstimmung nicht auch damit zu
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