Baccara Exklusiv 53
hinein. In weniger als drei Minuten war er fertig angezogen und grinste sie jungenhaft an. „Dann gehe ich jetzt, Ma’am.“ Er trat zur Tür und öffnete sie. „Ich werde allein sein, falls du mich vielleicht anrufen möchtest, während ich der aufgehenden Sonne entgegenfahre.“
Sie lächelte. „Wo werden wir am Freitag hingehen?“
„Das ist eine Überraschung.“
„Ich meine, was soll ich zu der Gelegenheit tragen?“
„Dich.“ Er warf ihr einen Kuss zu, und nach einem letzten Blick war er gegangen.
Noch nie war sie so verwirrt gewesen. Sein letzter Blick war voller sinnlicher Sehnsucht gewesen. Aber wo war die Liebe, die sie gestern Nacht darin gesehen hatte?
Zwei Tage … Sie kamen ihr wie eine Ewigkeit vor.
Angela hatte sich für eine schwarze Seidenjacke, eine schwarze Seidenhose und schwarze Pumps entschieden. Es war Freitagabend, und sie wartete darauf, dass Rafe sie wie verabredet um halb acht abholte.
Es wurde Viertel nach acht, und Rafe war noch nicht erschienen. Sie wusste nicht, ob sie sich Sorgen machen oder wütend sein sollte. Er hatte ihr die Nummer seines Handys gegeben, doch nachdem sie sie viermal vergeblich gewählt hatte, teilte ihr die Stimme seiner Mailbox immer noch mit, Rafe Whitten sei im Augenblick leider nicht zu erreichen. Auch zu Hause ging er nicht an den Apparat.
Sie war schon vorher versetzt worden. Das gehörte zum Erfahrungsschatz jedes Menschen. Aber bei Rafe hatte sie geglaubt, dass er zu höflich und zu aufmerksam war, um so schlechte Manieren an den Tag zu legen. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte sie großes Vertrauen zu ihm gefasst, da er eine gewisse Seriosität ausstrahlte. Oder war das pures Wunschdenken?
Vielleicht hatten Julia und Ilsa ja doch recht. Wie oft hatte sie schon alle möglichen Qualitäten auf Männer projiziert, die es nicht verdienten. Vielleicht sah sie Rafe nicht so, wie er war, sondern so, wie sie ihn sich wünschte. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal.
„Dass Menschen überhaupt Beziehungen eingehen“, murmelte sie frustriert vor sich hin. „Es ist alles so anstrengend!“
Sie spürte, dass ihr der Schweiß auf die Stirn trat, und ging in die Küche, um sich ein Glas Wein einzuschenken. Erst als sie die Flasche wieder mit dem Korken verschloss, fiel ihr ein, dass es die Flasche war, die Rafe aus seinem Weinkeller mitgebracht hatte. Beim ersten Mal hatte Angela den schönen Wein kaum gewürdigt, da sie sich zu sehr auf das Gespräch mit Rafe konzentriert hatte. Aber sie konnte sich um nichts auf der Welt daran erinnern, was er gesagt hatte. Sie wusste nur, was er nicht gesagt hatte.
Es war ja nicht so, dass sie daran gewöhnt war, von Männern eine Liebeserklärung zu bekommen, wenn sie mit ihnen schlief. Sie hatte normalerweise keine Bestätigung nötig. Aber bei Rafe war das anders. Alles war anders. Rafe hatte etwas in ihr berührt, von dessen Existenz sie bisher nichts geahnt hatte. Und es machte sie verrückt, nicht zu wissen, ob sie auf ihn die gleiche Wirkung hatte.
Sie musste zwar zugeben, dass sie selbst ihm ihre Liebe auch nicht gestanden hatte. Aber sie hatte immer gedacht, dass der erste Schritt vom Mann ausgehen musste. Trotzdem war sie einen Moment lang kurz davor gewesen, ihm ihre Gefühle zu offenbaren.
Und da hatte er sie unterbrochen. Er hatte sie mit unglaublicher Zärtlichkeit angesehen, ihr aber einen Finger auf die Lippen gelegt. Was hatte er ihr damit sagen wollen? Dass es zu früh war? Dass es keine Liebe zwischen ihnen war, sondern nur Sex? Wollte er sie oder nicht? Bedeutete sie ihm etwas oder nicht?
Zwei Tage lang hatten diese Fragen sie gequält, bis sie glaubte, sie würde den Verstand verlieren.
Plötzlich zuckte ein Blitz über den Nachthimmel. Unwillkürlich legte sie die Arme um sich, und Unbehagen packte sie, als sie an die entsetzliche Nacht dachte, in der ihre Eltern ums Leben gekommen waren.
Auch damals war sie ungeduldig auf und ab gegangen, genau wie jetzt. Sie hatte während des ganzen heftigen Gewitters fast bis zum Morgengrauen gewartet und im Innersten gespürt, dass etwas passiert sein musste. Ihre Eltern hätten schon abends um neun landen sollen. Sie hatte den Flughafen angerufen, war aber nicht durchgekommen, da die Hälfte der Telefonleitungen in New Mexico aufgrund des Gewitters ausgefallen war. Im Lauf der Nacht hatte sich das Gewitter bis Texas ausgebreitet. Sie hatte das Schlimmste befürchtet. Gegen Morgen waren ihre Ängste bestätigt worden. Das kleine
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