Baccara Exklusiv Band 23
die seine dunkle Hand an Cathys hellere banden. Er spürte die Hitze ihres Körpers, und langsam hob er seinen kühlen Blick zu ihrem blassen Gesicht. Ihre zerbrechliche Schönheit zog ihn an, stieß ihn gleichzeitig aber auch ab. Die Atmosphäre schien plötzlich mit Feindseligkeit geladen.
Sadie stand lächelnd auf der Türschwelle. "Jetzt gehe ich, Großväterchen!", erklärte sie mit gespieltem Gehorsam.
"Sie hat den Schlüssel noch", flüsterte Cathy.
"Haltet sie fest!", brüllte Guillén beinahe im gleichen Moment.
Juanito rannte Sadie nach und schlug die Tür hinter sich zu. Der Schlüssel drehte sich im Schloss, und die Erwachsenen waren eingesperrt.
Ein halbes Dutzend Polizisten hämmerte gegen die Tür, doch ehe es ihnen gelang, sie aufzubrechen, begann der Boden unter ihren Füßen zu beben.
Draußen ertönte ein lautes Krachen, und hoch über ihnen dröhnte es im Berg.
Das Haus schwankte bedrohlich.
"Das ist etwas anderes als ein leichtes Erdbeben!", rief Pita entsetzt.
Die Hunde im Dorf heulten, Esel scharrten mit den Hufen und schlugen aus, Hühner stoben auseinander. Über diesem Tumult erhob sich erst ein tiefes Grollen, dann ein ohrenbetäubendes Donnern, als riesige Felsstücke vom Berg losbrachen.
Rafe spürte, wie der leuchtende Totenkopf zwischen seinen Füßen hinund herrollte. Er sprang auf und schaute durch die hohen Fenster hinaus auf die hinabstürzenden Felsbrocken.
Ein starker Gasgeruch lag in der Luft, irgendwo musste eine Leitung geplatzt sein.
Als Rafe loslaufen wollte, hing Cathy wie ein Granitblock an seinem Arm.
"Los", brüllte er sie an und zerrte wütend an ihrem Handgelenk. Er wünschte, sie hassen zu können, und doch hatte er Angst, sie zu verletzen. "Beeil dich, oder willst du hier bleiben und sterben?"
Cathy sah den gehetzten Ausdruck in seinem Blick, und ihr Gesicht wurde noch blasser. "Sadie", hauchte sie und hustete, als der Raum sich mit Gas füllte. "Wir müssen Sadie retten."
"Das werden wir auch", erklärte Rafe, und seine Stimme klang sanfter.
Wieder schwankte das Haus, Putz regnete von der Decke, und der schwere gusseiserne Leuchter schaukelte bedrohlich hin und her. Rafe konnte Cathy gerade noch zur Seite reißen, bevor die massive Lampe zu Boden stürzte.
Das Donnern wurde lauter und hörte sich an wie ein tosender Wirbelsturm oder rauschende Brandung, die an eine Klippe schlug. Die Grundmauern des Hauses verschoben sich, und mit entsetzlichen Knirschund Splittergeräuschen bildeten sich Risse in Wänden und Decken. Der Gasgeruch wurde unerträglich.
Einige der Polizisten rannten auf den Balkon, andere sanken auf die Knie und beteten zur Heiligen Jungfrau.
Nur einer blieb ruhig und behielt die Nerven – Guillén. Kaltschnäuzig sah er Rafe an und öffnete sein Pistolenhalfter. Doch in dem Moment, als er die Waffe ziehen wollte, sprang Rafe, Cathy mit sich reißend, auf Guillén zu und schlug ihn nieder. Als der Polizist nach hinten schwankte, nahm Cathy ihm die Pistole ab. Sie wollte sie zur Seite werfen, aber Rafe entwand ihr die Waffe, lud und entsicherte sie. Als Guillén sich mühsam wieder aufrappelte, zielte Rafe mit kühlem Lächeln auf sein Herz.
"Tu es nicht", rief Cathy.
Rafe funkelte sie an. "Du hättest in aller Ruhe zugesehen, wie er mich umbringt."
"Nein, ich möchte nur nicht, dass du zum Mörder wirst, so wie er." Ihr Gesicht war tränenfeucht, und ihre Stimme klang flehend und verzweifelt.
Rafe ließ die Waffe fallen, und mit Cathy im Schlepptau rannte er durch die inzwischen halb ausgehängte Tür. Rafe hielt kurz inne, packte Armi am Kragen und verpasste ihm einen Kinnhaken.
Armi stolperte, und Rafe zerrte Cathy an ihm vorbei in den Flur. Er konzentrierte sich so sehr auf die Flucht, dass ihm nicht auffiel, dass Cathy ihn weder bei Guillén noch bei Armi am Zuschlagen gehindert hatte. Es entging ihm auch, dass sie ihm freiwillig folgte, ja, es fast ebenso eilig zu haben schien, den Verfolgern zu entkommen, wie er selbst.
Sie erreichten den Garten, und immer noch bebte die Erde. Es war wie in einem Albtraum: Menschen hasteten schreiend durch die Gassen, Kirchenglocken läuteten unentwegt; orange Flammen loderten von der zerstörten Gasleitung auf und züngelten auf die Häuser zu, es roch nach Chemikalien und verbranntem Gummi.
Cathy zog an den Handschellen und deutete auf Sadie und Juanito, die über die weiße Gartenmauer kletterten und auf den Berg und die Mineneingänge zusteuerten. Guillén hastete auf den Balkon,
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