Baccara Exklusiv Band 23
dem Schlüssel. "Darf ich dir diesmal helfen?"
Er nickte. "Bitte. Mir ist alles recht, wenn ich nur endlich diese Handschellen loswerde."
Cathy spürte seinen durchdringenden Blick, als sie den Schlüssel ins Schloss steckte und langsam umdrehte.
Seine Handschelle sprang auf, und wie von der Tarantel gestochen zog er seine Hand zurück und erhob sich hastig. Cathy öffnete nun ebenfalls ihre Fessel und reichte Rafe die Handschellen.
Er kniff die Lippen zusammen, nahm die Handschellen schweigend entgegen und schob sie in die Gesäßtasche seiner Jeans.
Cathy spürte den Hass, die unterdrückte Wut und all die anderen negativen Gefühle, die er ihr entgegenbrachte, und es gab ihr einen Stich ins Herz.
"Wie viele Kerzen hast du?", wandte sich Rafe in freundlichem Ton an Sadie. Cathy überging er absichtlich.
"Jede Menge. Und Juanito hat noch viel mehr als ich."
"Wo ist Juanito?", flüsterte Cathy ängstlich.
"Er sucht den Ausgang."
"Den Ausgang …" Sie fasste neuen Mut, obwohl es natürlich verfrüht war, sich Hoffnungen zu machen, schließlich war der Weg, durch den sie die Mine betreten hatten, verschüttet.
"Juanito kennt die Mine gut. Seit seine Mutter gestorben ist, hat er hier gewohnt, wenn er keine andere Bleibe hatte. Er hat auch Essen und Wasser", erklärte Sadie. "Zuckertotenköpfe, Tortillas und Kuchen. Ich habe es ihm selbst gebracht, als ich hergekommen bin, um mit ihm zu spielen … ich meine, um zu sehen, ob mein Totenkopf auch wirklich im Dunkeln leuchtet."
Ehe Cathy ihre Tochter dafür tadeln konnte, dass sie verbotenerweise die Mine betreten hatte, tauchte Juanito auf.
"Ich habe meine Markierungen gefunden", sagte er, und ein strahlendes Lächeln ließ sein schmales Gesicht leuchten. "Ich glaube, ich weiß jetzt, wie wir hier herauskommen."
Der Weg führte immer tiefer abwärts.
Die Kinder gingen vor Rafe her, und ihre Kerzen tauchten den Stollen und die grob aus dem Fels gehauenen Wände in ein gelbliches Licht. Ab und zu warnte Juanito sie vor tiefen Schächten oder rostigen Werkzeugteilen, die Bergarbeiter im letzten Jahrhundert hier unten vergessen hatten.
Rafe hatte völlig die Orientierung verloren, während er den Kindern durch die schmalen Gänge folgte und Kopf und Schultern einzog, weil die Decken so niedrig waren.
Seine Stiefel waren durchweicht, weil er alle paar Meter in knöcheltiefe Pfützen stolperte. Seine Füße waren durchgefroren, im linken Arm hatte er noch immer kein Gefühl.
Je tiefer sie hinabstiegen, desto schmaler wurde der Stollen, und an einer Stelle war es so eng, dass Rafe stecken blieb. Nachdem er sich eine halbe Stunde abgemüht hatte, den anderen durch den Engpass zu folgen, wies er sie an, ohne ihn weiterzugehen.
Doch Cathy weigerte sich, ihn allein zu lassen, und ermunterte ihn, es immer wieder zu versuchen. In diesem Moment der Verzweiflung tröstete ihr Zureden Rafe so sehr, dass er beinahe weich geworden wäre und meinte, er hätte ihr unrecht getan. Aber dann funkelte Maurice' Ring im Kerzenlicht auf und erinnerte ihn an Cathys wahren Charakter. Die Wut verlieh ihm ungeahnte Kräfte, und es gelang es ihm, sich durch die enge Stelle im Gang hindurchzuarbeiten.
Als er erschöpft auf dem unebenen Boden zusammenbrach, kniete Cathy sich neben ihn und umarmte ihn. Verwundet und geschwächt, wie er war, wäre er fast der Wärme ihrer Hände und ihrem zärtlichen Lächeln erlegen. Dann dachte er wieder an ihren Verrat, an die Sekunde, in der er in ihrem Bett erwachte und den Pistolenlauf an seiner Wange spürte, während sie in Maurice' Armen gelegen hatte. Dieser Gedanke machte ihn so wütend, dass er Cathy heftig fortstieß und sich mühsam aufrappelte.
Weiter und weiter ging es durch die endlosen Gänge, bis sie in eine Art Halle gelangten.
Juanito stieß einen verzweifelten Schrei aus.
Der Stollen mit seinen Markierungen war durch eine Gerölllawine verschüttet worden, und noch ein Dutzend anderer Gänge zweigte hier ab.
Rafe fühlte sich wie in einem Irrgarten. Welchen Stollen sollten sie nehmen?
Juanito entschied sich für den Gang neben dem von ihm markierten Stollen, in der Hoffnung, dass die beiden irgendwo zusammentrafen. Doch sie stolperten nur über einen Steinhaufen nach dem anderen, und von Juanitos Zeichen fehlte jede Spur.
Schließlich war Cathy zu erschöpft, um weiterzugehen, und Rafe bestimmte, dass eine Pause eingelegt würde. Nachdem sie ein paar von Juanitos Tortillas gegessen hatten, legte sich Rafe in einigem Abstand
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