Baccara Exklusiv Band 23
kräftigen Mannes ab.
"Rafe?"
Er betrat ihr Schlafzimmer und machte Licht.
Sein Oberkörper war nackt, und trotz der Narben auf seinem flachen Bauch und der Brust, trotz der Wunden auf seiner linken Schulter sah er großartig aus. Er wirkte verschlafen, als er sich durch das dichte schwarze Haar fuhr, das sich jedoch allen Versuchen, es zu bändigen, widersetzte. Er war so männlich, so atemberaubend attraktiv. Cathy genoss seinen herrlichen Anblick.
"Rafe." Diesmal klang ihre Stimme einladend.
Er setzte sich aufs Bett, beugte sich ein wenig hinab und strich ihr ein paar Haarsträhnen aus der schweißfeuchten Stirn.
"Du bist in Sicherheit." Sein Ton war freundlich und liebevoll, es war genau die Art, wie er immer mit Sadie sprach, aber so gut wie nie mit ihr. "Wir sind zu Hause."
"Zu Hause", wiederholte Cathy verträumt. Der Klang dieser Worte gefiel ihr gut.
Zu Hause, das war seine Ranch in den Bergen von Texas am Blanco River im Nordosten von San Antonio.
"Es ist vorbei", flüsterte er.
Eine prickelnde Wärme erfüllte ihren Körper, und Rafes angenehme Stimme, das Gefühl seiner Hände in ihrem Haar, ließ sie beinahe alles um sich herum vergessen.
"Oh, Rafe, ich habe schon wieder von den Fledermäusen geträumt."
"Ich weiß, das ist ein regelrechtes Trauma", murmelte er und strich ihr tröstend über den Kopf. "Ich hätte dich nie allein lassen dürfen. Aber du warst völlig erschöpft und hast so fest geschlafen. Wir dachten, wir hätten ein Licht gesehen. Dann hat Juanito die Fledermäuse entdeckt und wusste auf einmal wieder, wo der Ausgang war."
Seit Wochen wurde Cathy Nacht für Nacht von dem gleichen Traum verfolgt, und jede Nacht musste Rafe sie auf diese brüderliche Art trösten.
Jede Nacht ließ er sie wieder allein, sobald sie sich beruhigt hatte, und ging in sein eigenes Bett.
Cathy wollte nicht, dass er sich ihr gegenüber wie ein Bruder benahm. Sie wollte auch nicht, dass er fortging – weder heute Nacht noch sonst irgendwann. Daher schluchzte sie stets länger als nötig, wenn er die Arme um sie legte und sie an sich drückte. Sie wollte einfach nur so lange wie möglich bei ihm sein.
Erst als sie seine Lippen auf ihrem Haar spürte, wagte sie, seinen Nacken zu umfassen.
"Oh, Rafe", flüsterte sie mit bebender Stimme dicht an seinem Hals. "Es geht mir gleich viel besser, wenn du bei mir bist."
Eine wundervolle Sekunde lang dachte Cathy, er würde dasselbe fühlen. Doch als sie ihn auf die Wange küsste, zog er sich zurück. Sein markantes Gesicht überzog sich mit einer feinen Röte, und seine Miene verschloss sich, als ob ihr Mund ihn verbrannt hätte.
Im Blick seiner blauen Augen konnte sie alles lesen, was zwischen ihnen geschehen war, auch das, was zwischen ihnen stand.
Es war so viel passiert: Sie hatten den Ausgang der Mine auf der anderen Seite des Bergs gefunden und waren auf einem Tieflader nach Mexiko City gefahren. Manuel hatte seine Beziehungen spielen lassen, als Rafe ihn Hilfe suchend anrief, und sie per Flugzeug in die Vereinigten Staaten geschmuggelt. Vor einer Woche hatte Rafe Cathy und die Kinder auf seine Ranch in den Bergen gebracht. Von dort hatte sie ihre Mutter angerufen und ihr berichtet, was Armi getan hatte. Von Chris erfuhr sie, dass Pita und die meisten anderen Dorfbewohner das Erdbeben überlebt hatten.
Doch es konnte keine Rede davon sein, dass ihre Mutter sie in ihren Entscheidungen unterstützt hätte. "Wie konntest du mir das bloß antun?", warf sie Cathy vor. "Nach all der Arbeit, die ich mir mit den Vorbereitungen für deine Hochzeit gemacht habe? Nach all den Unannehmlichkeiten, die Leute von Rang und Namen auf sich genommen haben, um zu deiner Hochzeitsfeier nach Mexiko zu fliegen?"
"Es war nicht meine Feier, Mutter, es war deine."
"Nur eine Närrin versetzt einen französischen Grafen, um mit so jemand Schrecklichem durchzubrennen wie … wie diesem Leibwächter."
"Rafe ist nicht schrecklich, außerdem ist er Sadies Vater."
"Er ist tätowiert und trägt einen Ohrring."
"Nicht mehr. Er hat einen Namen, Mutter, er heißt Rafe."
"Du hast uns finanziell und gesellschaftlich ruiniert. Du hast uns zum Gespött …"
"Armi wollte mich zwingen, Maurice zu heiraten, und er hätte Rafe umbringen lassen, wenn wir nicht geflohen wären."
"Das glaube ich nicht! Armi hat nur alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Familie zu retten … und deine Ehre. In Mexiko ist ihr guter Ruf das Wichtigste, was eine Frau besitzt. Wenn sie ihn verliert,
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