Baccara Exklusiv Band 23
die Fingerspitzen auf ihre Lippen. "Nicht jetzt. Gib mir ein paar Minuten Zeit." Er starrte vor sich hin. Die Bereiche von Licht und Schatten wurden deutlicher, erkennbarer. Er konnte Möbelstücke ausmachen, Gegenstände, die auf dem Couchtisch vor ihm standen.
Er konnte sehen! Alles wirkte wie ein unscharfer Film, aber er konnte sehen. Seine Stimme klang unsicher. "Nina …" Er hielt sie einen Moment ganz fest, dann ließ er sie los. "Etwas geschieht mit mir. Ich weiß nicht, wie oder warum." Er atmete tief ein und versuchte sich zu beruhigen. Langsam drehte er sich zu ihr um.
Sie fand seinen Gesichtsausdruck seltsam. Er wirkte fast verblüfft, nicht so, als hätte er Schmerzen. Ganz im Gegenteil, er schien überglücklich zu sein. Sie musterte ihn aufmerksam. Etwas war anders, etwas mit seinen Augen. Sie funkelten vor Leben und folgten ihren Bewegungen.
"Steve?" Sie brachte nur ein Flüstern heraus. "Kannst du mich sehen?" Sie ging an seine andere Seite. Er drehte nicht den Kopf, folgte ihr aber mit den Augen. Nina wurde ganz aufgeregt. Sie begann zu lachen, und Freudentränen strömten ihr über die Wangen. "Antworte mir. Kannst du sehen?"
"Irgendwie", sagte er vorsichtig, fast als hätte er Angst, es laut auszusprechen, weil es dann vielleicht nicht wahr sein könnte. "Ich sehe Licht und Schatten, Umrisse, helle Farben. Es ist alles unscharf."
Nina stürzte sich auf ihn, schlang die Arme um seinen Hals und bedeckte sein Gesicht mit zahllosen Küssen. "Wann … wie …?"
Er hielt sie fest, lachte mit ihr und küsste sie aufs Gesicht und auf den Hals, sooft er konnte. Er schmeckte ihre salzigen Tränen, spürte, wie sie zitterte.
Dann wurden sie allmählich ruhiger. "Wirst du dich nun von mir zum Krankenhaus fahren lassen?", fragte Nina.
Er küsste sie auf die Wange. "Du bist eine sehr sture Frau."
"Du hältst mich für stur? Ich kannte nicht mal die Bedeutung des Wortes, bis ich dich traf. Du bist der Inbegriff aller Sturheit."
Er streifte leicht ihre Lippen mit seinen. "Und ich kannte nicht mal die Bedeutung des Wortes 'Liebe', bis ich dich traf", erklärte er dann so geradeheraus, als wäre es das Natürlichste von der Welt. "Nun weiß ich zum ersten Mal in meinem Leben genau, was das ist."
Sie sah ihm ins Gesicht und versuchte zu ergründen, was er dachte. Sprach er wirklich das aus, was sie sich zu hören sehnte? "Steve? Meinst du …" Sie brach ab, da sie Angst hatte, ihn missverstanden zu haben.
"Ich versuche, dir zu sagen, dass ich dich liebe, nur gelingt mir das nicht richtig."
Freude stieg in ihr auf. Steve liebte sie. Nichts sonst spielte eine Rolle. Dann lief ihr ein kalter Schauder über den Rücken. Was war, wenn es sich nicht wirklich um Liebe handelte, sondern nur um eine falsche gefühlsmäßige Abhängigkeit?
"Bist du sicher, Steve?", flüsterte sie, und ihre Furcht war in ihrem Ton zu erkennen. "Wirklich sicher? Situationen wie diese erzeugen oft …"
Er legte die Fingerspitzen auf ihre Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen. "Ich weiß alles darüber. Du brauchst mir keine solchen Klischees aufzutischen. Ich habe mir alle Möglichkeiten durch den Kopf gehen lassen, und es kommt immer wieder auf dasselbe heraus. Ich liebe dich, Nina Morrison."
"Ich kann es nicht glauben, dass mir das tatsächlich passiert." Vor lauter Glück konnte sie kaum sprechen. "Sag es noch mal, Steve. Ich träume doch nicht, oder? Bitte sag es noch mal."
Er schmunzelte. "Du darfst nicht mal für einen Moment daran zweifeln, dass ich dich sehr liebe. Du träumst nicht, und ich spreche es gern so oft aus, wie du es hören möchtest. Ich liebe dich, Nina Morrison. Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich."
"Das ist etwas, von dem ich geglaubt habe, dass es nie in meinem Leben geschehen würde. Ich werde nie genug davon bekommen, es zu hören. Oh, Steve, ich liebe dich so sehr, dass es schon wehtut."
Er fühlte sich so beschwingt wie nie zuvor. Es war, als hätte er etwas bekommen, das ihm bisher immer gefehlt hatte. "Ich liebe dich, Nina. Ich liebe dich. Ich liebe dich", erklärte er aufgeregt. "Ich dachte, ich hätte dir nichts zu bieten, könnte nie für dich sorgen." Er verteilte zahllose Küsse auf ihrem Gesicht. "Ich will dich sehen, ganz deutlich sehen, dein wunderschönes Gesicht."
Nina erstarrte. Seine Worte taten ihr weh. Nun würde er sie sehen können. Angst überkam sie und verdrängte das grenzenlose Glück, das sie eben noch empfunden hatte. Steve würde wieder sein altes Leben
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