Baccara Exklusiv Band 23
mit großer Begeisterung tat.
"Du hast eindeutig zu viele Western gesehen", bemerkte Cathy.
"Ich schätze, da haben Sie Recht, Ma'am."
Cathy lächelte schwach. "Der Akzent ist ein wenig zu stark, außerdem hat Rafe nie 'Howdy' oder 'Ma'am' zu mir gesagt."
Nein, er hatte sie stets "Skinny" genannt …
"Hat er denn wenigstens einen großen Cowboyhut und Stiefel getragen?"
"An dem Abend, als ich ihn kennen gelernt habe, trug er schwarze Ledersachen und war mit dem Motorrad unterwegs."
"Das ist sogar noch besser."
"Ja, das stimmt", Cathy nahm sich mit letzter Kraft zusammen und versuchte, sich darauf zu konzentrieren, dass sie Sadie für Maurice begeistern wollte.
Aber Sadie bestand darauf, dass sie von Rafe erzählte, außerdem war es heute Abend ungewöhnlich leicht, mit dem Kind zu reden.
"Meistens trug er einen Cowboyhut und Stiefel", erzählte Cathy sanft. Aber nicht, wenn er mit mir geschlafen hat, fügte sie in Gedanken hinzu.
Sadie stand auf und ging zu ihrer Mutter, dann streckte sie eine Hand aus und strich gedankenverloren über das goldene Medaillon. "Und das hat er dir geschenkt?"
Cathy nickte.
"Weil er dich geliebt hat?"
Einen Augenblick meinte Cathy, ihr Herz müsste zerspringen, denn eine Zeit lang hatte sie das wirklich geglaubt. "Ja." Dieses Wort kam ihr erstaunlich ruhig und sicher über die Lippen.
Sadies Finger fühlten sich ebenso warm und weich auf ihrer Haut an wie Rafes, als er ihr die Kette mit dem goldenen Anhänger umgelegt hatte.
"Und du trägst es, weil du ihn immer noch liebst?"
Die Kinderstimme klang hoffnungsvoll, Sadies Tonfall verriet tiefes Vertrauen in die ewige Liebe. Auf einmal fühlte sich Cathy viel älter, als sie tatsächlich war, und mit leerem Blick schaute sie auf ihre Tochter hinab.
Diese furchtbaren Lügen. Warum war ihr plötzlich, als würde sie daran ersticken? Besonders eine lastete schwer auf ihrer Seele, und zwar die, dass Sadies Vater nicht mit Lupe aus dem Grab zurückkommen konnte.
Schließlich lebte der Vater ihrer Tochter.
Ja, dieser Nichtsnutz, der ihr Liebe vorgeheuchelt hatte, um sich seinen Job zu erleichtern, war überaus lebendig. Rafe hatte Geld von Armi angenommen und sich damit eine eigene Bodyguard-Agentur aufgebaut. Er und sein Geschäftspartner Mike hatten sich inzwischen einen Namen als Spezialisten für Personenschutz gemacht und arbeiteten für Politiker und Prominente; manchmal befreiten sie sogar amerikanische Staatsbürger, die in Krisenherden als Geiseln gehalten wurden.
Als Armi sich damals wütend bei Manuel über Rafes unprofessionelles Verhalten Cathy gegenüber beschwert hatte, vertraute ihm dieser an, dass er vor einigen Jahren Ähnliches erlebt hatte. Er hatte Rafe nach Peru geschickt, um seine Tochter Consuelo zurückzuholen, die mit einem Freiheitskämpfer durchgebrannt war. Als Consuelo sich weigerte, mit Rafe heimzufahren, hatte er sie mit Handschellen an sich gefesselt und sich so mit ihr durch den Dschungel geschlagen. Nach einer Woche mit Rafe in der Wildnis war Consuelo daheim angekommen – wohlbehalten, aber hoffnungslos verliebt, allerdings nicht mehr in den Freiheitskämpfer.
Manuel hatte versucht, Armi klar zu machen, dass Rafe beide Frauen in gefährlichen Situationen souverän beschützt hätte. Taktisch klug lenkte er das Gespräch auf Rafes heldenhaften Einsatz im Memorial Park in Houston, wo er Armi bei einer politischen Veranstaltung gerettet und den Attentäter dingfest gemacht hatte.
Cathy seufzte. In diesem Moment war Rafe sicher damit beschäftigt, irgendeine andere Frau zu bewachen, vielleicht sogar mit ihr zu schlafen. Allein der Gedanke daran war ihr unerträglich. Auf keinen Fall konnte sie Sadie die Wahrheit über ihren skrupellosen Vater sagen, sie sollte ein positives Bild von Rafe behalten.
"Ja … irgendwie liebe ich ihn immer noch", erwiderte sie schließlich und zog Sadie erneut in ihre Arme. Das Mädchen sagte kein Wort und hielt den goldenen Anhänger fest, als wäre er der kostbarste Schatz der Welt. Den freien Arm schlang sie um den Hals ihrer Mutter und küsste sie.
Cathy dachte an den Abend, an dem Rafe ihr das Schmuckstück geschenkt hatte.
"Hast du das gestohlen?", hatte sie aufgeregt gefragt.
"Nein", hatte er mit tiefer, rauer Stimme entgegnet. "Es hat meiner Mutter gehört." Eine Weile herrschte angespanntes Schweigen. "Mein Vater hat es ihr einmal geschenkt."
"Ich … ich werde es immer tragen."
Dann hatte er seine Lippen auf ihren Mund gepresst und sie aufs Bett
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