BACCARA EXKLUSIV Band 49
kann.“
„Aber das ist es, was sie will, trotz all dieser Erlebnisse“, erklärte Tony. „Nein, nicht trotz, gerade deswegen. So einfach es klingen mag, ich denke, sie will schlechte Menschen ins Gefängnis stecken, solche Leute wie den Mann, der ihre Mutter getötet hat. Das ist ihre Wahl. Was wir wollen, spielt keine Rolle.“
„Ich frage mich, ob Sie das noch genauso empfinden werden, wenn einer dieser ‚schlechten Menschen‘ Delia ein Loch in den Kopf schießt“, entgegnete Shenniker.
Die Worte trafen Tony wie ein Schlag in den Magen. Er hatte oft an die Möglichkeit gedacht, dass Delia in gefährliche Situationen geraten würde, wenn sie die Ausbildung abschloss, aber so direkt hatte er es nie in Worte gefasst.
Vor weniger als einer Woche hätte er sie überreden können aufzugeben. Warum hatte er es nicht getan? Jetzt war sie entschlossener als je zuvor. Seine Unterstützung hatte ihr Mut gemacht. Wenn er sie ihr wieder entzog, würde er Delia verlieren und nichts gewinnen. Sie würde einen Weg finden, die Ausbildung zu beenden, mit oder ohne seine Hilfe.
Das Einzige, was er tun konnte, war, dafür zu sorgen, dass sie alles Nötige lernte. Wenn sie darauf bestand, ihr Leben auf der Straße zu riskieren, dann sollte sie verdammt gut vorbereitet sein.
„Kann ich jetzt gehen, Sir?“, fragte Tony.
Shenniker nickte abwesend. Anscheinend war er in Gedanken verloren.
Delia summte glücklich vor sich hin, während sie Pizzasoße aus der Flasche auf einen Fertigteig goss. Es war ein besonderer Abend. Sie hatten die Ergebnisse des Staatsexamens bekommen, und sie und Sylvia hatten beide bestanden. Das wollten sie nun zu dritt mit Pizza und Wein feiern.
Tony war auch in der Küche, er schnitt gerade Zwiebeln. Delia fand, dass er heute Abend wirklich sexy aussah. Selbst die Schürze, die er über den Khakishorts trug, nahm ihm nichts von seiner Männlichkeit. Er hatte so schöne sehnige Beine. Da es nun warm draußen war, würde sie vielleicht mehr davon sehen.
Natürlich musste sie ihn dazu öfter treffen, und das war immer ein Problem. Sie hatte unglaublich viel zu tun. Wenn sie überhaupt Zeit zusammen verbrachten, dann arbeiteten sie meistens an irgendeiner Einzelheit von Delias Ausbildung.
Der Spanischunterricht war ihre neueste Herausforderung an der Akademie, und Tony drängte sie, ihre Vokabeln zu lernen und Verben zu konjugieren. Abgesehen davon, dass sie sich liebten, was sie so oft wie möglich taten, hatten sie kaum gemeinsame Freizeit, deshalb war dieser Abend wirklich ein Geschenk.
„Ich habe selbst heute auch etwas zu feiern“, sagte Tony. „Nächste Woche fahre ich wieder Streife. Kein langweiliger Schreibtischdienst mehr.“
„Du erwartest von mir, dass ich das feiere?“, fragte Delia trocken. „Da du darauf bestehst, nachts und an Wochenenden zu arbeiten, werde ich dich so gut wie gar nicht mehr sehen.“ Sie verteilte die Zwiebeln auf der Pizza. „Außerdem müssen Sylvia und ich uns auf einen neuen Ausbilder in Selbstverteidigung einstellen.“
„Mit euch beiden in der Klasse wird er derjenige sein, der Sorgen hat.“
Sorgen. Obwohl sie es nicht erwähnte, war Delia doch klar, dass sie sich auf noch etwas einstellen musste, nämlich auf die Angst um Tony. In den letzten Wochen und Monaten war sie verwöhnt worden. Unbewusst hatte sie seinen sicheren Lehr- und Schreibtischdienst genossen. Wenn er nun wieder Risiken einging, würde sie sich jede Nacht fragen, ob er lebend nach Hause käme.
„Ich habe Onkel Tab heute Morgen gesehen“, unterbrach sie ihre Gedanken.
„Sprichst du inzwischen wieder mit ihm?“ Tony rieb nun Parmesankäse.
„Es scheint so. Er hat wohl endlich entschieden, dass er nicht nur dauernd murren und das Gesicht verziehen kann, wenn er mich trifft. Er hat tatsächlich gefragt, wie meine Ausbildung verläuft. Als ich ihm geantwortet habe, es wäre okay, aber hart, sagte er ‚Halt durch, Kind‘. Und weißt du was? Ich denke, das war ehrlich gemeint.“
„Das ist neu“, erwiderte Tony.
„Er hat auch etwas Nettes über dich gesagt.“
„Ha! Es fällt mir schwer, das zu glauben.“
„Doch, wirklich. Er sagte, er wäre froh, dass du bald wieder Streife fährst.“
„Ja, weil wir so wenig Leute haben. Und er freut sich, dass er mich nicht mehr dauernd im Revier sehen muss.“
„Das hat er nicht gemeint“, widersprach Delia. „Er hat deutlich ausgedrückt, dass er dich für einen guten Polizisten hält und dankbar ist, dich wieder auf der
Weitere Kostenlose Bücher