BACCARA EXKLUSIV Band 49
in gespielter Strenge ihre Nase herunter. „Nein, ich hatte nur stets ein unglückliches Timing bei Autoritäten.“
„Aha.“
„Ich werde erwischt“, erklärte sie und stand auf. „Aber nicht immer“, fügte sie ebenso für ihn wie für sich selbst hinzu. Auf keinen Fall hatte es sie bei Joshua Blackwell erwischt.
An diesem Abend gelang es Joshua, einmal nicht im Regen zu stehen und Maddie nachzuschauen. Wäre er ein abergläubischer Mann, hätte er geglaubt, dass sie den Regen mitbrachte. Denn jedes Mal, wenn sie auftauchte, regnete es. Trotzdem wurde er heute Abend nicht nass, brauchte keinen Reifen zu wechseln oder Schnuller wiederzufinden.
Er hatte sie auch nicht geküsst. Das macht nichts, sagte er sich. Er war dreiunddreißig Jahre lang fabelhaft ohne Maddies Küsse ausgekommen. Er war ganz zufrieden mit sich, bis er ihren Ohrring auf dem Küchentisch entdeckte. Er starrte ihn einen Moment lang an. Dann hob er ihn auf und rieb ihn zwischen den Fingern. Das glänzende Silber reflektierte das Licht, und er dachte wieder daran, wie der Ohrring mit jeder Bewegung ihres Kopfes hin und her geschwungen war.
Sie wollte ihn als Langweiler sehen, der kein Interesse am anderen Geschlecht hatte. Der kein Interesse an Sex schlechthin hatte. Das passte ihm nicht. Es sollte ihn nicht stören, doch das tat es. Es fiel ihm sehr schwer, ihr nicht zu zeigen, wie interessiert er in Wirklichkeit sein konnte.
Und es fiel ihm reichlich schwer, nicht auszuprobieren, was nötig wäre, um ihre Meinung von ihm zu ändern. Sie war eine sinnliche Frau, ein wahrer Genuss nach der langen Enthaltsamkeit. Es war, als hätte er vergessen, Lunch zu essen, und als hätte es ihn bis zu Maddies Auftauchen nicht weiter gestört. Sie weckte eine neue Unzufriedenheit in ihm.
Er schob diesen Gedanken beiseite, doch am nächsten Morgen, als Joshua aufwachte, stellte er fest, dass er nicht geträumt hatte. Er fühlte sich eigenartig betrogen.
„Sie haben was getan?“, meinte Joshua. Diesmal war Maddie zu weit gegangen.
Sie bekam große Augen und hob beschwichtigend die Hände. „Ich habe Sie für die Tanzveranstaltung im Gemeindezentrum als Aufsichtsperson angemeldet.“
„Was zur Hölle …“
Maddie hielt dem Baby die Ohren zu und sah Joshua finster an. „Könnten Sie mir bitte in der Küche helfen?“
Wütend zog er seinen Regenmantel aus. „Ich verstehe nicht …“
„Bitte.“
Er holte tief Luft, um die Geduld nicht zu verlieren. „Na schön, aber falls Sie sich wegen meiner Ausdrucksweise Sorgen machen, lassen Sie das Baby besser bei Patrick.“
Maddie sah zu Patrick. „Hättest du etwas dagegen?“
„Nein.“ Offenbar war er froh, sich nicht mit seinem Vater auseinandersetzen zu müssen.
„Danke.“ Sie lächelte ihm beruhigend zu.
Das beruhigende Lächeln kommt ein bisschen voreilig, dachte Joshua und ging voran in die Küche. Er ignorierte den einladenden Duft von Rindfleischeintopf und lehnte sich an den Küchentresen. „Also?“
„Während Sie draußen waren, kam Mrs. Quackenbush mit ihrer Tochter vorbei und verkaufte Tickets für die Tanzveranstaltung im Gemeindezentrum.“ Sie senkte ihre Stimme. „Haben Sie Mrs. Quackenbushs Tochter Amy gesehen? Sie ist sehr hübsch. Patrick gaffte sie förmlich an, war jedoch zu schüchtern, um etwas zu sagen. Daher …“
„Daher was?“ Er klang selbst für seine eigenen Ohren sehr streitlustig.
Maddie fuhr unbeirrt fort: „Daher dachte ich, Patrick hätte Gelegenheit, mit Amy zu sprechen, wenn Sie bereit sind, an der Veranstaltung als Aufsicht teilzunehmen.“
„Das ist eine miserable Idee.“
Sie wirkte gekränkt. „Nein, ist es nicht. Es kostet Sie doch nur ein paar Stunden Ihrer Zeit.“
„Woher wollen Sie wissen, dass ich an diesem Abend nichts zu tun habe?“
„Ich habe Patrick gefragt.“
„Ich bin sicher, dass ich etwas zu tun habe.“ Und falls nicht, würde er eben etwas finden.
„Na klar“, erwiderte sie sarkastisch. „Sie können ja immer noch zu Hause bleiben, die Zeitung lesen und dem Gras beim Wachsen zuschauen. Dieser Abend wird Sie schon nicht umbringen.“
„Darüber lässt sich streiten.“ Sein Magen fing an zu knurren.
Ihre Augen verdunkelten sich vor Zorn. „So wie Sie sich verhalten, könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass Sie Angst haben.“
Sie wollte ihn mit aller Macht herausfordern. Nur mit Mühe widerstand er dem Verlangen, ihren frechen Mund mit einem Kuss zu verschließen. „Ich mag es nur nicht, wenn
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