BACCARA EXKLUSIV Band 49
Bissen. „Es ist köstlich.“
„Gut.“ Er setzte sich auf die Schreibtischkante. „Ich habe mich gefragt, ob du wohl am Freitag mit mir Eis essen gehen würdest.“
Und sie hatte sich gefragt, ob er sich noch einmal blicken lassen würde. Sie hatte es gehofft und gleichzeitig gefürchtet, ihn wiederzusehen. Sie hatte sogar Ben überredet, Joshuas Mahlzeiten auszuliefern, um ihm nicht zu begegnen. War sie feige? Vielleicht. Maddie zog vor, es als Besonnenheit zu betrachten. Da Besonnenheit früher nicht gerade zu ihren Tugenden gehört hatte, fand sie es eine gute Idee, sich diese Eigenschaft anzugewöhnen.
Bis jetzt ging es ihr allerdings gegen den Strich. Doch sie wollte noch nicht aufgeben. Sie hatte zu viel zu verlieren. Und nicht nur das – sie trug außerdem drei Schutzengel-Anstecker unter ihrem Kragen, um sie vor der Versuchung zu schützen. Diese Versuchung saß nun vor ihr, und zwar nicht in Gestalt des Eisbechers.
Sie räusperte sich. „Ich halte das für keine gute Idee.“
Er beugte sich vor. „Warum nicht?“
Seine Worte klangen intim; sein Mund war so nah, und sie konnte das Verlangen in seinen Augen erkennen. Es war das gleiche Verlangen, das auch sie in ihrem Innern verspürte. Es wäre so leicht, ihm die Lippen entgegenzuheben und sich von ihm küssen zu lassen.
Seine Augen konnten sie um den Verstand bringen, seine Stimme ihren Widerstand brechen. Er war die beste und die schlimmste Versuchung. Führe mich nicht in Versuchung, dachte Maddie verzweifelt.
Sie atmete tief durch und wich zurück. „Weil du die schlechte Angewohnheit hast, mein Eis schmelzen zu lassen.“
Am Samstagmorgen hatte Maddie die Stereoanlage auf Konzertlautstärke aufgedreht. Wenn sie ihre Steuerrückzahlung schon zum zehnten Mal durchsehen musste, dann konnte U2 ihr wenigstens helfen, das durchzustehen. Sie stellte Davids Schaukel auf zwanzig Minuten Schwung ein, und hin und wieder kitzelte sie seine Zehen oder machte küssende Geräusche an seinen Füßen. Sie blätterte gerade alte Quittungen und entwertete Schecks durch, als laut an ihre Tür geklopft wurde.
Maddie überlegte, ob sie aufmachen sollte. Bis jetzt hatten eine Wohltätigkeits- und zwei religiöse Organisationen bei ihr um Spenden gebeten. Grimmig stand sie auf und öffnete die Tür.
Joshua und ein vornehm gekleideter Mann standen auf ihrer Veranda. Bei Joshuas Anblick breitete sich das verdammte vertraute Gefühl wieder in ihr aus. Was machte er hier? Nachdem sie sein Angebot zum Eisessen und allem anderen, was er möglicherweise im Sinn gehabt hatte, abgelehnt hatte, war sie sicher gewesen, dass er sie nicht mehr aufsuchen würde. Schließlich konnte Joshua eine ganze Reihe von Frauen haben. Diese Vorstellung besserte ihre Stimmung nicht gerade.
Verärgert darüber, dass sie ihm schon wieder eine Abfuhr erteilen musste, dachte Maddie finster an ihre Schutzengel. Sie tat ihr Bestes, um ihre Sehnsucht nach Joshua zu bekämpfen, aber sie konnte ein wenig Hilfe gebrauchen.
Joshuas Lippen bewegten sich zwar, doch nahm sie kein Wort wahr. „Wie bitte?“, sagte sie.
Mit einem schiefen Grinsen ging er an ihr vorbei, um den Lautstärkeregler der Stereoanlage herunterzudrehen. „Ich habe gehört, du hast ein paar Probleme mit der Steuerbehörde, daher habe ich einen Freund mitgebracht, der dir helfen kann. Das ist Roger Hensley, er ist Steuerberater.“
Sie zögerte verwirrt und schaute von Joshua zu Roger. Dann streckte sie die Hand aus. „Danke. Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen.“ Allerdings hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wie sie sich Joshua gegenüber verhalten sollte. Dies ging weit über Eiscreme hinaus. Es war umsichtig und aufmerksam von ihm. Fast hätte sie geglaubt, sie bedeute ihm tatsächlich etwas. Ein Anflug von Hoffnung keimte in ihr, und sie tadelte sich selbst dafür. Sie war schon zu oft zum Narren gehalten worden.
„Maddie“, sagte Roger, „hätten Sie etwas dagegen, mich einen Blick auf Ihre Rückzahlung werfen zu lassen?“
„Nicht im Geringsten. Im Gegenteil, ich wäre sogar …“ Sie verstummte, als Joshua und sie sich in die Augen sahen. Die vertraute Spannung baute sich zwischen ihnen auf. Aber in ihrer momentanen Lage konnte sie ein Hilfsangebot auf keinen Fall ablehnen. „Ich wäre Ihnen sehr verbunden“, erklärte sie und ging, um die Unterlagen zu holen.
Zwei Stunden später hatte Roger wahre Wunder bewirkt und ihre Rückzahlung in Ordnung gebracht. Ehe er sich verabschiedete, überreichte er
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