BACCARA EXKLUSIV Band 61
„Hilfst du mir, die restlichen Tüten hereinzutragen? Während wir die Sachen dann wegräumen, kannst du mir erzählen, warum du hier bist.“
„Wieso weißt du so viel über Schwangerschaft? Warst du je schwanger?“, fragte Barbie, als sie wenig später beim Wegräumen der Einkäufe waren.
„Nein, noch nie. Von einer Brücke bin ich auch noch nie gesprungen. Trotzdem kann ich mir vorstellen, wie es ist.“ Elizabeth lächelte, um ihre Bemerkung abzumildern. „Ich habe doch in der Praxis mit Schwangeren zu tun, und Freundinnen von mir haben auch schon Babys bekommen und mir alle möglichen Einzelheiten geschildert.“ Elizabeth setzte Teewasser auf. „So, und jetzt sag mir, warum du vor meiner Tür geschlafen hast.“
Barbie verzog das Gesicht, doch ihre aufsteigenden Tränen waren Anzeichen für einen wichtigen Grund. „Müssen wir jetzt darüber reden?“
„Ich finde, du bist mir eine Erklärung schuldig. Du nicht? Du hast hier übernachtet, was gegen jede Regel verstößt, und nun bist du schon wieder hier. Also, was ist los?“
„Ich geh wieder.“ Barbie klang genauso tonlos wie am Morgen, als sie ihrem Vater kaum Auf Wiedersehen gesagt hatte.
„Wenn du willst“, erwiderte Elizabeth ruhig. „Aber offenbar gab es einen Grund für deinen Besuch. Meinst du nicht, es wäre besser, wenn du dich aussprichst?“
„Ich muss dauernd an das Baby denken. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Jeder hat gute Ratschläge für mich, aber ich weiß nicht, welche die richtigen sind!“ Sie begann zu weinen.
Elizabeth geleitete Barbie zu einem Küchenstuhl. Dann setzte sie sich neben sie und hielt ihre Hände. „Es stimmt schon, du hast eine Menge Probleme zu lösen. Aber lass dich davon nicht entmutigen. Nimm dir immer ein Problem zurzeit vor. Dann gehst du ans nächste und dann ans nächste. So wirst du sie alle bewältigen, glaub mir.“
„Schon.“ Barbie hatte Schluckauf. „Aber ich möchte, dass die Lösungen für mich gut sind, nicht für jemand anderen!“
„Meinst du jemand Bestimmten?“
„Ja! Wieso sitze ich mit einem Baby da, und er läuft herum, als ginge ihn das alles gar nichts an? Wieso finden ihn seine Freunde supertoll, und ich werde behandelt wie … wie der letzte Dreck!“ Ihre Augen blitzten vor Wut und Schmerz. „Wieso nur?“, flüsterte sie. „Wieso?“
„Barbie, das Leben ist oft unfair. Das lässt sich nicht ändern. Wer weiß schon, warum manche Menschen kein Gewissen haben? Manche Männer haben keine Ahnung, wie man Kinder großzieht, in Frieden lebt oder eine Familie zusammenhält. Und wenn sie das nicht von ihren Eltern mitbekommen haben, scheinen sie auch später nicht dahinterzukommen. Man muss es ihnen beibringen. Aber nicht alle Männer sind gleich.“
„Aus meiner Sicht sieht es aber ganz danach aus.“ Barbie schniefte. „Ich muss also all die Entscheidungen treffen, weil er sich weigert, irgendetwas zuzugeben. Seine Eltern unterstützen ihn da voll, sagte er mir.“ Ihre Tränen flossen erneut. „Ihrer Meinung nach habe ich mit vielen geschlafen und suche jetzt nur einen Dummen. Das Ganze sei mein Problem.“
Elizabeth tat das junge Mädchen leid. Aber sie hatte das alles schon oft gehört. „Ja, es ist dein Problem, solange du es vorziehst, ihn zu schützen.“
„Ich will ihn nicht schützen! Ich will überhaupt nichts mehr mit ihm zu tun haben!“ Das klang allerdings nicht sehr überzeugend.
„Wenn du dich entschließt, das Baby zu behalten, hat der Vater ein Recht, am Leben des Kindes teilzuhaben, ob dir das gefällt oder nicht. Und die Großeltern väterlicherseits auch. Das ist gesetzlich geregelt. Alle Kinder brauchen so viel Familie wie möglich, einschließlich Tanten, Onkel und Großeltern. Das nennt man Rückhalt in der Familie, und der bekommt uns allen am besten.“
„Ich habe nur Dad, und ich bin doch gar nicht so schlecht geraten“, widersprach Barbie. Sie sah auf ihre Hände, die Elizabeth noch immer festhielt. Dann riss sie die Augen auf. „Doch, ich bin schlecht geraten, nicht wahr?“
„Das ist Unsinn, Barbie. Schwanger zu werden, ohne verheiratet zu sein, ist ein Fehler, aber deshalb ist man nicht schlecht. Andernfalls wäre die halbe Welt schlecht.“
„Schon, aber …“
„Kein Aber. Jeder macht Fehler. Das ist das Leben. Und damit wir Fehler nicht wiederholen, versuchen wir, daraus zu lernen.“
„Ich bin schon dabei.“ Barbie ließ Elizabeth los, um sich die erneut über ihr Gesicht laufenden Tränen
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