BACCARA EXKLUSIV Band 61
sagen sollte. Sie wünschte, sie hätte etwas von der diplomatischen Art ihrer Schwester Mary. Oder ein so flinkes Mundwerk wie ihre Schwester Virginia.
Sie dagegen war immer direkt und sachlich. Also konnte sie das Gespräch auch nur so weiterführen. „Sicher wundern Sie sich, warum Barbie hier ist. Ich weiß es selbst nicht. Wie gesagt, lag sie schlafend vor meiner Tür, als ich nach Hause kam. Ich nahm an, Sie beide hatten Streit.“
Ben runzelte irritiert die Stirn. „Nein, wir hatten keinen Streit. Das muss mit dem anderen Mann in ihrem Leben gewesen sein.“ Die ungezwungene Stimmung war nun endgültig verflogen, denn seine Anspannung war nicht zu überhören.
„Tut mir leid.“ Elizabeth trank einen Schluck Wein. „Aber ich habe mich bereits gestern Abend unprofessionell verhalten, als ich Barbie mit nach Hause nahm.“
„Daran hatte meine Sekretärin schuld.“
„Es ist egal, wessen Schuld es war. Jedenfalls habe ich bei Barbie inzwischen zu viele Grundsätze für den Umgang mit Patienten missachtet. Wenn Sie einverstanden sind, werde ich eine meiner Kolleginnen in der Praxis bitten, die Beratung zu übernehmen, und ich werde einfach zusätzlich für Barbie da sein.“
In seinen dunklen Augen blitzte es auf. „Das bedeutet, ich kann Sie weiterhin treffen, ohne Schuldgefühle zu haben.“
„Ich gebe Barbie nicht an meine Kollegin ab, damit wir beide uns sehen können, Ben.“ Sie klang sehr förmlich, konnte es jedoch nicht ändern. „Sondern weil es besser für Barbie ist.“
„Ich bin einverstanden.“ Ben lächelte, und Elizabeth war hingerissen von seinem sinnlichen Mund. „Welchen Grund auch immer Sie dafür haben.“
Elizabeth atmete tief durch. Wie Frauen sich Bens Ausstrahlung zu entziehen vermochten, war ihr schleierhaft. „Wie lange waren Sie eigentlich verheiratet?“
„Okay, gehen wir nach Ihren Spielregeln vor“, erwiderte er, immer noch lächelnd. „Ich war mit Jeanne fast zwölf Jahre verheiratet. Sie war eine wunderbare Frau mit einem ausgeprägten Sinn für Humor. Nach fünf Minuten Plaudern wusste sie mehr über jemanden als ich nach einem Jahr Zusammenarbeit.“
„Sie war kontaktfreudig.“ Auch Barbie hatte diese Veranlagung, obwohl sie noch nicht voll entwickelt war.
Plötzlich verflog Bens Lächeln, und Elizabeth merkte, wie er traurig wurde. „Sie hatte so viel zu geben. Jeanne hatte sich immer viele Kinder gewünscht und doch nur ein Kind bekommen können. Sie benannte Barbie nach den Puppen, die sie so liebte. Ihre Sammlung wird einmal Barbie gehören, wenn sie älter ist. Barbie ist von ihrem Namen nicht gerade begeistert, aber sie weiß, wie sie dazu kam.“
„Was war Ihre Frau von Beruf?“
„Lehrerin, doch nach Barbies Geburt gab sie ihn auf.“ Ben hielt einen Moment inne, ehe er fortfuhr: „Sie war zu einer längst fälligen Mammografie gegangen, und es stellte sich heraus, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich glaubte es einfach nicht.“ Nachdenklich schaute Ben in seinen rubinroten Wein. „Sie zunächst auch nicht. Sie kämpfte mit aller Kraft. Doch kurz vor ihrem Tod gestand sie, dass sie den Knoten in ihrer Brust schon ein Jahr zuvor entdeckt hatte. So lange hatte sie gebraucht, um einzusehen, dass sie etwas unternehmen musste.“
Elizabeth wusste, dass dieses Verhalten nicht ungewöhnlich war. Die Angst vor der Bestätigung, Krebs zu haben, war stärker gewesen als Jeannes Angst zu sterben. „Es tut mir so leid“, sagte sie leise, während sie sacht seinen Arm berührte.
Ben lächelte flüchtig. „Danke. Ich denke immer, ich sei ganz gut mit Jeannes Tod fertig geworden. Doch kaum rede ich darüber, merke ich, wie wütend ich immer noch bin.“
„Und Barbie geht es genauso.“
„Hat sie das zum Ausdruck gebracht?“
„Ja.“
„Ich weiß, sie vermisst einfach eine weibliche Bezugsperson, aber …“
„Sie vermisst ihre Mutter“, verbesserte Elizabeth.
Die tiefe Traurigkeit in Bens Blick ging ihr sehr nah. „Ich kann ihr da absolut nicht helfen.“
„Doch, das können Sie. Seien Sie einfach für sie da.“
„Sie haben recht.“
„Das hört man immer gern, Mr. Damati.“
„Ben“, korrigierte er, während er ihr noch etwas Wein einschenkte. „Nun sind Sie an der Reihe. Erzählen Sie mir etwas von sich.“
Sie beobachtete die Bewegungen seiner schönen schlanken Hände. Seltsam, wie entspannt sie sich in Gegenwart dieses Mannes fühlte. Mehr noch, es überraschte sie, denn er war ein richtiger Macho, wenngleich auf
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