BACCARA EXKLUSIV Band 67: DEIN SINNLICHSTES VERSPRECHEN / MIT DIR EIN LEBEN LANG / JEDEN TAG EIN BISSCHEN MEHR / (German Edition)
überhaupt großgezogen hast, Mutter.“
Das Beben in Carls Stimme stand in krassem Gegensatz zum unterkühlten Ton seiner Mutter. Sie war verärgert, er jedoch schien tief verletzt. Kirby begann zu ahnen, wie schlimm seine Kindheit gewesen sein musste, und obwohl sie niemals vorschnell über andere urteilte, war sie sicher, dass sie diese Frau nicht mochte. Es tat ihr weh, dass Carl sie mit ihr verglichen hatte, doch sie war ihm deshalb nicht böse, denn bis auf ganz wenige Augenblicke hatte sie immer ganz bewusst Distanz gewahrt.
„Erspare mir bitte die üblichen Vorwürfe. Hätten dein Vater und ich unseren Beruf deinetwegen aufgeben sollen? Ist es das, was du von uns erwartet hast?“
Carl lachte, doch es war nicht die Art von Lachen, die Kirbys Herz erwärmte. „Ich bin im Lauf der Jahre klüger geworden, Mutter. Inzwischen weiß ich, dass ihr euren Beruf durchaus mit meiner Existenz hättet vereinbaren können. Ich habt mich nur nicht gewollt, das ist die Wahrheit. Es ging nicht darum, wie sehr du deinen Beruf, sondern darum, wie wenig du mich geliebt hast.“
„Wir haben immer gut für dich gesorgt.“
„Ihr habt mir Geld geschickt, Mutter. Mehr habe ich nie von euch bekommen.“
„Wie ich sehe, war es völlig sinnlos hierherzukommen.“ Carls Mutter wandte sich zur Tür, und beinahe wäre sie mit Kirby zusammengestoßen. Sie nahm sich kaum die Zeit, sie anzusehen, drehte sich nur noch einmal zu ihrem Sohn um und zischte: „Ihr beide verdient einander.“ Dann war sie verschwunden.
„Bilde ich mir das nur ein, oder ist es wirklich kalt hier drin?“, fragte Carl nach einer Weile. Dass Kirby vor der Tür gestanden und das Gespräch mit seiner Mutter mit angehört hatte, überging er.
„Es ist eisig“, sagte sie und ging zu ihm hinüber. „Ich hatte nicht den Mut hereinzukommen, aber es tut mir leid.“
„Was tut dir leid?“
„Du musst ein sehr einsames Kind gewesen sein.“
„Ich hab’s überlebt“, meinte er und grinste.
Sie nahm seine Hand und streichelte sie. „Na, findest du es immer noch kalt hier?“
„Hast du vielleicht vor, mich zu wärmen?“ Er zog sie näher zu sich heran, und sie malte mit dem Fingernagel kleine Kreise auf sein Hemd.
„Ich könnte die Heizung anstellen“, sagte sie leise. „Oder ich könnte …“ Und zum ersten Mal, seit sie sich kannten, küsste sie ihn. Es war ein Kuss voller Leidenschaft, aber er spendete ihm auch Trost und Vergessen.
Am Abend stand Carl an der Verandatür und betrachtete Kirby, die mit hochgezogenen Knien auf der Schaukel saß und in die Dunkelheit starrte. Sie hatte sich in ihre eigene Welt zurückgezogen, zu der niemand Zutritt hatte. Carl wusste nicht, wie es in dieser Welt aussah, doch er ahnte, dass der Grund dafür, dass sie sich immer wieder von ihm zurückzog, irgendwo dort zu finden war.
„Hier, möchtest du etwas trinken?“ Er stellte ein Tablett auf den kleinen Tisch, der vor der Schaukel stand.
Kirby zuckte zusammen und sah aus, als käme sie von ganz weit her. „Was ist das?“
„Heißer Kakao.“
„Danke schön.“ Sie legte ihre Hände um die Tasse und nahm einen Schluck von dem warmen Getränk. „Hast du Jodie ins Bett gebracht?“
„Sie schläft wie ein Engel.“ Neben dem Tisch, gegenüber der Schaukel, stand ein großer Korbstuhl. Carl setzte sich und schlug die Beine übereinander. „Du hast mir nie gesagt, wer er war.“
„Wen meinst du?“
„Den Mann, dem wir deinen kühlen Realismus in Sachen Liebe verdanken.“
„Ach“, sagte Kirby nur und starrte in ihre Tasse.
„Was hat er dir angetan?“
Sie hätte ausweichen können, und für einen Augenblick sah es auch so aus, als überlege sie, ob sie antworten sollte. „Er hat mich so weit gebracht, dass ich ihn schließlich liebte“, sagte sie langsam.
„Versteh mich nicht falsch, ich kann den Kerl jetzt schon nicht leiden. Aber was war so schlimm daran, ihn zu lieben?“
„Wir wollten heiraten.“
„Und was ist passiert?“
„Etwa eine Woche vor der Hochzeit bin ich etwas früher als sonst nach Hause gekommen.“ Sie schwieg und trank noch einen Schluck Kakao. „Er hatte schon seit Längerem bei mir gewohnt. Er studierte noch und konnte sich keine eigene Wohnung leisten. Manchmal … manchmal brachte er eine Kommilitonin mit nach Hause, um zu lernen. Ich kannte sie gut und hielt sie für eine platonische Bekanntschaft, bis ich die beiden an diesem Nachmittag in flagranti erwischt habe. Ich habe die Hochzeit abgesagt und alle
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