Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
auf dem harten Betonboden zusammenkauerte und augenblicklich einschlief. Für die Paparazzi war dies natürlich ein Fest, das seinen endgültigen Höhepunkt jedoch erst eine knappe halbe Stunde später erreichte, als die Polizei aufkreuzte und Kristian als vermeintlichen Einbrecher festnehmen wollte. Das Missverständnis klärte sich zwar recht schnell auf, aber Amy schlief wohl bereits zu tief und zu fest und hörte das Klingeln nicht. Daraufhin bot ihm die engagierte Polizeibeamtin an, ihn »bei seiner Freundin Sadie Frost in Primrose Hill abzusetzen« – wahrscheinlich las auch sie regelmäßig die Klatschblätter. Doch Kristian, so schilderten es später die Fotografen, sei über das freundliche Angebot erschrocken und habe mit schwerer Zunge geantwortet, »dass Sadie mit Sicherheit davon nicht besonders begeistert wäre.«.
An diesem Maiwochenende erhärtete sich der Verdacht, dass Amy sich wieder auf dem Weg nach unten befand. Auf dem Weg zurück in die Abhängigkeit von Drogen und Alkohol.
Dieser Verdacht war erstmals am 23. April 2008 aufgekeimt, als Amy nach einer sechsstündigen Tour durch die Pubs ihres Viertels einen Passanten geohrfeigt hatte. Das einzige »Vergehen« des Mannes war gewesen, dass er ihr vor der »Tok Bar« ein Taxi herangewunken hatte. Amy hatte jedoch schon vorher, im Pub, eine Wutattacke gehabt und sich wohl auch mit dem marokkanischen Musiker Mustapha el Mounmi heftig gestritten, weil der ihr nicht den Billardtisch überlassen hatte.
Zwei Tage später, am 25. April 2008, stellte Amy sich freiwillig auf der Polizeiwache in Holborn. Wäre es zu einem Gerichtsverfahren gekommen und wäre sie verurteilt worden, hätten ihr bis zu sechs Monate Haft und eine Geldstrafe bis zu 2000 Pfund gedroht. Sie wurde Kriminalbeamten übergeben, die sie befragten, über Nacht dort behielten und erst am nächsten Morgen entließen. Der »Daily Telegraph« berichtete:
»Die skandalträchtige Sängerin Amy Winehouse ist wegen einer minder schweren Körperverletzung verwarnt worden, nachdem sie die Nacht in der Zelle einer Polizeiwache in Central London verbrachte.«
Die offizielle Erklärung von Amys Management bestätigte die Meldung:
»Sie gestand, einen Mann mit der flachen Hand geschlagen zu haben und akzeptierte die Verwarnung. Amy kooperierte während der Befragung ohne Einschränkung und entschuldigte sich für den Vorfall. Sie dankte der Polizei für den professionellen Umgang mit dem Fall. Es werden keine weiteren Schritte eingeleitet.«
Aber die Zeichen standen bald wieder auf Sturm, denn es war ein neuer Medienknaller explodiert: Neuerdings liefen nämlich Amy und Pete Doherty Händchen haltend durch die Stadt – der wilde, genialische Frontmann der »Babyshambles«, der immerhin schon mal 14 Tage im Gefängnis verbracht hatte, weil er einem angeordneten Drogentest der Londoner Polizei nicht gefolgt war. Es bestand also die Gefahr, dass Amy rasch wieder ihr »altes Level« erreichen würde. Eine sechs Stunden lange Pub-Tour mit Pete Doherty ohne Alkoholkonsum wäre ja auch irgendwie sinnlos gewesen.
Unglaubwürdig wäre eine Nachricht von Amys Abstinenz sowieso gewesen. Schließlich waren die Paparazzi schon mehrere Tage lang ihren Spuren durch das Nachtleben der britischen Hauptstadt gefolgt. Jetzt erst aber erschienen die Beweisfotos, auf denen Amy und Pete »leicht angeschlagen« – was in den Bildunterschriften als »innig« interpretiert wurde – sich auf der Straße küssten. Amys vermeintliches »neues Glück« wirkte allerdings ein wenig unvollkommen, angesichts des in Haft sitzenden Blake.
Auch wenn Amy und Pete gut zueinanderpassten, da sie ja fatalerweise die gleichen Interessen und Leidenschaften teilten, waren sie nicht das »schöne Paar« im klassischen Sinne, denn die beiden »dunkelsten Figuren der Popkultur« erinnerten eher an eine unheilige Allianz.
Dabei war unklar, was genau sich da angebahnt hatte und vor allem: wann. Amy sah wohl in Doherty so etwas wie einen Seelenverwandten. Umgekehrt soll ihr der Sänger seine Liebe gestanden haben. Er war wohl so dermaßen verliebt, dass er gleich die ganze Welt umarmen wollte – auf seine Weise: Ein gewisser »1waytikt2tickletown« hatte nämlich bereits im Januar ein paar Filmchen im Internet gepostet, die erkennbar in Petes Wohnung aufgenommen waren. Sie zeigten Amy, sichtlich unter Drogeneinfluss, die mit dem Kätzchen ihres Seelenverwandten spielte. Ein älteres Video zeigte Amy sogar, wie sie Crack
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