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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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ich war schon mal in der Lounge.«
    »Oft?«, fragte Magdalena.
    »Ab und an.« Norman machte wieder eine Pause. Er schaute etwas verzagt, was gar nicht seine Art war. »Nun ja, genau genommen … zweimal, glaube ich.«
    »Mit wem warst du da?«
    Lange Pause … Stirnrunzeln … dann: »Mit Maurice.«
    »Beide Male?«
    Längere Pause … ein unsicherer finsterer Blick: »Ja.« Norman schaute sie scharf an. Magdalena verhörte ihn, sie hatte ihn ertappt … nicht bei einer Lüge, aber bei einer Unterlassungssünde … er hatte ihr etwas verschwiegen, das seine Abhängigkeit von Maurice — seinem Patienten — enthüllen könnte. Er änderte den Kurs und wurde wieder heiterer. »Aber ich kenne Maurice viel besser als die meisten, vielleicht besser als irgendwer sonst. Jeder in Miami will in seinen Dunstkreis, die Kunstsammler, die Kunsthändler — Kunst händler! Da kannst du einen drauf lassaa h HHHH ock hock hock hock! — die Museumsdirektoren, die Politiker, alle, wirklich alle Geschäftsleute — und ganz besonders unser neuer Freund Koroljow. Erinnerst du dich, wie Koroljow sich auf der Miami Basel auf Maurice gestürzt hat? Er hat ihm praktisch die Füße geküsst, wie ein kleiner russischer Leibeigener. Maurice verfügt eben über das einflussreichste Netzwerk in ganz Südflorida.« Er lächelte breit, dann schaute er Magdalena ernst in die Augen. »Deshalb müssen wir — du und ich — alles Menschenmögliche tun, um Maurice von dieser furchtbaren Schwäche, von dieser süchtig machenden Schwäche zu befreien. Aus einer Schwäche muss nicht unbedingt eine Sucht werden, aber es ist möglich. Du hast es genau richtig gesagt, Magdalena, sie frisst ihn auf. Das müssen wir verhindern. Er ist nicht nur reich und einflussreich. Er ist auch ein anständiger Mann, dem daran liegt, für die Gemeinschaft Gutes zu tun. Wir müssen unsere Arbeit machen, Magdalena! Deshalb versuche ich auch außerhalb unserer Sitzungen in seiner Nähe zu bleiben. Ich hatte das Gefühl, dass es wichtig für mich war, ihn auf die Miami Basel zu begleiten, obwohl die meisten Psychiater so etwas nie tun würden. Es gibt so viele aufregende Dinge in dieser Stadt, die wie die Miami Basel sind, zutiefst amoralisch. Die Menschen fühlen sich wohl mit Pornografie, solange sie von ›kultivierter‹ Provenienz ist.«
    :::::: Provenienz? ::::::
    »Maurice hätte in diesem Treibsand versinken können und wäre nie wieder aufgetaucht. Aber wir haben das verhindert, Magdalena. Wir sind bis zum Schluss an seiner Seite geblieben.«
    Das Komische daran ist … vielleicht glücklicherweise … dass er jedes Wort davon glaubt, dachte Magdalena. Er meint es todernst. Pflichtbewusst versagte sie sich jede gegenläufige Interpretation.

13
    A La Moda Cubana
    Es war etwa fünf vor zwölf, als der Sergeant und Nestor die drei Blocks vom Starbucks bis zum Polizeipräsidium in der 400 East Second Avenue N.W. gingen. Als sie das Gebäude betraten, behielten sie ihre CopSonnenbrillen auf, obwohl sie die Lobby und den Wartebereich in ein trübes Halb dunkel tauchten … das aber doch nicht so dunkel war, dass ihnen nicht die Polizisten aufgefallen wären, deren kritische Blicke ihnen folgten.
    »Wenn mir einer von diesen Trotteln dumm kommt, beiße ich ihm seine Scheißnase ab«, sagte der Sergeant.
    Der Truppe blieb die drohende Nasen- OP erspart, da in diesem Moment die heiße cubana namens Cat Posada — uh-huuh, Cat — aus dem Nichts auftauchte — jedenfalls aus dem Nichts für zwei Männer, die hinter ihren CopSonnenbrillen ein Leben im Zwielicht führten. Cat schenkte ihnen ein makelloses Girl-from-Ipanema-Lächeln — ahhhhhh — und sagte, sie möchten ihr folgen. Anscheinend war der Chief klug genug, um zu wissen, dass nichts die Verwundungen eines jungen Polizisten so gut heilt wie die Reize eines jungen Mädchens.
    Im Lift nach oben übte Nestor die Körperhaltung, mit der er dem Chief gegenübertreten wollte: Ich bin ein echter Cop … Schultern zurück, Kopf zurück, Kinn nach unten, vorschriftsmäßiger Kasernenhofstil. Bei der Kinnhaltung war er unsi cher … die Lippen sahen dabei so komisch aus — und genau in diesem Augenblick schaute ihn der Sergeant an und sagte, »Was ist denn mit dir los?« Nestor dachte, wenn er sich jetzt über das Thema auslassen würde, dann würde ihn das bei der entzückenden Cat Posada sicher Punkte kosten … Warum kümmerte ihn das überhaupt? Es kümmerte ihn eben. Warum kümmerte es ihn, was für einen Eindruck

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